Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes
Besuch von der Army und der Met abgestimmt und genehmigt worden. Die Details waren in einer Reihe von Telefonaten zwischen den ranghöchsten Beamten durchgekaut worden.
Poulter zündete sich eine weitere Zigarette an und lehnte sich zurück. »Meiner Meinung nach hätte die Met mehr davon, mit der RMP Verbindung aufzunehmen.« Seine Stimme klang sanft und angenehm, wie die eines Wettermanns im Radio. »Aber es steht uns nicht an, über die Gründe zu spekulieren, richtig?«
Nachdem man ihnen Tee gebracht hatte und sie sich dem Geschäftlichen zuwendeten, wurde schnell klar, dass die Personalstruktur der Army mindestens genauso kompliziert war wie die Befehlsstruktur. Herauszufinden, wer wann wo eingesetzt war, war eine schier unlösbare Aufgabe.
»Wir haben hier nur Unterlagen über Soldaten, die noch dienen«, sagte Poulter. »Um das vorab zu klären. Die Gründe dafür sind rein praktischer Natur. Sobald sie ausscheiden, gehen sie mich nichts mehr an. Sie sollten sich also an das AP Centre in Glasgow wenden …«
Das wisse sie bereits, erklärte Kitson ihm, aber sie bräuchten nur die Namen derer, die gemeinsam mit Christopher Jago gedient hätten. Sie zeichnete ein grobes Bild, warum diese Namen so wichtig waren. Auf die Existenz des Videos wies sie mit keiner Silbe hin.
»Es geht hauptsächlich darum, die anderen drei der Crew aufzuspüren«, sagte Holland. »Wir möchten nur wissen, wie wir an diese Information herankommen.«
»Von welcher Crew reden wir denn?«, hakte Poulter nach.
»Wie gesagt, es geht um den Golfkrieg, 1991 …«
»Das ist mir klar. Aber Jago könnte Teil einer ganzen Reihe von Crews gewesen sein. Verstehen Sie? Nur in diesem einen Feldzug.«
»Verstehe …« Kitson ahnte bereits, dass das hier nicht problemlos über die Bühne gehen würde. Zwar hatten sie dieses Mal die relevanten Informationen dabei, aber sie waren genauso leicht vorzuführen wie bei dem Gespräch mit Rutherford und Spiby im Media Ops Office.
»Ich war überall im UK«, sagte Poulter, »und in den meisten Teilen Europas, ja? Ich war in Malaysia und Hongkong und in Belize, in Bosnien, den USA und in Australien. Und ich war am Golf. Verstehen Sie, worauf ich hinauswill? Soldaten sind ständig auf Achse, ständig. Nicht nur ihr Standort wechselt, sondern sie werden auch andauernd von einer Truppe zur anderen, von einem Bataillon zum anderen versetzt.«
»Was passiert in dem Fall mit den Unterlagen?«, fragte Kitson.
»Das läuft routinemäßig … außer der betreffende Soldat hat irgendwann bei einer nachrichtendienstlich tätigen Einheit gedient. Der SAS, dem Special Boat Service oder was es da sonst noch alles gibt …«
»Was passiert dann?«
»Nun, diese Unterlagen verschwinden gerne mal, oder ein paar Blätter fehlen. Normalerweise hat aber jeder eine P-Akte. Die ist vertraulich und enthält die wichtigsten Infos: die Kurse, die er besucht hat, Namen, Daten, seine Beurteilung und so weiter. Diese Akte nimmt er bei jedem Bataillonswechsel mit. Dann gibt es noch seine Truppenbibel mit bürokratischen Details – Passnummer und so weiter. Aber die bleibt auch beim Soldaten.«
»Dann sind die Unterlagen so mobil wie die Soldaten«, meinte Holland.
Poulter wandte sich um und blies den Rauch aus dem Fenster hinter ihm, das er geöffnet hatte. »Richtig. Und das geschieht aus rein praktischen Gründen. Andernfalls würden wir in dem Zeug ertrinken. Vermutlich kennen Sie das Problem. Jedes Formular in dreifacher Ausführung abheften.«
Kitson quittierte den leichten Ton mit einem höflichen Lächeln. »Warum wechselt ein Soldat den Standort?«
»Da gibt es eine ganze Reihe von Gründen. Vor allem gehen Soldaten dorthin, wo sie gebraucht werden. Man kann von einem anderen Regiment angefordert werden. Als Ersatz. Ein Beispiel: Man wurde in einer Panzercrew als Fahrer ausgebildet. Wenn nun in einer anderen Crew der Fahrer krank wird oder aus einem sonstigen Grund ausfällt, wird man in dieser Crew eingesetzt. Und in der alten Crew rückt ein Rekrut nach, mit dessen Ausbildung begonnen wird. Man arbeitet als Crewmitglied oder als technische Hilfskraft, und wenn irgendwo jemand mit genau dieser Ausbildung fehlt, springt man ein. Natürlich schicken einige Kommandeure ihre Leute gern herum und andere nicht. Wie auch immer, in dem Augenblick, in dem der ORBAT durchkommt, ist alles anders.« Poulter sah die Verwirrung in Hollands und Kitsons Gesichtern und erklärte: »Order of Battle. So nennt man einen
Weitere Kostenlose Bücher