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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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hemmungslos.
    Thorne winkte Holland und Parsons, doch mit dem Tablett herzukommen, bevor er zu Porter blickte, die soeben vom Boden aufsah. Ihre Blicke trafen sich. Er war froh, dass sie mit dieser Umarmung offensichtlich ebenso Probleme hatte wie er.

Amanda
    Als Conrad ihr in dieser Tankstelle in Tooting eine Knarre an den Kopf setzte, änderte sich alles.
    Die Sache hatte mit Sicherheit echt ausgesehen. Und sie hatte die Geisel überzeugend genug gespielt. Also hätte er nicht so übertreiben müssen: sie nicht an den Haaren herumzerren und ihr den Lauf der Spielzeugpistole nicht derart in die Schläfe rammen müssen. Später an dem Abend, nachdem sie das Geld gezählt und ordentlich einen draufgemacht hatten, hatte sie ihm Bescheid gestoßen. Klar, natürlich mussten sie echt rüberkommen, aber das hieß noch lange nicht, dass sie so scheiß Method-Actors waren! Sicher, er hatte nicht genau kapiert, was sie meinte. Also hatte sie es ihm in einfachen Worten erklärt, bis er es verstand. Es tat ihm schrecklich leid, und er war nur zu bereit, ihr zuzuhören, als sie ihm sagte, wie sie es nächstes Mal besser machen könnten.
    Da dämmerte ihr, dass sie es war, die die Fäden in der Hand hielt.
    Am Anfang hatte sie nur jemanden gesucht, der ihr einen Dealer, dem sie Geld schuldete, vom Leib hielt. Das war für Conrad kein Problem. Anschließend trafen sie sich weiter. Es schadete nicht, dass er einigermaßen gut aussah, sich in der Szene auskannte und sie anscheinend gern unter seine Fittiche nahm. Er hatte sich das Hirn zermartert, wie er an Kohle kommen könnte, um zu bezahlen, was sie brauchte. Sie war gerührt und erleichtert, ja glücklich, den ersten Mann nach ihrem Vater gefunden zu haben, der sich wirklich um sie kümmerte. Der getürkte Raubüberfall war Conrads Idee gewesen, aber alles danach stammte von ihr.
    Um sich durchzusetzen, hilft es natürlich, wenn man weiß, was der andere denkt. Wenn man vorhersagen kann, wozu er tendiert. Conrad war nie besonders gut darin gewesen zu behaupten, er fühle dieses oder jenes. Ihm stand die Wahrheit ins Gesicht geschrieben. Das gefiel ihr an ihm. Sie hatte sich nie wohl gefühlt mit Männern, die besser logen als sie.
    Auch ihr Daddy war kein guter Lügner gewesen. War ihm nicht gegeben. Natürlich wäre es möglich gewesen, dass er ein Doppelleben führte, ein schmutziges Geheimnis hatte, das er vor Amanda und ihrer Mutter verbarg. Vielleicht besuchte er Strichjungen oder hatte einen ganzen Harem an Geliebten – und wer hätte ihm das verübeln können bei der Ehe, die er führte? –, aber sie zog es vor, sich ihn so vorzustellen, wie sie sich an ihn erinnerte: perfekt, bis zu dem Tag, an dem er sie verließ. So schön, wie in dem Augenblick, als er durch die Windschutzscheibe seines Mercedes flog.
    Von der Entführung war Conrad nicht von Anfang an begeistert gewesen. Es hatte etwas Überzeugungsarbeit bedurft. Sie hatte ihm erklärt, es sei leicht verdientes Geld. Und, wichtiger noch, es sei weitaus mehr Geld, als sie in irgendeiner BP- oder anderen Tankstelle kassieren könnten. Sie versprach ihm, dass sie danach irgendwo neu anfangen, sich eine ordentliche Therapie oder einen Entzug leisten könnten. Diese Versprechungen hatten gereicht, und die andren, die sie ihm mit ihrem kleinen, dünnen Körper im Dunklen gemacht hatte.
    Und jetzt war er da, der Junge. Ihre überdimensionierte Babygeisel.
    Versprechungen funktionierten auch bei ihm, wie bei jedem Mann. Sie versprach ihm, ihm würde nichts passieren, wenn er ihnen keine Schwierigkeiten machte. Er wäre bald wieder zu Hause. Alles würde gut enden.
    Sie sah hinüber zu ihm. Er schlief, den Kopf auf den Händen, die sie ihm mit einer elastischen Binde gefesselt hatte. Sie überlegte, ob sie ihm noch eine Dosis geben sollte, damit er durchschlief, oder ob sie ihn aufwachen lassen sollte, um zu sehen, ob er seine Lektion gelernt hatte. Das Messer schien ihn etwas ruhiggestellt zu haben. Es schien ihm genug Angst eingejagt zu haben, so dass er sich wieder wie ein braver Junge benahm. Wie bei den meisten Jungs, die sie kennengelernt hatte, kam man in der Regel mit Drohungen weiter, wenn Versprechungen nicht reichten.
    Er sah gut aus, so viel stand fest. Über seinen Charakter konnte sie nicht viel sagen. Das erlaubten die Umstände nicht. Aber er schien ganz nett zu sein. Wahrscheinlich würde er das eine oder andere Herz brechen, wenn er je Gelegenheit dazu hätte.

Drittes Kapitel
    »Sollten wir damit nicht

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