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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Green aus dem Bett geholt und aufgefordert, die Polizei in sein chaotisches Büro zu begleiten, wo er einen Stapel nicht ganz koscherer Rechnungen durchsuchte. Der Autohändler hatte natürlich ein Interesse daran, ihnen zu helfen und wieder ins Bett zu kommen. Schließlich half ihm ein Foto auf die Sprünge, und er erinnerte sich vage an Allen und die ›knackige blonde Tussi‹, mit der dieser auf sein Gelände spaziert kam. An das Auto erinnerte er sich sofort: Er wusste noch jedes Detail des silbernen Ford Scorpio 2.9i, mit seinem 24 Volt-V6-Motor von Cosworth und, was von größerer Wichtigkeit war, wohin er ihn geliefert hatte, nachdem er die 1200 Pfund in bar eingestrichen hatte.
    Von einem blauen oder schwarzen oder sonstigen Passat wusste der Händler nichts. Daraus schloss das Team, das bei der Schule gesichtete Auto sei das seiner Freundin. Oder Conrad war zu der Ansicht gelangt, dass seine jugendliche Raserei vorbei sei, und hatte den Scorpio gegen ein gesetzteres Modell eingetauscht.
    Kaum hatten sie die Information, lief die Arbeit in Porters Team sofort auf Hochtouren. Der erste Schritt war die Einrichtung eines Observationspostens. In den frühen Morgenstunden nutzte eine engagierte Intel Unit den Schutz der Dunkelheit – die diesmal von Vorteil war – und brachte an einem Laternenpfahl gegenüber einem Immobilienmaklerbüro in einer Seitenstraße der Bow Road eine kleine Überwachungskamera an. Und eine weitere Kamera an der Rückseite des Hauses, um den Hinterausgang zu überwachen. Diese Kameras lieferten Bilder an Central 3000 sowie an ein mobiles Technikteam, das diese sofort schnitt und sendete, in einem zwei Straßen weiter stehenden und mit allen Schikanen ausgestatteten Lieferwagen. Mindestens ein Dutzend Mitglieder der Kidnap Unit waren über die Gegend verteilt: in leer stehenden Gebäuden und Zivilfahrzeugen oder auf der Straße. Sie warteten zusammen mit einem Special Events Team, einem Verhandlungsführer, Sanitätern und einer Gruppe von der SO19, den Scharfschützen der Met.
    Sie alle warteten auf ihren Befehl, wie auch immer er lauten mochte.
    Nachdem er beinahe vier Stunden in einem Auto mit demselben S07-Beamten festsaß, der ihn schon gestern Abend in Grund und Boden gelangweilt hatte, gelang es Thorne endlich, in eine Sandwichbar um die Ecke zu entwischen und sich einen frühen Lunch zu genehmigen.
    Er trug das Tablett zum Tisch und schob eine Tasse Kaffee und einen Teller zu der Frau gegenüber.
    »Was schulde ich dir?«, fragte sie.
    Thorne nahm die oberste Scheibe von einem Bacon-and-Egg-Sandwich und griff nach dem Ketchup. »Erzähl mir zuerst, was du für mich hast.«
    Er war überrascht gewesen, als Carol Chamberlain früh am Morgen anrief und ihn fragte, ob sie sich treffen könnten. Wenn sie nicht im Yard war, um an einem AMRU-Fall zu arbeiten, war es nahezu unmöglich, sie von ihrem Mann und ihrem Haus in Worthing loszueisen, das Thorne mit diebischer Freude Euthanasie-on-Sea zu nennen pflegte. Sie erzählte ihm, dass sie nach ihrem Telefongespräch mit Thorne gestern den ganzen Nachmittag telefoniert und sich dann in den Abendzug nach London gesetzt hatte.
    Dass sie sich mit einem alten Freund zum Abendessen getroffen und bei einem anderen übernachtet hatte.
    »Alte Freunde?«, hatte Thorne sie am Telefon gefragt.
    »Ein DCI, mit dem ich ein paar Jahre in der Murder Squad zusammengearbeitet habe, und ein DS, der um dieselbe Zeit wie ich in den Ruhestand gegangen ist. Beide gute Männer. Und eine große Hilfe.«
    Thorne sah zu, wie Chamberlain weitaus eleganter in ihr Brot biss als er zuvor. Er war beeindruckt, wie wenig Zeit sie nach ihrem gestrigen Telefonat verloren hatte, und sprach sie darauf an.
    »Ich denke, wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    Thorne erzählte ihr von der Überwachung von Conrad Allens Wohnung. Wenn das Leben eines Kindes auf dem Spiel stand, hatte sie natürlich recht damit, dass die Zeit nicht auf ihrer Seite war. Doch während sie an diesem Morgen im Auto saßen und darauf warteten, dass etwas passierte, hatte sich die Zeit gedehnt und gekrümmt, bis aus dem Gefühl, auf Kohlen zu sitzen, ein Gefühl unendlicher Trägheit wurde. Das Schweigen aus den Funkgeräten wurde ohrenbetäubend, und der Blick auf die zugezogenen Vorhänge am Fenster über dem Maklerbüro erschien wie der Blick durch das verkehrte Ende eines Teleskops.
    »Also los«, sagte Thorne.
    Chamberlain wischte sich die Krümel von den Fingern. »Ich hatte recht«, sagte sie.

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