Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders
Hilfe bekommen, nach der Sie suchten«, sagte Thorne.
»In der Wohnung nebenan wohnt ein altes Mädchen, ein absoluter Fan von uns. Vor ein paar Wochen hat ihr jemand die Wohnungstür eingetreten, und anscheinend waren die Kollegen von der Streife eine große Hilfe. Einer von der Technik ist gerade oben und macht alles bereit.«
»Ob sie da drin sind?«, fragte Thorne.
Porters Miene verriet, sie hatte keinen blassen Schimmer. »Man sieht so beschissen wenig, dass es Zeit für den Lauschangriff ist.«
Danach redeten sie nicht mehr viel. Sie beeilten sich, schlugen einen Bogen um den Lastwagen, der noch immer versuchte, aus der Einfahrt herauszukommen, und liefen zurück.
Andy Stone erledigte die Formalitäten. Er stellte sich und Kitson vor und schwenkte die Polizeiausweise.
Ein sehr freundliches Lächeln. Kitson fragte sich, wie oft sie das wohl noch in nächster Zeit zu sehen bekam. »Das haben wir schon hinter uns«, sagte Adrian Farrell. »Wir haben bereits gestern nach der Schule mit ein paar Polizisten gesprochen.«
Kitson trat einen Schritt näher, setzte selbst ein freundliches Lächeln auf. »Das hier hat nichts mit Luke Mullen zu tun. Wir ermitteln in einer anderen Angelegenheit.«
Sie standen vor einer Bäckerei in einer kleinen Fußgängerzone abseits der Hauptstraße. Es war viel los. Arbeiter aus den Geschäften und Büros ringsum schlängelten sich zwischen Kinderwägen durch, um sich etwas zu essen zu besorgen oder ein paar Einkäufe zu erledigen. Farrell und seine beiden Freunde standen gegen das Schaufenster gelehnt und aßen Hotdogs aus der Tüte. Sie hatten aufgehört zu reden, sich mit dem Ellbogen angestoßen und Kitson und Stone entgegengestarrt, als diese die Rollstuhlrampe herauf auf sie zukamen.
Einer der Jungen mit Baseballmütze stieß seinen Kumpel in die Seite und meinte zu Farrell: »Jetzt kommen sie endlich und holen dich.«
»Ja, die Bullen haben’s garantiert auf dich abgesehen«, nuschelte sein Freund mit vollem Mund und lachte.
Farrell schnitt den beiden eine Grimasse. »Lasst das.« Dann wieder an Kitson gewandt: »Sorry wegen der beiden. Der reine Pöbel.«
»Ein paar Kilometer von hier entfernt wurde ein Student umgebracht«, sagte Kitson. »Im letzten Oktober. In Edgware. Wahrscheinlich haben Sie es in den Nachrichten gesehen.« Farrell verzog das Gesicht, als ob er sich daran erinnerte. »Fällt Ihnen dazu etwas ein?« Kitson sah, wie er eine halbe Sekunde den Blick senkte und auf ihren Busen starrte, bevor er wieder hoch sah. »Er hieß Amin Latif.«
Farrell sah bestimmt nicht so aus, als ob der Name ihm etwas bedeute.
»Sie erinnern sich nicht an ihn? Das überrascht mich aber.«
»Ich erinnere mich daran, dass unser Schulkaplan während der Schulversammlung für ihn beten ließ. Vor der Hymne. Er macht das für Katastrophenopfer und so was. Ja, und für so einen armen Teufel, der umgebracht worden war. Das muss um den Dreh rum gewesen sein.«
Aus dem Plattenladen gegenüber dröhnte laute Musik. Fröhlich und belanglos.
»Und?«
»Und was?«
Kitson strengte sich an, seine Augen zu fixieren. »Haben Sie für Amin Latif gebetet?«
Farrell schniefte und wich ihrem Blick aus. Trat zur Seite, als eine Gruppe Mädchen im Teenageralter aus der Bäckerei kam. Einer seiner Freunde machte die Mädchen an. Worauf ihn eines anzischte, er solle sich verpissen.
»Dürfen Sie mit mir sprechen?«, fragte Farrell.
»Wie bitte?«
»Ohne die Anwesenheit eines gesetzlichen Vertreters. Ohne meine Eltern.«
Beeindrucktes Pfeifen von einer der Baseballmützen.
»Es handelt sich nur um ein kleines inoffizielles Schwätzchen, Adrian.«
Zum ersten Mal schien der Junge zu erschrecken, allerdings hatte er sich sofort wieder gefangen. »Woher wissen Sie meinen Namen?«
»Die Polizei weiß alles«, meinte einer seiner Freunde.
Der andere deutete mit gespieltem Ernst auf Farrell. »Die wissen sogar, wann du das letzte Mal gewichst hast, Junge.«
Andy Stone trat vor und drängte den Komiker in Designerklamotten in den Eingang nebenan. »Warum nehme ich nicht eure Namen auf? Dann kennen wir uns gleich besser.«
»Sie sind siebzehn«, sagte Kitson. »Und damit vor dem Gesetz verantwortlich.«
Farrell sah zu seinen Freunden und nickte im Rhythmus des Popsongs.
»Außerdem gibt es keinen Grund, sich groß aufzuregen.«
»Wer regt sich denn groß auf?«
»Dann ist ja alles in Ordnung.«
»Es stimmt gar nicht, oder?« Er beugte sich verschwörerisch zu ihr. »Ihr wisst gar
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