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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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bleiben.«
    »Auf der sicheren Seite, klar, bis der Kidnapper morgen die Zeitung liest und uns darin eingewickelt ein paar von Luke Mullens Fingern schickt.«
    Porter starrte ihn mit offenem Mund an und prustete schließlich los. Thorne gelang es nicht, weiterhin so todernst dreinzuschauen, und er stimmte in ihr Lachen ein. Sie tranken und schafften gemeinsam vier Tüten Chips, und am Ende gestand Thorne sich ein, dass Porter wohl recht hatte. Was die Zeitungsberichterstattung betraf, handelte Hignett taktisch richtig, und außerdem blieb ihnen ohnehin nicht viel anderes übrig, als eine Ermittlungssackgasse nach der anderen abzufahren.
    Harry Cotterill war gerade von einer Sauftour zurückgekommen. Sein Transit war vollgeladen mit billigem belgischem Bier, als Conrad Allen und Amanda Tickell niedergestochen wurden. Philipp Quinn war bislang unauffindbar, aber seine Freundin schwor hoch und heilig, er sei in Newcastle. Sie war so sauer auf ihn, dass sie der Polizei nur zu gern erzählte, gegen welche Gesetze er im Einzelnen verstoßen hatte, während er dort oben war. Was ihrer Geschichte und seinem Alibi einen deprimierend wahren Anstrich verlieh.
    Was die Mordopfer anging, hatte die Ermittlung keine neuen Erkenntnisse ergeben. Sie hatte einen kurzen Abriss von Amanda Tickells Leben erstellt: vermögende Eltern; ein Autounfall, der ihren Vater das Leben kostete, als sie noch ein Kind war; eine rebellische Pubertät, die außer Kontrolle geriet und in der Sucht endete. Mit dem, was sie bereits über Conrad Allen wussten, entstand ein klares Bild von einem drittklassigen Gaunerpärchen à la Bonnie und Clyde. Aber weit und breit keine Spur von einem dritten Mann, für den sie gearbeitet haben könnten. Sie hatten mit ein paar Dealern gesprochen, um die Vermutung abzuklären, Allen und Tickell könnten ins Kidnapping-Geschäft eingestiegen sein, um ihre Drogenschulden abzubezahlen. Aus dieser Anfangsvermutung war die etwas komplexere Hypothese entstanden, der Drogendealer habe, nachdem er mitbekam, was da lief, für sich die Chance gesehen, das ganze Geld selbst zu kassieren. Weshalb er Allen und Tickell beseitigte und Luke mitnahm. Aber wo blieb die Lösegeldforderung?
    Das war die bisher zweitdümmste Hypothese, die aufgetaucht war, und es war zwecklos, sich zu fragen, »was die Bonzen dachten«. Es gab genug Bullen, die genetisch darauf programmiert waren, sich ständig nach allen Seiten hin abzusichern. Männer wie Hignett und Jesmond, geborene Arschkriecher, die nie ohne Airwave-Handy das Haus verließen.
    »Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen«, sagte Porter.
    »Wofür?«
    »Dafür, dass ich mich wie ein Arschloch benommen hab, als wir in Allens Wohnung rein sind. Sie nicht mitzunehmen war allein meine Entscheidung. Es ging nur drum, wer wo das Sagen hat. Ich war echt daneben. Also, tut mir leid.«
    »Geht klar.«
    »Und Sie hatten jedes Recht, deshalb eingeschnappt zu sein.«
    »Ich hätt nicht so früh einlenken sollen.«
    »Und dann wollte ich mich noch entschuldigen wegen der Bemerkung neulich. Wegen diesem blöden Witz über Alzheimer.«
    Thorne musste ein, zwei Sekunden überlegen. »Seien Sie nicht albern. Das ist kein Problem.« Er meinte, was er sagte, fragte sich aber dennoch, mit wem Porter wohl über ihn gesprochen hatte. Er warf einen Seitenblick auf den Tisch, an dem Holland, Karim und Stone saßen.
    »Das ist jetzt ein Jahr her, oder?«
    »Jährt sich demnächst, ja.«
    »Ich hab gehört, es wäre ein Feuer gewesen.«
    Thorne nahm einen Schluck von seinem Guinness und leckte sich den Schaum von der Oberlippe. »Ein Feuer, richtig.«
    »Meine Mum ist auch vor ein paar Jahren gestorben. Also …«
    »Okay.«
    »Irgendwo hab ich gelesen, dass es sieben Jahre dauert, bis man über den Verlust eines Elternteils hinwegkommt. Sieben Jahre, wie im verflixten siebten Jahr. Keine Ahnung, wie sie so was herausfinden.«
    »Wahrscheinlich haben sie’s gar nicht herausgefunden. Das ist nur eine Zahl.«
    Porter sagte, da habe er sicher recht. Dann nickte sie ihm zu und fragte ihn, woher er die Narbe habe.
    Unwillkürlich fuhr Thorne mit einem Finger entlang der geraden Linie, die über sein Kinn lief, heller als die umliegende Haut und ohne Bartstoppeln. »Da hat mich ein Hai gebissen«, sagte er. So wie es lief, war er sicher, dass sie es bald erfahren würde.
    Porter rieb das Kinn am Glas. Sie schien zufrieden mit der einzigen Antwort, die sie bekommen würde.
    »Ich geh mir noch ein halbes Glas holen«,

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