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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Buschtrommeln hören?
    Ihm fiel eine Bemerkung Brigstockes ein: »Die Maus weiß nichts von dem Käse in der Falle, und trotzdem nennen wir es Köder …«
    Als Russell Brigstocke vor ein paar Stunden in Charing Cross in den Verhörraum gestürzt war, hatte er den Eindruck gemacht, als wolle er ihm an die Gurgel springen. Er hatte kein Blatt vor den Mund genommen, erging sich sogar in Selbstbeschimpfungen wegen seiner Blödheit, überhaupt auf jemanden wie Thorne zu setzen …
    »Ich muss verrückt gewesen sein.«
    »Vielleicht lag es an Ihrer Diät …«
    Das hatte nicht geholfen. Erst kurz vor seinem Abschied schien Brigstocke weicher zu werden. Wie McCabe wandte er sich in der Tür noch einmal um und atmete tief aus, bevor er sagte: »Wenigstens sehen Sie jetzt wie ein Penner aus …«
    Auf dem Weg zur Oxford Street hinauf konnte Thorne Spike sehen, der ihm mit federnden Schritten entgegenkam. Dabei hüpfte das Schild in seiner Hand. Irgendwie wirkte er etwas unruhig, als habe er Ameisen im Hintern. Er brauchte die Kohle ziemlich schnell.
    Thorne dachte an Brigstockes Gesichtsausdruck, als er sich in der Tür umgedreht hatte: irgendwas zwischen Mitleid und Erleichterung. Dass er wie ein Penner aussehen könnte, daran hatte er nie gezweifelt. Er hatte nur nicht damit gerechnet, sich so zu fühlen …
     
    Die Soldatin, die neben Major Poulters Schreibtisch stand, trug eine Kampfhose und dazu ein grünes T-Shirt. Holland war verdutzt, wie gut die Uniform an ihr aussah. Als Teil des Royal Armoured Corps waren die 12th King’s Hussars ein reines Männerregiment. Weder Holland noch Kitson hatten damit gerechnet, hier einer Frau zu begegnen …
    »Darf ich vorstellen, Lieutenant Sarah Cheshire, unser Assistant Adjutant«, sagte Poulter. »Sie kennt sich fantastisch aus mit dem Verwaltungskram und ist verantwortlich für die ganze Datenbank. Wenn Sie ihr genau sagen, was Sie suchen, kann sie Ihnen bestimmt weiterhelfen.«
    Kitson erklärte, sie bräuchten eine Liste sämtlicher Soldaten, die im Augenblick noch in diesem Regiment dienten und im ersten Golfkrieg gekämpft hatten.
    »Sollte kein Problem sein«, meinte Cheshire.
    Hollands Charme war nicht mehr ganz so jungenhaft wie früher, aber er setzte dennoch darauf. »Das wär wunderbar, danke …«
    Cheshire nickte und wandte sich Poulter zu. »Ich kümmere mich dann mal drum, Sir.« Sie war nicht älter als zwei-, dreiundzwanzig. Hochgesteckte aschblonde Haare, ein schlanker Nacken.
    »Das ist nett von Ihnen, Sarah, vielen Dank. Um ehrlich zu sein, ich glaub nicht, dass Sie lange dafür brauchen.«
    »Sir?«
    Poulter sah zu Kitson und Holland. »Abgesehen von mir gibt es meines Erachtens nicht mehr als ein halbes Dutzend Männer, die noch im Regiment sind.« Er lächelte Cheshire zu und zog tief an seiner Zigarette, während er ihr nachsah, als sie das Zimmer verließ.
    »Warum so wenige?«, fragte Kitson.
    Holland schüttelte den Kopf. »Ich dachte, es wären weitaus mehr als ein halbes Dutzend.«
    »Soldaten quittieren den Dienst aus den verschiedensten Gründen«, erklärte Poulter. »Wir verlieren nach jedem größeren Konflikt Männer, eine Menge sogar. Letztlich ist es der Druck. Der Druck von außen und der Druck im eigenen Kopf. Wenn man das Glück hat, eine Familie zu haben, dann drängt die in neun von zehn Fällen darauf, dass man aussteigt. Man war da draußen und hat seinen Beitrag geleistet, hat den Hals riskiert, warum also soll man noch mal rausgehen? Wenn Sie das Glück hatten, heil zurückzukommen, reagieren die Lieben so gut wie überall gleich: Warum dein Glück überstrapazieren? Hör auf, solange es gut läuft.«
    »Verständlich«, meinte Kitson.
    »Natürlich. Aber das ist noch das Geringste an Druck. Im Kreis der eigenen Leute fällt die Anpassung hinterher leichter, obwohl das Leben danach auch mit einer intakten Familie kein Spaziergang ist. Sie kommen zurück aus dem Krieg, den Kopf noch immer voll, und ich rede dabei nicht unbedingt von Männern, die Nahkämpfe erlebt haben oder so was. Egal, wie lange man in Kampfgeschehen verwickelt ist oder in ständiger Bereitschaft steht, das kostet. Nicht wenige sind hinterher psychisch angegriffen.«
    »Posttraumatischer Stress?«
    »In manchen Fällen, ja. Aber bei einigen wirkt sich das anders aus. Die sehnen sich zurück nach dem Adrenalinhoch, das sie aus den Kampfhandlungen kennen. Hier bekommen sie das nicht. Man merkt es ihnen an. Die Blödmänner melden sich für Fallschirmsprünge und so

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