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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Mirror. »Ich kapier nicht, warum Sie nicht DS Holland mitgenommen haben, Chef. Um Ihnen den kleinen Wichser zu zeigen.«
    »Ist Ihnen bereits langweilig, Andy?«
    Stone schüttelte den Kopf, ohne von der Zeitung aufzublicken.
    »Dave hat im Augenblick genug am Hals. Und außerdem will ich gar nicht, dass man ihn mir zeigt. Ich will wissen, ob ich ihn selbst erkenne. Klar?« Sie kaute an ihrem Daumennagel, während sie aus dem Fenster schaute.
    Irgendwie konnte man nicht alles haben, fand Kitson. Wenn es außerhalb des Berufs einigermaßen lief, lief es im Job Scheiße und umgekehrt. Vor ein paar Jahren war sie auf dem Sprung nach oben gewesen und hatte es gewusst. Die Fälle waren erste Sahne und ihre Arbeit ebenfalls. Und dann war sie so blöd und ließ sich mit einem Vorgesetzten ein. Doch während ihm von seiner Frau und den Bonzen verziehen wurde, hatte sie zusehen müssen, wie sowohl ihre Karriere als auch ihr Familienleben in den freien Fall übergingen. Jetzt war zumindest zu Hause alles wieder im Gleis – den Kindern ging es gut, die Beziehung zu ihrem Exmann war zivil, und sie hatte wieder einen Freund –, aber beruflich war das nicht der Fall. Obwohl sie arbeitete wie eh und je, fiel ihr die Arbeit mit jedem neuen Misserfolg, jedem Kompromiss, schwerer. Es war zum Verrücktwerden. Sie fragte sich bereits, ob es an ihr lag, ob sie nicht mehr zufrieden sein konnte.
    Stone hörte kurz auf, zwischen den Zähnen hindurchzupfeifen. »Schon komisch«, sagte er. »Hier wimmelt es nur so von Andeutungen über einen ›populären Moderator im Nachmittagsfernsehen‹, der ein Verhältnis mit seinem – wohlgemerkt: männlichen – Assistenten hat. Wer könnte das denn sein?«
    Die Latif-Ermittlung war selten frustrierend gewesen. Und jeder Mordfall, der seither auf ihrem Schreibtisch gelandet war, schien genauso zu verlaufen. Sie lief gegen Wände. Die Mauer, mit der sie es heute Morgen zu tun hatte, war um einen bösen Initiationsritus gebaut, den es zu bestehen galt, wollte man in eine Drogenhändlerbande aus Tottenham aufgenommen werden. Künftige Mitglieder mussten in einem Auto mit ausgeschalteten Scheinwerfern durch die Straßen fahren und in das erste Auto schießen, das aufblendete, um zu beweisen, dass sie würdig waren. Diese zufällige Auswahl des ahnungslosen Opfers war einfach und brutal.
    Der erste Fahrer, der unglücklicherweise helfen wollte.
    Vor fünf Tagen war der Mann am Steuer eines Toyota Landcruiser, nachdem man ihn grundlos beschossen hatte, auf einen Bürgersteig in der Seven Sisters Road gefahren, wobei er und eine junge Frau, die an einer Bushaltestelle gewartet hatte, den Tod fanden. Ein neues Gangmitglied hatte es auf einen Schlag vom kleinen Crackdealer zum Doppelmörder geschafft. Und obwohl Kitson und ihr Team sehr wohl wussten, welche Gang dafür verantwortlich war, und mit einem halben Dutzend junger Männer gesprochen hatten, von denen jeder wusste, wer den Abzug gedrückt hatte, hielten alle dicht.
    Manchmal trug die Mauer ein breites Grinsen und goldene Zähne im bleckenden Maul und trat derart von sich überzeugt auf, dass Yvonne Kitson an sich halten musste, um die Jungs nicht mit einem kräftigen Haken in die nächste Woche zu befördern.
    Sie brauchte dringend einen Erfolg. Weniger wegen des Eindrucks nach außen hin als aus persönlichen Gründen. Und wenn Dave Hollands Sehkraft und Instinkt nicht ernsthaft gelitten hatten, stand sie vielleicht kurz davor.
    Stone kam zur letzten Seite seiner Zeitung. »Andererseits nicht so überraschend«, sagte er. »Vermutlich sind eine ganze Reihe von diesen Fernsehmoderatoren vom anderen Ufer, finden Sie nicht auch?«
    Kitson brummelte etwas vor sich hin, was genauso gut »ja« wie »nein« hätte heißen können, während sie sich mit jeder Faser auf die Gruppe konzentrierte, die gerade über die Straße ging. Auf den ersten Blick, den sie auf Adrian Farrell warf. Auf die Tatsache, dass sie Dave Holland ein großes Bier schuldete.
    »Ist er das?«
    Kitson hob die Hand, um Andy Stone zum Schweigen zu bringen, als wäre der Junge, über den sie sprachen, nur ein paar Meter entfernt. Als wäre sein Gehör ebenso phänomenal wie seine Arroganz. Sie sah zu, wie er langsam den Hauptweg herunterkam. Er war tatsächlich nicht zu übersehen. Er plauderte mit zwei anderen Schülern, einem Jungen und einem Mädchen. Obwohl er das Schulgelände nur für eine Stunde verließ, sah Kitson, wie er wie die meisten anderen die von Holland beschriebene

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