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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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auf dem Weg nach Süden, Richtung Kentish Town. Die leeren Straßen waren das einzig Positive an dem bescheuert frühen Aufstehen und der beschissen langen Arbeitszeit.
    »Gibt es auch Musik hier?«, fragte Porter.
    Thorne drückte auf die Taste und sah die sechs CDs im CD-Wechsler durch, den er im Kofferraum eingebaut hatte.
    »Ist was von diesem Gitarrengewimmer dabei?«
    Thorne sah zu ihr, er hegte keinen Zweifel, mit wem sie gesprochen hatte. Ihr freches Grinsen konterte er mit einem Achselzucken. »Holland ist ein toter Mann. Das ist Ihnen klar?«
    »Ein paar Country-Sachen gefallen mir: Garth Brooks, Shania Twain …«
    Thorne verzog das Gesicht und suchte nach einer bestimmten CD. »Okay, wenn Sie mir so kommen, mach ich es Ihnen nicht leicht.«
    »Übrigens war es nicht Holland«, sagte Porter.
    »Wer dann?«
    Dann spielte die Musik. Inmitten der Seufzer eines Akkordeons klagte zart eine Gitarre. Dann die Stimme …
    »Wer ist das?«, fragte Porter nach ein, zwei Minuten.
    »Hank Williams, könnte man sagen …«
    Porter sah verwirrt, genervt aus. »Singt er denn nicht?«
    Während er zwischen zwei Geschwindigkeitskontrollen hundert fuhr, erklärte ihr Thorne, dass Williams während seiner Karriere eine Reihe Platten unter Pseudonym rausgebracht hatte. Als »Luke The Drifter« nahm er eine Reihe von »Erzählungen« auf, die er auch selber schrieb – gesprochene Stücke vor einem einfachen Musikhintergrund. Einige davon geradliniger gesprochener Blues, andere dagegen klangen eher wie ein Gebet oder ein gesprochenes Kirchenlied. Diese moralischen Vorträge – die als viel zu unkommerziell für die Musikboxen und Radiosendungen galten, mit denen dieser große Mann sich sein Brot verdiente – waren düster, aber voller Mitgefühl – meilenweit entfernt von dem saufenden Abtrünnigen, als den ihn die Countryfans verehrten.
    »Ist ja echt deprimierend«, meinte Porter.
    »Geschieht Ihnen recht.« Thorne drückte aufs Gaspedal, schaffte es gerade noch, bei Dunkelgelb über die Ampel zu kommen, und bog nach links ab, Richtung Belsize Park. »Wär doch nett, so ein Alter Ego«, fuhr er fort. »Finden Sie nicht? Eine andere Seite der Persönlichkeit auf die Welt loszulassen, von der niemand weiß, dass Sie es sind? Der Sie die Schuld in die Schuhe schieben können und die für Sie alles erledigt, wozu Sie keine Lust haben?«
    Porter stimmte ihm zu, das sei keine schlechte Idee. »Und was würden Sie dann tun?«, fragte sie.
    Thorne dachte kurz darüber nach und grinste. »Wär schon super, Trevor Jesmond Bescheid zu stoßen, dass er den Verkehrten zur Sau gemacht hat. ›Tut mir leid, Sir, ich glaube, Sie haben mich mit Kevin der Arschgeige verwechselt. Oder vielleicht meinten Sie Roger Rutsch-mir-den-Buckel-runter?«
    »Und Sie?«
    Porter überlegte, sagte dann aber, ihr falle nichts ein, also fuhren sie schweigend weiter und hörten sich »Men with Broken Hearts« an, das Williams stolz als den »schrecklichsten und morbidesten Song« bezeichnet hatte, »den Sie in Ihrem Leben gehört haben«.
    Thorne fuhr langsamer, als sie in die Nähe der Wohnung kamen. Machte Porter auf die Geschäfte und Besonderheiten der Gegend aufmerksam, auf die interessanten Pubs. Auf der Kentish Town Road legte er großen Wert darauf, den Bengal Lancer gebührend hervorzuheben. »Bestes indisches Restaurant in London«, sagte er. »Essen Sie gerne indisch?«
    Porter nickte. »Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie bis Pimlico liefern.«
    »Ich könnte Sie mal dorthin einladen.« Thorne sah zu ihr hinüber, und ihre Blicke trafen sich, als ihre Augen gerade zum Seitenspiegel drifteten. »Die würden sich gut um uns kümmern«, sagte er.
    Als sie in der Wohnung ankamen, ging Thorne schnell voraus und räumte im Vorbeigehen auf, so gut er konnte. In der Diele schob er mit dem Fuß ein paar herumliegende Schuhe zur Wand und zog den Teppich gerade, hängte eine Jacke auf, die achtlos über einen Stuhl geworfen war. Porter ging an ihm vorbei, als er stehen blieb, um die heutige Post auf den bereits auf dem Tisch liegenden Stapel zu werfen. Als er zu ihr ins Wohnzimmer kam, bückte sie sich und machte ein Aufhebens wegen der Katze. Dabei tat sie so, als sähe sie die Nachricht nicht, die auf dem Sofa lag.
    Thorne griff nach dem Zettel und las:
    Mach dir keine Sorgen, ich hab gestern Abend nur Scheiße geredet. Ich hatte zu viel getrunken und war zu müde.
    Jetzt geht es mir wieder besser.
    Ich hab dein letztes Brot aufgegessen. Entschuldige

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