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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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sitzen.«
    Aus dem Sessel drang etwas wie ein Seufzer oder ein Schluchzen. Mrs Mullen starrte wie hypnotisiert von den Drachen und Brücken auf den chinesischen Teppich. Sie hatte die Hände vor sich verkrampft, und Zigarettenrauch stieg ihr ins Gesicht.
    »Wir denken nicht so«, sagte Thorne an Mrs Mullen gewandt. Dabei ließ er offen, ob er mit »wir« alle an der Ermittlung beteiligten Beamten meinte, obwohl er in Wahrheit nur für die im Raum anwesenden sprechen konnte.
    »Dafür sei dem Herrn gedankt.« Mullen trat zu Thorne und legte ihm die Hand schwer auf die Schulter. Thorne und Porter wurden mit einem schmalen und nicht ganz überzeugenden Lächeln bedacht, bevor Mullen sich umwandte und sich wieder auf seine Sofalehne setzte. Eine seltsame Geste, die so etwas wie Solidarität ausdrückte, aber auch Dankbarkeit oder vielleicht etwas ganz anderes. Nur eines war unmissverständlich, der Mann roch nach Alkohol, und als er sprach, konnte man es, wenn auch kaum wahrnehmbar, hören.
    »Wir müssen weiterkommen«, sagte er. »Herausfinden, wer Allen und seine Freundin beauftragt hat. Warum Luke entführt wurde. Wir haben jetzt Tote, und Tote verraten einem immer etwas, stimmt’s?«
    »Wir haben heute mit einigen Leuten gesprochen, die Grant Freestone kannten«, sagte Thorne.
    Mullen blinzelte.
    Thorne nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie Maggie Mullens Arm sich zum Aschenbecher bewegte, und sah, wie zwei, drei Zentimeter Asche auf dem Teppich landeten. Sie bückte sich nicht, um sie wegzuwischen.
    »Ein paar Leute denken offensichtlich noch immer mit ihrem Hintern statt mit ihrem Kopf«, sagte Mullen. Er lächelte, aber seine Wut war unverkennbar. »Und zwar ausschließlich.«
    »Warum haben Sie Freestone nicht mit auf die ›Hassliste‹ gesetzt?«, fragte Porter.
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich hätte ich es tun sollen, wär besser gewesen. Aber man kann kaum behaupten, dass ich bei klarem Verstand war.«
    »Welche Art von Drohungen hat er Ihnen gegenüber ausgestoßen?« Thorne ging über den Teppich und setzte sich aufs Sofa.
    »Das Übliche. Er ›würde mich drankriegen‹. Das ›täte mir noch leid‹. Lauter Zeug, das Sie schon x-mal gehört haben. Ich hab mir wegen ihm bestimmt nicht mehr Gedanken gemacht als wegen den anderen auf der Liste.«
    »Nein?«
    »Was ist mit ihnen? Mit Cotterill und Quinn? Können Sie die beiden schon ausschließen?«
    Thorne und Porter hatten weder von Holland und seinem Partner noch von Heeney und Stone gehört. »Bis jetzt noch nicht.«
    »Da haben wir’s. Warum verschwenden Sie dann soviel Zeit und Energie auf einen so unwichtigen Dreckskerl wie Freestone?«
    »Wir haben nur versucht, weiterzukommen«, sagte Thorne.
    »Himmel …«
    Porter öffnete den Mund, um etwas zu sagen.
    »Denken Sie, dieser Mann hat Luke gekidnappt?« Die Frage kam von Maggie Mullen.
    Alle Köpfe wandten sich ihr zu.
    »Nein, natürlich denkt er das nicht.« Mullen stand auf und trat hinter das Sofa, fixierte Thorne. »Es sei denn, er hat ein Chromosom weniger als ein Parkausweis.«
    Porter räusperte sich, beließ es aber wieder dabei. Thorne spürte, wie sich Mullens Finger in die Sofalehne hinter ihm gruben.
    Mrs Mullen beugte sich vor, um ihre Kippe auszudrücken, und sah dann lächelnd auf. »Trinken wir doch Kaffee«, sagte sie. »Wer möchte eine Tasse?«
    »Ich hab ihnen schon welchen angeboten«, fuhr Mullen sie an.
    »Gut, und wie wär’s denn mit einem Glas Wein? Hast du die Flasche ausgetrunken, die du dir zum Abendessen aufgemacht hast?«
    Mullen stieg die Röte ins Gesicht. »Lieber Gott, jetzt werd nicht albern. Ich hab sie zurück in den …«
    »Sprich nicht so mit mir.« Ihre Stimme schwankte, aber ihr Ausdruck und der erhobene Zeigefinger waren starr und streng. »Als ob ich ein Stück Scheiße wär.«
    Ein paar Momente später, als Maggie Mullen wieder ihre Zigarettenschachtel öffnete, riss sich Thorne los von ihr und suchte den Blick Porters, aber sie konzentrierte sich mit aller Kraft auf die Drachen und Brücken.
    Eher so etwas wie eine Mischung aus Peinlichkeit und Verlegenheit …

Elftes Kapitel
    Die privilegierten Gäste der geschlossenen Gesellschaft im Royal Oak am Freitagabend unterschieden sich in ihrer Zusammensetzung kaum von jeder anderen Gruppe Geselligkeits-, halbprofessioneller oder professioneller Trinker, abgesehen davon, dass ein oder zwei Frauen mehr und dafür etwas weniger schwarze oder dunkelhäutige Gesichter darunter waren und dass die meisten der

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