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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Straße durchzuführen, da Waffen im Spiel waren.
    Thorne blinzelte nicht einmal.
    Zwanzig, fünfundzwanzig Sekunden lang blieb das Bild unbewegt, dann war plötzlich Bewegung da. Ein Dutzend oder mehr Gestalten kamen ins Bild. Tauchten aus dem Hintergrund oder links und rechts aus dem vernachlässigten Garten und entlang der abbröckelnden Mauer auf und huschten zu der Leiter.
    Dann ein Gewirr von Handzeichen und hoch; wobei es weniger auf die Geschwindigkeit ankam als darauf, unentdeckt zu bleiben.
    Das Team sammelte sich vor der Tür, und Thorne konzentrierte sich so gut es ging auf die Details. Und was er nicht erkennen konnte, stellte er sich vor: den Kolben des MP5-Karabiners, das Logo der MET POLICE auf der kugelsicheren Weste, die verwelkten Geranien im Blumenkasten …
    Aus dem Lautsprecher im Lieferwagen drangen ein paar geflüsterte Befehle.
    Thorne konnte Porter und Parsons ausmachen. Noch ein paar Köpfe glaubte er zu erkennen. Zwei Gestalten tauchten auf, und er wusste – obwohl er es nicht sehen konnte –, dass sie an beiden Seiten des Türrahmens die Gummienden einer hydraulischen Brechstange anbrachten. Diese Männer gehörten zum Special Events Team, den Ghostbusters, einer Einheit in Zivil, die von jeder Abteilung der Met angefordert werden konnte, wenn es darum ging, sich schnell, aber unauffälliger als mit einem Rammbock oder einem Stiefel Größe 44 Zutritt zu verschaffen.
    Die Jungs vom SE traten zur Seite, verbanden die Schläuche und Kabel mit einem tragbaren Generator und signalisierten, dass sie soweit waren.
    Sie blickten fragend zu Porter.
    Und das Zeichen kam sofort.
    Der Bildschirm blieb stumm, aber Thorne hatte bereits mit ähnlichen Geräten gearbeitet. Daher hörte er förmlich die Druckluft zischen und die Kabel auf den Metallboden klatschen. Er hörte den Türrahmen laut aufkrachen. Der Tür blieb nichts anderes übrig, als nach innen auf den Boden zu stürzen. Die SO19-Beamten stürmten sogleich über sie hinweg in Conrad Allens Wohnung.
    Kurz darauf war der Bildschirm wieder leer. Bis auf einen Schatten unter dem Eingang war nichts zu sehen. Dafür schlug ihm aus dem Lautsprecher eine Rückkopplung aus einem halben Dutzend Funkgeräten entgegen. Ein chaotischer Soundtrack, der ihm wie Pistolenschüsse in den Ohren gellte und von den Metallwänden des Lieferwagens hin- und hergeworfen wurde: ein Zusammenstoß und ein Fluch; ein Befehl, den Weg freizumachen; und die Aufforderung an alle Anwesenden, sich verdammt schnell zu zeigen. Eine Kakophonie aus lautem Gebrüll und Zurufen.
    »Küche sauber!«
    »Polizei!«
    »Erstes Schlafzimmer und Gang sauber.«
    Bei jedem Ausruf und lautem Keuchen, das er in dem statischen Geknister ausmachen konnte, zuckte Thorne zusammen. Er sah die Leute aus dem Team vor sich, wie sie rannten, sich gegen die Wand drückten, die Räume durch das Zielfernrohr absuchten, rasch zur Seite sprangen, wenn andere Gestalten aus dem Schatten auftauchten, in die Zimmer hinein- und wieder herausschossen.
    »Sauber!«
    »Sauber und sicher!«
    Heeney brummte in Richtung von Thornes Schulter: »Das Nest ist leer.«
    »Ruhe«, entgegnete Thorne.
    Dann war ein Ruf zu hören, deutlich vernehmbar über den anderen. Nur ein Wort. Das entscheidende Wort.
    »Toter.«
    »Was?«
    »Wir haben einen Toten.«
    Thorne steht auf, bückt sich, drückt mit den Händen gegen das Dach. Er versucht angestrengt, mehr zu hören. Irgendetwas in diesem Rauschen.
    »Wo?«
    »Hier drinnen.«
    »Und wo zum Teufel ist ›hier drinnen‹?«
    »Hinteres Schlafzimmer.«
    Und wenn er die Augen schließt, kann Thorne es sehen. Er hat es bereits gesehen oder etwas, was dem ziemlich nahekommt: die Sohle eines Turnschuhs, ein dunkler Haarschopf und viel Blut.
    »Lieber Gott«, flüstert Heeney hinter ihm, aber Thorne ist schon an den Türen, stößt sie mit der Schulter auf und rennt über die Straße. In dieselbe Richtung, die Porter vor ein paar Minuten eingeschlagen hatte.
    Während er läuft, schwillt in seinem Rücken und seiner Brust der Schmerz. Und vor seinem geistigen Auge tauchen noch mehr Bilder auf, auf die er verzichten könnte: schmuddlige Finger und Daumen, eine Spritze, das Zittern um Juliet Mullens Mund.
    Zwei bewaffnete Einsatzwagen, drei Streifenwagen und ein Rettungswagen parken auf dem Weg hinter dem Gebäude. Im Garten wimmelt es von Polizisten, als Thorne auf der anderen Seite der niedrigen Mauer landet. Verschwitzte Panzerwesten liegen im Gras, dazwischen die Kollegen von der

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