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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Sie wissen wollen, was ich wirklich denke.« Wenn Farrell die Fassung verloren hatte, dann nur kurz. Er schien sie immer nur kurz zu verlieren. »Ach, da fällt mir ein, haben Sie mir eigentlich schon Ihren Polizeiausweis gezeigt? Woher soll ich wissen, ob Sie sind, wer Sie behaupten? Sie könnten genauso irgendeine Spinnerin sein.«
    Karen fixierte ihn: die weit aufgerissenen Augen, der Rucksack, der noch immer hin und her schwang, als könne er sich nicht entscheiden, welche Socken er anziehen sollte. »Verpiss dich doch einfach nach Hause zu Mummy und Daddy und iss dein Abendbrot.«
    Der Schock über Kitsons drastische Ausdrucksweise war vielleicht echt, vielleicht aber wieder nur gespielt. Nachdem sie selbst die Fassung verloren hatte, fiel es ihr schwer, ihn zu durchschauen. Wie auch immer, Farrell brauchte keine zweite Einladung, um sich aus dem Staub zu machen.
    Er ging etwa zwanzig Meter, bevor er sich am Rand des Trottoirs umdrehte, um die Straße zu überqueren. Er sah nach links, dann nach rechts und zögerte kurz, vergewisserte sich, dass Kitson ihn auch sah. Als sie sich später die Szene vor Augen rief, glaubte sie, sicher zu sein, noch einmal dieses nette, höfliche Lächeln gesehen zu haben, kurz bevor er auf die Straße spuckte und sie überquerte.
    Als Kitson an die Stelle kam, wo Farrell über die Straße gelaufen war, blieb ihr Blick an einer Frau hinter einem großen Holztor hängen. Sie trug einen grünen Samtjogginganzug und war geschminkt. Anscheinend warf sie gerade leere Flaschen in die Recyclingtonne am Ende ihrer Auffahrt. Die Frau nickte zu der Stelle, wo Adrian Farrell um die Ecke gebogen war. »So ein kleiner Kotzbrocken«, sagte sie. »Als ich jung war, hätte es dafür Ärger mit der Polizei gegeben. Aber heutzutage ist ja von denen keiner zur Stelle, wenn man sie braucht …«
    Kitson sagte nichts darauf. Sie starrte unverwandt hinunter auf die Spucke, glänzend und graugrün gegen den Beton.
     
    Der Bewegungsmelder oberhalb der Garage sprang an, und Maggie Mullen riss die Tür auf, als habe sie dahinter gewartet. Ihre Augen glitten über Thorne und Porter. Doch sie entdeckte nichts, was Anlass zur Besorgnis gab oder zur Erleichterung, und winkte sie durch einen Schleier aus Zigarettenrauch hindurch ins Haus. Dabei schaute sie hinaus in die Dunkelheit, die hinter dem gelben Lichtfleck lauerte, als warte sie noch auf ein paar Nachzügler.
    Auf dem Weg durch die Diele wechselten Thorne und Porter ein paar Worte mit Kenny Parsons, der, mit einer Zeitung und einem Kuli in der Hand, aus der Küche auftauchte. Sie kamen unangemeldet, und er suchte in ihren Gesichtern nach Neuigkeiten wie zuvor Maggie Mullen und ihr Mann, als sie ins Wohnzimmer traten.
    Mullen warf ein Taschenbuch auf den Stuhl hinter sich. »Möchten Sie Kaffee oder was anderes?«
    Thorne schüttelte den Kopf. Porter verneinte dankend.
    »Ist ein langer Tag gewesen.«
    Thorne war sich nicht sicher, ob Mullen sich auf den Tag bezog, der für ihn und seine Familie im Zeitlupentempo verstrichen war, oder auf den, den die mit dem Fall betrauten Beamten hinter sich hatten. Wie auch immer, es ließ sich nichts gegen die Bemerkung einwenden.
    Mullen setzte sich auf die Sofalehne. Seine Frau kam zurück ins Zimmer, ging an ihm vorbei und nahm in einem Sessel Platz. Auf dem Weg griff sie nach einer Schachtel Zigaretten und einem Aschenbecher auf dem Kaminsims. »Ich hoffe, sie kriegen noch die Kurve«, sagte Mullen. »Und ein paar Leute sollten besser mit dem Kopf denken statt mit dem Hintern.«
    »Sir?« Porter stellte ihre Tasche auf dem Boden ab.
    »Die Theorie, mein Sohn habe jemanden ermordet, könnt ihr euch in den Arsch stecken. Ja?«
    Jetzt war Thorne klar, dass Mullen genau darüber Bescheid wusste, wie lang der Tag für sie alle gewesen war. Er hatte einen direkten Zugang zu den Informationen, wie die jeweiligen Polizisten. Thorne fragte sich, wie oft er wohl am Tag mit Jesmond telefonierte oder seine anderen alten Freunde anrief, um auf dem Laufenden zu bleiben.
    »Es gab Spuren, denen wir nachgehen müssen«, sagte Porter.
    »Fingerabdrücke auf einem Messer?«
    Wahrscheinlich, schloss Thorne, wurde Mullen angerufen, sobald es etwas Neues gab. Als leite er die Ermittlung.
    »Das reicht bereits, damit Sie ernsthaft in Betracht ziehen, mein Sohn habe sich vom Entführungsopfer zum Killer auf der Flucht verwandelt? Wenn Sie mir das weismachen wollen, bezweifle ich ernsthaft, dass die richtigen Leute an dem Fall

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