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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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»Ja, eindeutig eine Soldatenwohnung.«
    Eales lächelte. »Sehen Sie mal unter dem Bett nach.«
    Mackillop sah hinüber und stand auf, nachdem ihm Eales noch einmal ermutigend zugenickt hatte. Als er sich bückte, sah er, dass sich unter dem Bett eine Schublade befand. Er zog sie heraus, um eine Sammlung militärischer Memorabilien zu entdecken: eine Paradeuniform, gebügelt und zusammengelegt; eine Gasmaske; Abzeichen und Medaillen in offenen Kartons; Fotos. Und Waffen: Granaten, Schusswaffen, Messer, ein auf Hochglanz poliertes Bajonett …
    »Ach du Scheiße!«
    »Keine Sorge, die Waffen sind nicht scharf«, sagte Eales. »Die Schlagbolzen sind entfernt und die Laufbündel aufgebohrt.«
    Mackillop langte nach einer Pistole. »Darf ich?«
    »Bitte, nur zu. Die Kleinere ist eine Neun-Millimeter-Browning. Aus dem Irak.«
    Mackillops Hand verharrte über der Pistole. Er fragte sich, ob sie wohl dem Soldaten gehört hatte, der in der Wüste auf die Knie gegangen war. Ob man sie ihm abgenommen hatte, bevor man ihm eine andere an den Hinterkopf setzte. Er griff stattdessen nach dem Bajonett.
    »Das ist übrigens ziemlich scharf.«
    »Das glaub ich.« Mackillop stand auf und hob das Bajonett hoch. In der schmalen Klinge spiegelten sich die Badezimmertür, der Fernseher und der Videorekorder, sogar das schwarze Kabel, das sich von der Playstation zum Controller schlängelte.
    »Hübsch, nicht wahr?«, sagte Eales.
    »Das klingt jetzt vielleicht abgedreht und … irgendwie krank oder so.« Mackillop drehte den Griff. Ein reflektierter Sonnenstrahl fiel über Eales’ Gesicht. »Wurde mit dem Ding hier … schon mal jemand getötet?«
    Eales trat zu Mackillop und nahm ihm das Bajonett aus der Hand. »Mit dem hier?«, sagte er. Er betrachtete die Klinge, als sähe er sie das erste Mal, beugte sich vor und rammte sie Mackillop in den Bauch. »Bis jetzt noch nicht …«
    Der Polizist griff reflexartig nach dem Bajonett, legte seine Hände um jene des Soldaten, die größer und kräftiger und trockener als seine waren. Er versuchte zu schreien, aber als er den Mund öffnete, kam nichts weiter heraus als eine Blase, die sanft zerplatzte.
    »Sind Sie bereit?«, fragte Eales. »Dann los.« Er nickte, zählte leise bis drei, bevor er das Bajonett drehte und es nach oben riss, durch den Muskel hindurch zum Brustbein.
    Mackillop seufzte und sog rasch die Luft ein, als sei er gerade in eine mit zu heißem Wasser gefüllte Badewanne gestiegen oder gegen einen empfindlichen Zahn gestoßen.
    Danach war nur noch das Atemgeräusch zu hören, ein Keuchen und Gurgeln, und das leise Ächzen des Holzbodens unter ihren Füßen.
    »Das Glück reicht nie bis zum Schluss«, sagte Eales, ohne den Blick von ihm zu wenden. Er hielt das helle Leuchten in Jason Mackillops Augen fest, das noch einmal aufblitzte in diesen letzten ein, zwei Sekunden, bevor es erlosch. Wie der letzte Punkt auf dem Fernsehschirm, wenn er schwarz wird, wenn die Welt zu einer Nadelspitze zusammenschnurrt.
    Und dann das Nichts.
     

 
    Vierter Teil
    Das Ende des Fallens

Fünfunddreißigstes Kapitel
    Sein erster Gedanke war, so erzählte er später jedem, dass Mackillop sich aus dem Staub gemacht hatte, weil er nicht mehr länger warten wollte.
    Als Andy Stones Taxi es endlich durch den Samstagnachmittagsverkehr geschafft hatte und an dem Haus ankam, in dem Asif Mahmoud wohnte, war der Volvo nirgends zu sehen, und Jason Mackillop ging nicht ans Handy. Stone klingelte bei der Wohnung im Erdgeschoss. Mr. Mahmoud erzählte ihm, er habe keine Polizisten gesehen, aber Geräusche im Treppenhaus gehört. Jemand habe vor nicht allzu langer Zeit das Haus betreten und es bald wieder verlassen. Stone hatte sofort bei den anderen Bewohnern im Haus geklingelt – natürlich auch im obersten Stock –, aber niemand hatte ihm geöffnet.
    Verwirrt und verärgert hatte er beschlossen, ins Becke House zurückzufahren, und sich auf den Weg zur U-Bahn-Station gemacht. Erst dreißig Minuten später, als er in Colindale aus dem Untergrund kam, hatte er von Ryan Eales erfahren …
    »Um wie viel, glaubst du, hat ihn Stone verpasst?«, fragte Thorne.
    Holland zog einen Stapel Papier aus seiner Aktentasche. Er blickte auf. »Lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Aber es muss ziemlich knapp gewesen sein. Hendricks legt den Todeszeitpunkt auf irgendwo zwischen halb zwei und halb drei fest …«
    »Ich habe Brigstocke kurz nach zwei angerufen«, sagte Thorne. »Wir hätten schneller handeln müssen.

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