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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Einsatzbefehl, unabhängig davon, ob Krieg oder Frieden herrscht, okay? Sobald der da ist, geht’s ab. So einfach ist das.«
    Holland hatte angefangen, sich Notizen zu machen, hatte jedoch relativ rasch gemerkt, wie sinnlos das war. Trotzdem zog er eine Linie, als unterstreiche er etwas Wichtiges. »Das leuchtet mir alles ein, aber andererseits ist es doch im Falle eines Konflikts, wie im Golf, sinnvoll, etwas … Kontinuität zu wahren.«
    »Natürlich ist das sinnvoll«, erwiderte Poulter mit einem selbstzufriedenen Ausdruck, als habe Holland die übliche dämliche Zivilistenfrage gestellt. »Erst wenn das Regiment zum Einsatz kommt, werden die Leute rumgeschickt. Schließlich müssen sämtliche Vorschriften eingehalten werden.« Mit der Zigarette im Mund zählte er die Vorschriften an den Fingern ab. »Sie dürfen keine medizinischen Probleme haben. Gar keine. Zahnschmerzen genügen, und Sie bleiben zurück, klar? Sie dürfen nicht mit, wenn Sie noch nicht volljährig sind …«
    »Halt«, unterbrach ihn Kitson. »Wie kann man nicht volljährig sein?«
    »Sie können mit siebzehneinhalb in die Army eintreten. Nach der Grundausbildung etc. bekommen wir sie so mit siebzehn rum, aber für einen Einsatz müssen sie achtzehn sein. Also: Sie sind Richtschütze bei einer Panzercrew, und das Regiment wird in eine Kampfzone geschickt, ja? Wenn Sie erst in einer Woche achtzehn werden, übernimmt ein anderer den Job.«
    Kitson nickte. Ob die irakische Armee sich mit ähnlichen Vorschriften plagte …
    »Sobald Sie dann draußen im Einsatz sind, kann sich wieder alles ändern. Leute werden verletzt, so viel ist klar. Und damit meine ich nicht nur Verletzungen infolge von Feindberührung.« Er deutete zum Fenster hinaus auf die Panzerreihen, an denen Kitson und Holland vorher vorbeigekommen waren. »Wenn Sie von so einem Ding herunterfallen, merken Sie das. Das löst dann eine richtige Kettenreaktion aus. Ein Panzersoldat bricht sich den Arm, und ein halbes Dutzend Soldaten wechselt die Einheit.«
    Holland malte einen Kreis um den Punkt unter dem groß ausgemalten Fragezeichen in seinem Notizbuch. »Was ist mit den Soldaten, die im Golfkrieg dabei waren und noch immer demselben Regiment angehören?«, fragte er. »Könnten wir mit einem von ihnen sprechen? Nach dem, was Sie gesagt haben, müsste es irgendwo eine Liste mit den Namen dieser Leute geben.«
    »Ja, das würde uns helfen«, schloss sich Kitson an.
    Poulter dachte einen Augenblick nach, bevor er mit seinem Stuhl zurückfuhr und die Zigarettenkippe aus dem Fenster schnippte. »Ich geh mal los und gebe Ihren Vorschlag weiter«, sagte er. »Falls Sie inzwischen hier warten, kann ich Ihnen sicher noch irgendwo eine Tasse Tee besorgen …«
    Holland schlug sein Notizbuch zu, bevor Poulter an ihm vorbei zur Tür ging.

Neunzehntes Kapitel
    Spike fand Thorne eine knappe halbe Stunde nach seiner Entlassung.
    »Der fette Pauli, der vor Charing Cross die Issue verkauft, hat dich rauskommen sehen. Wie war’s?«
    »Gegen Auflagen auf freiem Fuß«, sagte Thorne. »Damit sie Zeit haben zum Nachdenken, ob sie mich anklagen.«
    Die Überraschung war Spike anzumerken. Was ja kein Wunder war. »Keine Ahnung, wie du dich da rausgeboxt hast. Was gibt’s groß zu überlegen? Du hast ’nen Bullen zusammengeschlagen.«
    »Sie warten auf die medizinische Untersuchung oder irgend so was.«
    »Aha …«
    »Außerdem ist ihnen klar, dass ein, zwei von ihren Leuten mit drinhängen, wenn sie mich wegen Körperverletzung anzeigen.«
    Nun hatte Spike verstanden. Zumindest glaubte er das. »Keine schlechte Idee. Wir besorgen uns eine von diesen Wegwerfkameras und machen ein paar Fotos von deinem Gesicht. Sieht ja echt übel aus.«
    Thorne hatte sich auf der Herrentoilette endlich selbst betrachten können, als Brigstocke mit ihm fertig war. Er sah so durch die Mangel gedreht aus, wie er sich fühlte. Ein Auge war blutunterlaufen, das andere halb zugeschwollen und violett. Sein Hals war auf einer Seite zerkratzt und die Stirn abgeschürft. Das kam von der Wand, gegen die er gedrückt worden war.
    »Ja, schon.« Thorne spürte die kalte Luft auf seinen Wunden und den Schmerz, der noch immer entlang seiner Schulterblätter sirrte, wo man ihm die Arme brutal nach oben gerissen hatte. »Waren am Schluss ganz schön viele.«
    »Was hast du denn erwartet? Wenn du einem Bullen ins Gesicht schlägst, verkloppen dich seine Kumpel, damit du was hast zur Erinnerung. Scheinen dir damit allerdings ’nen

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