Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes
ziemlich richtig …«
»Drei davon sind im Augenblick bei anderen Einheiten, womit sich – einschließlich Major Poulter – vier vor Ort befinden.«
Cheshire reichte Poulter die Liste, der kurz einen Blick darauf warf, bevor er sie Kitson gab.
»Danke«, sagte Holland. Er freute sich zunächst, als Lieutenant Cheshire seinen Blick länger als nötig erwiderte, war dann jedoch peinlich berührt, als er merkte, wie er rot wurde.
»Sie wissen bereits, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann«, erklärte Poulter. »Aber Sie sind herzlich eingeladen, sich mit den anderen auf der Liste zu unterhalten. Vielleicht graben die ja nützliche Erinnerungen für Sie aus, die Sie überprüfen können. Allerdings glaube ich nicht, dass Sie viel Glück haben werden …«
»Wir hatten auch bisher nicht viel Glück«, warf Kitson ein.
»Wie ich Ihnen bereits vorhin darlegte, haben diese Männer möglicherweise nie miteinander gedient, und selbst wenn sie es getan hätten, läge das schon eine Weile zurück.« An Holland gewandt fügte er hinzu: »Wie lange sind Sie schon bei der Met, Detective Sergeant?«
Holland spürte, wie ihm das Blut, aus welchem Grund auch immer, noch stärker ins Gesicht schoss. »Etwas mehr als zehn Jahre.«
»Gut, zehn Jahre. Und an wie viele Ihrer Kollegen, die mit Ihnen anfingen, können Sie sich erinnern?«
Holland blieb nichts übrig, als mit den Achseln zu zucken. Der Punkt ging an Poulter.
Cheshire trat einen halben Schritt vor. »Mir kommt da eine Idee.« Sie richtete sich an Poulter. »Was ist eigentlich mit den Kriegstagebüchern …«
»Sehr gut«, sagte der Major. Er wandte sich an Holland und Kitson, die ihn fragend ansahen. »Der Bataillonsadjutant führt routinemäßig Protokoll. Die Unterlagen werden anschließend in einer Akte gesammelt. Archiviert wird das alles dann irgendwo im Hauptquartier, oder?«
Cheshire nickte.
»Jago und seine Crew könnten darin erwähnt werden, aber nur, wenn einer von ihnen als belobigt oder als gefallen verzeichnet wird.«
»Gut, danke.« Kitson war sich ziemlich sicher, dass beides nicht zutraf.
»Wenn ich so drüber nachdenke, vielleicht sollten Sie auf Andenken und alte Sachen setzen.« Poulter kam langsam in Fahrt. »Eine Menge Soldaten heben sich die alten Sachen auf. Sie wären überrascht …«
»Was ist mit den Briefen?«, warf Cheshire ein. »Wenn die Männer auf der Liste noch mit denselben Frauen und Freundinnen zusammen sind, haben sie womöglich noch die Briefe, die sie vom Golf nach Hause geschrieben haben.«
»Richtig. Wieder eine gute Idee. Soldaten reden gerne über ihre Kameraden oder jammern über die Leute in ihrer Truppe, die sie nicht ausstehen können, oder was auch immer. Wenn Sie nur auf die Namen aus sind, wäre es den Versuch wert.«
Kitson gab ihm Recht, natürlich sei das alles einen Versuch wert, aber plötzlich erschien ihr das ganze Unterfangen, als greife sie nach jedem Strohhalm.
Erneut dankte sie ihnen für ihre Vorschläge. Das war aufmerksam und ausgefuchst. Aber in der Stimmung, in der sie sich befand – düster wie der Schatten, der sich über die gesamte Ermittlung legte –, fiel es ihr schwer zu sagen, ob man ihnen wirklich zu helfen versuchte.
Oder nur den Eindruck erwecken wollte.
Sie stiegen früh in ihren Zug zurück nach London, um einen Tisch zu bekommen. Sie hatten sich beide am Bahnhof etwas zu essen und zu trinken gekauft und saßen, während sie auf die Abfahrt warteten, zufrieden schweigend da, nur damit beschäftigt, die Sandwiches auszupacken und Zucker in den Kaffee zu rühren. Erst als der Zug den Bahnhof verließ, gab Yvonne Kitson die Bemerkung von sich, die den Besuch hier am besten zusammenfasste:
»Nie funktioniert etwas«, sagte sie.
Während Kitson zu schlafen versuchte, blätterte Holland ein Magazin durch, musste aber ständig an Thorne denken. Gestern Abend hatte ziemlich spät ein Dienst habender Sergeant von Charing Cross angerufen. Er hatte die Nachricht über Thornes Verhalten an Brigstocke weitergegeben, der vermutlich wiederum Trevor Jesmond davon in Kenntnis gesetzt hatte. Eine Kette von Gesprächen in den frühen Morgenstunden, die später dazu führen würden, dass man sich Tom Thorne vorknöpfte …
Holland dachte daran, wie er Thorne zum letzten Mal gesehen hatte. Wie er das London Lift verlassen hatte, nachdem sie sich das Golfkriegsvideo angeschaut hatten. Thorne schien so weit in Ordnung. Doch dann erinnerte sich Holland, wie nötig er selbst ein Bier
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