Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes
sondern auch zu einem Vergnügen machte, ihn zu beobachten. Das Fitnessstudio suchte er zwar ohnehin regelmäßig auf, aber ein paar Stunden mehr in der Woche konnten nicht schaden. Es war kein Problem, sich im selben Studio anzumelden und dafür zu sorgen, dass er dort so oft wie möglich zur selben Zeit wie Southern trainierte. Manchmal konnte er zwar nicht weg, aber er hatte genug gesehen, um zu wissen, mit wem er es zu tun hatte.
Er wusste bereits genug. Was Southern getan hatte, dass sein Name auf der Liste stand, war mehr als genug. Dennoch schadete es nicht, noch ein bisschen mehr über ihn herauszufinden. Sicher zu wissen, um wie viel stärker als Southern er war, wie leicht er mit ihm fertig würde, sobald es so weit war. Sein verzerrtes, schweißnasses Gesicht zu sehen. Einen Vorgeschmack darauf zu bekommen, wie es sein würde, wenn er sich gegen die Leine zur Wehr setzte.
Er ging hinüber in den Geräteraum. Southern war auf der Butterfly-Maschine. Er setzte sich auf den Platz daneben in der mittleren Reihe und begann zu trainieren.
Er sah sofort, dass Southern eine Frau am anderen Ende beobachtete. Sie beugte und streckte sich, ihr Körper zeichnete sich deutlich in dem eng anliegenden schwarzen Fitnessbody ab. Southern drückte seine Oberarme gegeneinander und ächzte vor Anstrengung, während er die Frau in dem Spiegel, der die ganze Wand einnahm, nicht aus den Augen ließ.
Das war der Grund, weshalb Howard Southern hierher kam.
Ob Southern seit seiner Entlassung wohl wieder etwas verbrochen hatte? War er nun vorsichtiger, nachdem man ihn schon einmal erwischt hatte? Vielleicht war er auch bereits jahrelang damit durchgekommen. Beobachtete er die Frau im Spiegel und stellte sich dabei vor, wie er über sie herfiel? Geilte er sich daran auf, sie mit seinen Blicken abzutatschen und sich dabei einzureden, wie scharf sie darauf sei …
Die Gewichte donnerten zurück, als Southern die Griffe losließ. Er drehte sich um und blies die Backen auf.
»Warum tun wir das?«
Das lief ja prächtig. Er hatte ohnehin geplant, heute mit Southern zu reden. Ihn an der Saftbar in ein Gespräch zu verwickeln oder im Umkleideraum …
»Das ist doch der schiere Wahnsinn, oder?« Southern deutete mit einer Kinnbewegung auf die Frau in dem schwarzen Bodyshirt. »Da komm ich hierher, um mich wegen denen da umzubringen.«
Er erwiderte Southerns Lächeln. An dem, was er sagte, war was dran, wenn auch aus einem ganz anderen Grund.
Vierzehntes Kapitel
Carol Chamberlain erledigte drei Viertel der Arbeit ihres Zweimannteams.
Für die Nachforschung war ihr ein Beamter zugewiesen worden, doch Exdetective Sergeant Graham McKee war um einen der Lieblingsausdrücke ihres Mannes zu benutzen, ungefähr so nützlich wie eine Kakaoteekanne. Hielt er sich nicht gerade im Pub auf, dann machte er kein Hehl daraus, dass es seiner Meinung nach Carols Aufgabe war, Kaffee zu kochen und die Telefonate zu erledigen, während er sich draußen um die Aussagen kümmerte.
Vor ein paar Jahren hätte sie ihm seine zu klein geratenen Eier auf einem Tablett serviert. Jetzt machte sie einfach ihre Arbeit und seine dazu. Das dauerte vielleicht etwas länger, aber wenigstens wurde sie ordentlich erledigt. Davon war sie überzeugt. Noch konnte sie nicht die Hand dafür ins Feuer legen, aber sie hegte den schweren Verdacht, dass es für sie nichts mehr zu tun gäbe, wäre in diesem Fall bereits beim ersten Mal ordentlich ermittelt worden.
Für die Fahrt nach Hastings hatte sie nicht so lange gebraucht wie ursprünglich vermutet, allerdings war sie früh aufgebrochen, um auf der sicheren Seite zu sein. Jack war mit ihr aufgestanden, hatte ihr das Frühstück gemacht, während sie sich in Schale warf. Es war mit Händen zu greifen, dass er nicht glücklich darüber war, den Sonntag ohne sie zu verbringen. Doch er hatte versucht, es auf die leichte Schulter zu nehmen.
»Brutale Arbeitszeiten, sozial vollkommen unverträglich. Der ganze Sonntag im Eimer. Jetzt weiß ich wirklich, dass du wieder für die Polizei arbeitest …«
Sie überprüfte ihr Make-up im Spiegel, bevor sie aus dem Auto stieg. Möglich, dass sie mit der Grundierung etwas übertrieben hatte, aber dafür war es nun zu spät. Mit der Frisur war sie jedoch zufrieden. Gestern Abend hatte sie noch eine Tönung aufgetragen, um das Grau so weit wie möglich zu überdecken.
Jack hatte gemeint, sie sehe toll aus.
Sie ging zur Haustür und klopfte, versuchte, ruhig zu bleiben, schließlich
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