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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Vom Adrenalin hatte sie einen Kupfergeschmack auf der Zunge. »Sie haben sehr viel Selbstbewusstsein, Adrian«, sagte sie. »Und sehr viel Charme. Ich bin mir sicher, Sie kommen groß raus bei jungen Mädchen und alten Damen. Aber mit einem Augenzeugen und einer DNS-Übereinstimmung hilft Ihnen der ganze Charme nichts bei den Geschworenen.«
    »Ich habe Selbstbewusstsein? Wenn Sie mich fragen, sind Sie das, die das Fell des Bären schon zerlegt. Ihr Augenzeuge kommt sechs Monate nach der Tat. Und Sie reden über diese DNS-Übereinstimmung, als hätten Sie sie bereits in der Tasche.«
    Bei dem Gedanken an Farrells Grinsen, bevor er auf den Bürgersteig spuckte, konnte Kitson sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    Stone rutschte auf seinem Stuhl vor. »Ich sag Ihnen, wo Sie noch groß rauskommen«, sagte er. »Bei einem oder zwei von den Kerlen, mit denen Sie in die Zelle kommen.«
    Wilson stöhnte angeekelt.
    »Meinen Sie das ernst?«, fragte Farrell. Er hob entschuldigend die Hand. »Tut mir leid, ich versuche nicht, Sie aufzuziehen …«
    »Das ist der letzte Versuch«, sagte Wilson. »Wenn jedes Mittel recht ist, um jemandem Angst einzujagen, heißt das, der Fall ist nicht so wasserdicht, wie behauptet wird.« Er warf Kitson einen selbstzufriedenen Blick zu. »Wie erbärmlich.«
    »Durchaus angemessen, finde ich, wenn man bedenkt, was Amin Latif erdulden musste«, sagte sie.
    Die Angst, ja Wut, die in dem Jungen aufstieg, war nicht zu übersehen. Er griff nach Wilsons Notizbuch, blätterte zurück und stach auf etwas ein, was der Anwalt sich vorher notiert hatte.
    »Mein Mandant ist unglücklich wegen einiger Dinge, die beschlagnahmt wurden.«
    »Meine Sportschuhe.«
    »Sie werden für forensische Untersuchungen benötigt«, sagte Kitson. Es waren zwar am Tatort keine Fußabdrücke genommen worden, aber das gehörte zu den Standarduntersuchungen. »Das ist Routine.«
    Farrell schob seinen Stuhl zurück und streckte die Beine aus. »Die sind lachhaft.« Er hob die schwarzen Elastikturnschuhe hoch, mit denen so gut wie alle Gefangenen ausgestattet wurden. »Die passen nicht mal richtig.«
    »Die bekommt jeder hier«, sagte Stone.
    »Warum kann ich mir nicht ein Paar von meinen reinbringen lassen?«
    »Tut uns leid. Das ist Teil der Uniform. Steht zwar kein lateinischer Spruch drauf, aber …«
    »Meine Sportschuhe haben sehr viel gekostet. Die wurden speziell für mich gefertigt, verstehen Sie.«
    Wilson hob den Stift. »Können Sie uns versprechen, dass die Schuhe während der chemischen Untersuchung nicht beschädigt werden?«
    An dieser Stelle beschloss Kitson, das Gespräch zu beenden. Sie erhob sich und wies Stone an, sich um die Formalitäten zu kümmern: die Aufnahme zu stoppen und die Kassette vor den Augen des Gefangenen zu versiegeln. An der Tür blickte sie sich noch einmal um. Farrell und Wilson war noch immer die Bestürzung über das abrupte Ende des Gesprächs anzusehen.
    »Ich ermittle in der sexuellen Nötigung und Ermordung eines Siebzehnjährigen«, sagte sie. »Und ich werde alles tun, was nötig ist, um die Namen derer zu erfahren, die bei Ihnen waren, als das passierte. Denn ich möchte, dass Sie sich alle drei vor Gericht dafür verantworten, Amin Latif misshandelt und totgetreten zu haben.« Sie griff nach der Klinke und spürte, wie sie zitterte. »Aber ich werde nicht hier sitzen und mich mit Ihnen über Ihre Scheißschuhe unterhalten.«
     
    Zehn Minuten später sah Kitson vom Käfig aus Farrells Anwalt im Hof stehen und eine Zigarette rauchen. Sie ging hinaus zu ihm.
    Er bot ihr eine an, aber sie schüttelte den Kopf. »Haben Sie was Stärkeres?«
    »Sie wirkten etwas angespannt da drinnen«, meinte Wilson.
    »Er ist ja auch ein sauberes Bürschchen«, antwortete sie.
    Der Anwalt biss nicht an. Er zog ein letztes Mal tief an der Zigarette, bevor er sie vor zwei Polizeimotorräder warf. »Wissen Sie schon, wann Sie ihn wieder holen?«
    »Noch nicht genau, aber ich würde nicht zu weit weggehen.«
    »Ich hab mich gefragt, ob man in dem Pub da unten einen traditionellen Sonntagslunch bekommt.«
    »Im Oak? Man kann da schon essen, aber ich bin mir nicht sicher, ob die unter ›traditionell‹ dasselbe verstehen wie Sie.«
    Sie ging zurück und beschloss, nachdem sie den Papierkram mit dem diensthabenden Wärter erledigt hatte, sich ein Frühstück zu genehmigen. Und dann würde sie versuchen, Tom Thorne zu erwischen. Die neuesten Entwicklungen im Mullen-Fall gestern Nacht hatten sich wie ein

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