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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Wort »Freund« nicht richtig verstanden haben sollte.
    Porter hatte sehr wohl verstanden. »Gut, vielleicht können Sie mir dazu später noch mehr erzählen, falls Sie möchten, dass wir diesen Freund informieren.«
    »Ich fürchte, wir können Ihnen da nicht weiterhelfen, wir wissen nicht mehr.«
    »Kath blieb sehr für sich«, fügte der alte Mann hinzu.
    »Sie hat nicht gern über persönliche Angelegenheiten gesprochen.« Er zupfte nachdenklich an seinem Revers. »Sie hat uns etwa einmal im Jahr besucht, oder wir fuhren mit dem Zug für ein Wochenende runter.«
    »Das ist schwer, wenn man so weit entfernt wohnt«, sagte Porter.
    »Ja, das stimmt. Aber trotzdem haben wir über viele Dinge einfach nicht gesprochen, verstehen Sie.«
    »Schsch, mein Schatz, denk jetzt nicht darüber nach.«
    »Sie hat ihr ganzes Leben damit verbracht, sich in das Leben anderer Leute einzumischen, und dabei nichts über ihr eigenes erzählt, verstehen Sie?« Joan Bristow rückte näher zu ihrem Mann, versuchte, ihm etwas wie ein Lächeln zu entlocken. Ihre Sorge um ihn drang durch die dicke Puderschicht.
    Sie saßen da und sahen einer Frau mit einem elektrischen Bodenpoliergerät bei der Arbeit zu, belauschten das undeutliche Gemurmel eines Telefongesprächs und Lachsalven, die unpassenderweise aus einem Zimmer am Ende des Korridors zu hören waren. Bemüht, etwas zu sagen und das Geräusch zu übertönen, öffnete Porter den Mund, aber Joan kam ihr zuvor.
    »War es einer von diesen Verrückten?«, fragte sie. Ihr Mitgefühl spiegelte sich in ihrem Gesicht und ihrer Stimme wider. »Die sie immer wieder rauslassen, wenn sie noch gar nicht richtig gesund sind. Das liest man ständig.«
    »Dafür ist es noch zu früh.«
    »Kath hat oft mit so Verrückten zu tun gehabt im Lauf der Jahre. Glauben Sie, das war einer von denen?«
    Ehrlich gesagt hatte Porter keine Ahnung. Wer immer Kathleen Bristow und die anderen umgebracht hatte, war ihrer Meinung nach mit Sicherheit verrückt. Auch wenn andere später beurteilen mussten, ob er »geistig zurechnungsfähig« war. Sie fand die ganzen Regeln, die es dabei zu beachten galt, äußerst bizarr, um es vorsichtig auszudrücken. Ein Anwalt versuchte, ihr einmal zu erklären, wie man geistige Zurechnungsfähigkeit von geistiger Unzurechnungsfähigkeit unterscheiden könne. Wenn ein Mann ein Baby ins Feuer warf, hatte er gesagt, es aber für ein Stück Holz hielt, dann war er verrückt und damit unzurechnungsfähig. Also konnte man ihn für die Tat vor dem Gesetz nicht zur Rechenschaft ziehen. Das Gesetz sah das jedoch vollkommen anders, wenn er das Baby ins Feuer warf und sich dabei völlig darüber im Klaren war, dass es sich um ein Baby handelte. Porter hielt das für absurd und hatte mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg gehalten. Sie hielt den Mann, der wusste, dass das Baby ein Baby war, für den Verrückteren von beiden und für völlig durchgeknallt. Der Anwalt hatte daraufhin nur gelächelt, als sei genau das der Grund, warum dieses Thema so komplex war … und so faszinierend.
    Sie dachte daran, was der Bewährungshelfer, Peter Lardner, über Absicht gesagt hatte. Wenn das ein grauer Bereich war, dann kam verminderte Schuldfähigkeit in tausend Schattierungen daher.
    »Man kann wohl nicht anders, man fragt immer nach dem ›Warum‹«, sagte Bristow.
    »Was bringt das, mein Schatz? Das ist einfach Pech, nichts weiter.«
    Der alte Mann schüttelte den Kopf. Seine Stimme war plötzlich nur noch ein Flüstern, bevor sie ganz versagte. »Ob das nun ein Verrückter war oder nicht, man möchte doch wissen, was in seinem Kopf vorgeht.« Er rieb sich mit der Hand über die silbrigen Stoppel am Kinn. »Warum er sich unsere Kathleen ausgesucht hat.«
    Porter sah ihnen nicht ins Gesicht, als man ihnen die Leiche zeigte, und sie hielt keine Vorträge. Sie sagte nicht mehr als unbedingt notwendig. Sie erklärte Francis Bristow, dass sie sich alle mit dieser Frage herumschlugen, aber dass sie versuche, sie nach besten Kräften auf dem Laufenden zu halten.
    Und sie gab sich selbst ein Versprechen, die Art von Versprechen, die Tom Thorne sich gab, brach und damit lebte.
    Luke Mullen zu retten war natürlich ihre erste Priorität. Wenn er noch am Leben war und gerettet werden konnte. Doch wie auch der Entführungsfall ausgehen mochte, sie wollte tun, was in ihren Kräften stand, um diesem Mann hier eine Antwort zu geben. Sie wollte ihm genau sagen, warum seine Schwester gestorben war, und sie wollte den

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