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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Zucker zu machen. »Ehemalige Lehrerin, richtig?« Er hob die Hände, als sei damit alles gesagt.
    »Richtig.«
    »Ich vermute, sie kann ebenso gut austeilen wie einstecken. Ich wette, es kommt immer wieder vor, dass sie ihm sagt, wo’s langgeht.« Er wartete vergeblich auf eine Reaktion, bevor er fortfuhr. »Ich glaube, die Familie versteht sich gut darauf, dem Alten vorzumachen, dass sie das tut, was er sagt. Wissen Sie, was ich meine? Sie sind gut darin, ihm das Gefühl zu geben, er sei der Chef. Wahrscheinlich war es nicht anders, als er noch bei der Polizei war.«
    Trotz Parsons offensichtlicher Vorliebe für Klatsch und Tratsch hatte er nicht ganz unrecht. Hollands Vater war selbst Polizist gewesen. Und in den wenigen Jahren zwischen seiner Pensionierung und seinem Tod war seine Beziehung zu Hollands Mutter nach genau dem von Parsons beschriebenen Muster verlaufen.
    »Was ist mit dem Jungen?«
    »Haben Sie sein Zimmer gesehen?«
    »Noch nicht.«
    »Es sieht völlig anders aus als das von meinem Sohn, kann ich Ihnen sagen. Ich glaube nicht, dass er ein durchschnittlicher Sechzehnjähriger ist.«
    »Der durchschnittliche Sechzehnjährige wird auch nicht gekidnappt«, warf Holland ein.
    »Es ist alles eine Spur zu ordentlich und aufgeräumt.« Parsons zog ein Gesicht, als sei allein die Vorstellung schon unangenehm. »Und ich würde kein Geld darauf setzen, dass wir unter dem Bett eine Wichsvorlage finden.« Er hielt inne, als sich Hollands Gesichtsausdruck plötzlich veränderte, und wandte sich um. Das Mädchen stand in der Tür. »Juliet …«
    Holland hatte keine Ahnung, wie lange Juliet Mullen bereits dort stand, wie viel sie von ihrem Gespräch mitbekommen hatte. Ob sie sich so verhielt und diesen Ton draufhatte, weil sie wütend auf sie war oder weil ihr die Sache mit ihrem Bruder zu schaffen machte oder einfach, weil sie eine durchschnittliche Vierzehnjährige war.
    Das Mädchen hatte sich bereits halb umgewandt, um zu gehen, als sie mit einer leichten Kopfbewegung auf das Tablett deutete und, als wolle sie die beiden Polizisten in einem Geheimcode beleidigen, wie beiläufig erklärte: »Ich trinke eine Tasse Tee. Milch und zwei Stück Zucker.«
     
    »Um wie viel Uhr kommt bei Ihnen die Post?«, fragte Thorne.
    »Wie bitte?«
    »Wann kommt morgens die Post? Bei mir ist das absolut chaotisch. Jeden Tag zu einer anderen Zeit, und die Hälfte fehlt.«
    Falls Tony Mullen wusste, worauf Thorne hinauswollte, zeigte er es nicht. »Normalerweise zwischen acht und neun. Ich verstehe nicht …«
    »Ihre Frau sagte, sie habe Sie von Anfang an daran gehindert, die Polizei anzurufen.«
    »Sie hat mich nicht daran gehindert … «
    »Dass sie geglaubt hatte, es gäbe nichts, weswegen man sich Sorgen machen müsse.«
    »Ich hätte ohnehin nicht sofort bei der Polizei angerufen. Dafür gab es ja auch keinen Grund.«
    Thorne ging um das Sofa, zur anderen Seite des Kamins, wo Maggie Mullen ihre Zigarettenkippe im Aschenbecher ausdrückte. »Entschuldigung, vielleicht liege ich da falsch. Aber Ihre Frau hat doch zu verstehen gegeben, dass Sie besorgt waren. Zumindest beunruhigt.« Thorne fing Porters Blick auf, sah, dass sie ihn verstand. »Ich denke, Sie erwarteten eine Lösegeldforderung. Ich denke, Sie gingen davon aus, dass sich jemand Luke geschnappt hat und Sie von ihm hören würden. Spätestens bis gestern Morgen. Ich denke, dass Sie wahrscheinlich warteten, um herauszufinden, was die Typen von Ihnen wollen, um es dann selbst zu regeln. Erst als Sie im Briefkasten nichts fanden, begannen Sie, sich wirklich Sorgen zu machen. Sie fragten sich, was wohl passiert war. Und riefen uns an.«
    Maggie Mullen ging zu ihrem Mann und setzte sich auf die Armlehne seines Sessels. Sie strich ihm kurz über die Hand. »Tony neigt dazu, die Dinge meist sehr schwarz zu sehen.«
    »Das bringt unser Beruf mit sich«, sagte Porter.
    »Ich kann das durchaus nachvollziehen.« Thorne versuchte noch immer, Tony Mullen zu erreichen. »Sicher hätte ich genauso gehandelt.«
    »Mir war bereits Freitagabend, bevor ich ins Bett ging, klar, dass er gekidnappt wurde«, sagte Mullen. Er blickte auf zu Thorne, und so etwas wie Erleichterung spiegelte sich in seinem Gesicht. »Ich putzte mir die Zähne, und Maggie kümmerte sich unten um den Hund. Mir war klar, er war entführt worden, er wurde festgehalten. Luke ist nicht der Typ, der einfach abhaut. Und schon gar nicht, ohne uns zu sagen, wo er ist.«
    »Wie gesagt, durchaus nachvollziehbar. Ihr

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