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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Kopf. Der diensthabende Beamte hinter der Plastikscheibe forderte den Jungen auf, sich wieder zu setzen, es komme sofort jemand.
    Thorne berichtete Kitson von seinem letzten Gespräch. Erzählte ihr, dass er trotz allem noch immer glaube, dass Freestone oder der Sarah-Hanley-Mord oder beides irgendwie mit der Entführung von Luke Mullen und dem Mord an Amanda Tickell und Conrad Allen zusammenhingen. Sie redeten noch ein paar Minuten. Kitson beklagte sich, es sei oft schwerer, eine klare Linie zu erkennen, je mehr Informationen man habe, je mehr Details sich ergäben. »Wald und Bäume und die ganze Scheiße«, meinte sie.
    »Was soll’s«, sagte Thorne. »Man kann ja immer noch Glück haben … Und zum Beispiel in Farrells Zimmer ein Adressbuch finden mit einer Seite »Kumpels, die am Mord beteiligt waren«. Oder unter seinem Bett einen Stapel rassistische Flugblätter von der BNP. Dann können Sie nach Hause und früh ins Bett gehen.«
    Kitson lächelte kurz und schüttelte den Kopf. »Sicher, die Tatsache, dass Latif und Khan einen pakistanischen Hintergrund haben, ist entscheidend, und ich behaupte auch nicht, dass dieser Mord nichts mit Rassismus zu tun hat, aber ich war immer der Meinung, das sexuelle Element des Angriffs sei wichtiger. Das verändert den ganzen Charakter der Sache.«
    »Und macht aus Adrian Farrell einen ziemlich üblen Charakter«, meinte Thorne.
    Da war es wieder, Kitsons Lächeln. Aber diesmal war es von der Sorte, wie man es an Krankenbetten zu sehen bekommt. »Ich geh jetzt besser mal«, sagte sie. »Und schau mir an, wo er das herhat.«
    Plötzlich kam Thorne ein Gedanke, und er hielt sie zurück. »Ich weiß, wir haben schon darüber gesprochen, aber wir sollten nach einer Verbindung zwischen Farrell und Mullen Ausschau halten. Nach etwas mehr als dem gelegentlichen Fußballspiel am Bolzplatz.«
    »Das hatte ich vor.«
    »Läuft zwar unter ›sich an einen Strohhalm klammern‹, aber man kann ja nie wissen …«
    Als Kitson gegangen war, holte Thorne seinen Polizeiausweis heraus, um ihn durch das Lesegerät am Ausgang zu ziehen, stattdessen ging er aber zuerst an die Rezeption. Er war sich bewusst, dass der diensthabende Beamte sein Gespräch mit Kitson mitbekommen hatte. Vermutlich war für den jungen uniformierten Beamten eine Karriere in Zivil als Kriminalbeamter eine schicke Alternative zu der Weitergabe von Nachrichten und der Brüllerei. Sich mit Leuten abgeben zu müssen, von denen man sich absolut sicher war, dass sie Prolls und Abschaum waren, und stattdessen selber lieber herumzubrüllen, wenn es einem bis zum Hals stand.
    Thorne sah hinüber zu dem Teenager, der noch immer stinksauer auf der Bank saß, und dann zurück zu dem Polizisten in Uniform, den er, da er bereits ein paar Mal mit ihm zu tun hatte, für stumpfsinnig hielt. »Bleiben Sie lieber hier, mein Freund, da sind Sie besser dran.«
    Der Polizist richtete sich auf. »Sir?«
    Thorne klopfte gegen die Plastikscheibe. »Hier haben Sie so was. Ein ordentliches Stück Plastik zwischen Ihnen und dem Rest der Welt. Wenn Sie das verlieren, wird’s hart, denn dann werden Sie merken, dass nicht Fäuste und Spucke Ihre größten Probleme sind.« Er wandte sich um und ging zum Ausgang. »Wenn die Plastikscheibe weg ist, Kumpel, dann sind Sie im Arsch.«
     
    Bis Mitternacht hatte sich die Polizeiwache Colindale geleert, der Großteil der etwa fünfhundert Beamten und Angestellten, die tagsüber hier arbeiteten, waren heimgegangen, und das Geschwirr, das sonst hier herrschte, hatte sich zu einem kaum noch wahrnehmbaren Surren reduziert. Natürlich war für die Nacht noch ein CID anwesend und ein Team für die Zellen, aber die meisten Räume und Büros waren menschenleer. Die ganze Wache hatte diese leicht surreale Atmosphäre, wie sie viele Gebäude nach Büroschluss annehmen, wenn die Luft dicker wird und die grellweißen Wände zu summen scheinen. Eine Theateraufführung in der Schule fiel Thorne ein, bei der er mitgemacht hatte. Die Probe am Abend, zu der er geeilt war, nachdem er zuerst nach Hause gesaust war, um die Schuluniform auszuziehen. Es war so seltsam und fantastisch gewesen, so belebend, in dem Gebäude zu sein, wenn es leer war. Er war in seiner Bundfaltenhose und den Schuhen mit der dicken Gummisohle von Klassenzimmer zu Klassenzimmer gerannt und hatte Schimpfwörter in die dunklen Gänge gebrüllt.
    In einer Polizeiwache ging es nach Einbruch der Dunkelheit weniger aufregend zu.
    Merkwürdigerweise machte

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