Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes
moralisch unterstützen und auf ein, zwei Neue ein Auge haben.«
Man grinste und schwieg wieder. Thorne fand, er müsse etwas sagen, um seine Anwesenheit zu rechtfertigen. »Was machen Sie denn beruflich, Alan?«
Stolz antwortete Norman für Ward. »Alan arbeitet beim Fernsehen. Er ist Journalist, und normalerweise berichtet er von Schauplätzen, wo ein bisschen mehr los ist als in Colindale.«
»Tottenham?«, fragte Thorne.
Ward lachte und wollte etwas sagen, aber wieder war Norman schneller. »Bosnien, Afghanistan, Nordirland.« Mit geschwellter Brust zählte Norman die Namen auf. Thorne fand, dass er angab wie ein kleiner Junge mit seinem neuen Fahrrad. Dass es ihn geradezu aufgeilte, jemanden wie Ward zu kennen, wobei es nicht wichtig war, wie eng die Freundschaft tatsächlich war.
Ein Blick auf Ward, und Thorne wusste, wie peinlich diesem das war und dass die beiden nicht wirklich gute Freunde waren. Das diskrete Augenverdrehen, das Thorne bemerkte, genügte, um ihm zu sagen, dass auch Ward Norman für ein ausgemachtes Arschloch hielt. Sofort fand er Alan Ward ungemein sympathisch.
Und nun war es an Thorne, den Fuß aus dem Fettnapf zu ziehen. »Sie kamen mir irgendwie bekannt vor«, erklärte er. »Es hat nur etwas gedauert, bis mir klar wurde, woher. Ich hab Sie im Fernsehen gesehen, stimmt’s?«
Norman wirkte, als mache er sich jeden Moment vor Aufregung in die Hose.
»Sie empfangen Sky?«, fragte Ward.
»Hauptsächlich wegen des Fußballs, muss ich gestehen.«
»Sind Sie Arsenal-Fan?«
»Gott, nein!«
In diesem Moment sah Thorne über Normans Schulter hinweg Trevor Jesmond durch die Tür kommen. Jesmond blickte herüber, erstarrte und versuchte rasch – wie Thorne ein paar Minuten früher –, sich unentdeckt aus dem Staub zu machen. Entsetzt, dass es überhaupt etwas gab, das er mit Jesmond gemein hatte, hob Thorne die Hand.
»Also dann …«, sagte Norman.
Zur offensichtlichen Freude des Pressesprechers verabschiedete sich Thorne hastig. Ward schüttelte ihm noch einmal die Hand und gab ihm eine Visitenkarte. Als Thorne ging, rief ihm der Journalist noch etwas nach, das er nicht ganz verstand. Über Freikarten für Fußballspiele.
Er holte Jesmond ein, als der Detective Superintendent seinen Wagen erreichte.
»Sollten Sie nicht bei Scotland Yard sitzen?«
»Ich wollte gerne wissen, ob DCI Brigstocke etwas zu Ihnen gesagt hat, Sir.«
Jesmond drückte den Knopf auf seinem Autoschlüssel, um das Auto zu entriegeln. Er öffnete die Tür des Rover und warf seine Mütze und seine Aktentasche auf den Beifahrersitz.
»Mein Beileid habe ich Ihnen bereits ausgesprochen …«
»Sir …«
»Doch wenn dieses Ereignis Sie derart emotional belastet, dass Sie vorübergehend nicht in meinem Team mitarbeiten können, wie kommen Sie dann in drei Teufels Namen auf die Idee, Sie könnten als verdeckter Mitarbeiter gute Arbeit leisten?«
»Ich glaube nicht, dass mein Vorschlag … sonderlich kompliziert ist«, erklärte Thorne. »Ich denke, ich bin absolut dazu in der Lage …«
Jesmond unterbrach ihn und blinzelte langsam. »Womöglich liegt es genau daran.« Seine Wimpern waren rotblond, hoben sich kaum ab von seiner trockenen Haut. Er legte es vielleicht darauf an, klug und nachdenklich zu wirken. Doch Thorne entging nicht, wie sich die schmalen Lippen zu einem – wie er fand – affektierten Grinsen verzogen. »Womöglich liegt es gerade an Ihrem Gemütszustand, dass Sie glauben, dies tun zu müssen. Dass Sie sich dafür geeignet halten. Und diesen Job als geeignet für Sie halten. Hab ich ins Schwarze getroffen, Tom? Wollen Sie das härene Büßergewand überstreifen und auf der Platte pennen?« Darauf wusste Thorne nichts zu entgegnen. Er wich Jesmonds Blick aus und beobachtete, wie das Licht von der Chromeinfassung des Blinklichts reflektiert wurde und auf die Knöpfe von Jesmonds makelloser Uniform fiel.
»Hören Sie, ich behaupte ja nicht, dass die Idee komplett blöd ist«, fuhr Jesmond fort. »Sie hatten schon blödere Einfälle.«
Thorne grinste und sah einen Funken Hoffnung. »Die kommt nicht mal in die Top Ten.«
»Und was dafür spricht … Selbst wenn Sie es vergeigen, haben wir nicht viel zu verlieren.«
»Wir haben nichts zu verlieren.«
»Geben Sie mir ein, zwei Tage Zeit, ja?« Jesmond trat zwischen Thorne und die Autotür. »Es ist nicht allein meine Entscheidung. Ich muss mit den Leuten von SO10 reden.«
»Ich bin mir sicher, das könnte uns weiterbringen«, beharrte
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