Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
Vom Netzwerk:
Geschichten mehr erzählte, konnte er ihn vielleicht bitten, eine weitere Nachricht zu schicken. Vielleicht durfte er dann sagen, was er wollte, anders als bei Conrad und Amanda.
    Sie hatten ihn gekidnappt, sicher. Aber sie hatten ihm keine durchgeknallten, widerlichen Geschichten erzählt. Die meiste Zeit behandelten sie ihn okay, bis zum Schluss, bevor sie starben.
    Er versuchte, nicht an Conrad und Amanda zu denken, weil er sie dann jedes Mal vor sich sah, in den Blutlachen, so grellrot wie das Futter einer Jacke. Dann wurde die Panik nur schlimmer, weil klar war, dass der Mann sie umgebracht hatte. Und er es mit der Angst bekam, der Mann könne trotz seines freundlichen Auftretens auch ihn angreifen.
    Panik.
    Das hatte ihm auch diese Dumpfbacke von Rugby Coach vorgeworfen, weil er den Tackle vermied. Und sein Vater, weil er sich von dem Rugby Coach hatte unterbuttern lassen. Und Juliet, weil er sich von seinem Vater alles gefallen ließ …
    Der Mann war noch im Haus.
    Ließ Sachen fallen …
    Was immer es war, sie schlugen über ihm auf dem Boden auf.
    Er fing an zu weinen. Er versuchte, vernünftig zu bleiben, sich zu sagen, dass der Mann da oben nur umräumte, aber er hörte den Krach, als die Gegenstände auf den Boden fielen, und weinte, weil er das Gefühl hatte, Schaufeln voller Erde fielen auf ihn. Er stand auf und begann, immer schneller von einer Seite des Kellers zur anderen zu rennen sich wimmernd von den Wänden abzustoßen. Im Dunklen herumzurumpeln. Wie eine Totgeburt im Sarg eines Erwachsenen.

Vierzehntes Kapitel
    Es war ein Wettkampf, bei dem es kein Entrinnen gab. Die zwei Parteien saßen sich am Tisch gegenüber. Die Konfrontation war vorprogrammiert, egal, wie gefühlvoll man es anzugehen versuchte, egal, wie viele Gesprächsrunden man bei Fortbildungen über sich hatte ergehen lassen müssen.
    Thorne und Porter saßen auf einer Seite, zu allem bereit. Auch bei Donovan schien das Messer locker zu sitzen. Nur Grant Freestone war anscheinend der Einzige im Raum, der keine Ahnung hatte, warum sie alle hier waren.
    Als könne er immer noch nicht fassen, was passiert war.
    Thorne nannte die Zeit, zu der sie die Vernehmung fortsetzten, den Ort und die Namen der im Raum Anwesenden. Er fragte Freestone, ob er etwas zu essen erhalten hatte, ob es ihm gut gehe und er bereit sei für eine Vernehmung. Dann wartete er.
    »Das können Sie nun doch beantworten«, forderte er ihn schließlich auf. Und wartete.
    Dahinter steckte kein echtes Interesse, das war ein Gebot praktischer Erfahrung und Vorsicht. Das Letzte, was er wollte, waren spätere Einwände Donovans, sein Mandant habe sich nicht wohl gefühlt oder sei verwirrt gewesen, und daher seien seine Aussagen nicht zuverlässig. Weil er kein Aspirin bekommen habe oder sich wegen eines Mangels an Schinkenbrötchen zu schwach gefühlt habe.
    »Es geht Ihnen gut, Grant?«
    Donovan lächelte. Er wusste, wie egal Thorne das war.
    Thorne lächelte zurück. »Für die Aufnahme: Mr Freestone nickt.«
    Ein knappes Nicken, sparsam wie alle seine Gesten. Freestone war groß, kräftig, etwas untersetzt, aber er hatte fein geschnittene Gesichtszüge und wirkte durchaus elegant. Ende dreißig, also auf der richtigen Seite von vierzig, sehr blass, schulterlange, dunkle Haare, die er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden trug, und ein gepflegter Kinnbart. Thorne sagte später über ihn, er sehe aus wie jemand, der im Kulturkanal über Avantgardetheater dozieren sollte, während Porter meinte, er erinnere sie auf sehr unangenehme Weise an ihren Exfreund.
    Sie sprachen über die Verhaftung, seine Strafverbüßung bis zu diesem Punkt und den Tod von Sarah Janine Hanley, die am 7. April 2001 von ihrer Nachbarin und ihren eigenen zwei Kindern tot aufgefunden wurde.
    »Kannten Sie Sarah Hanley?«
    »Besuchten Sie Sarah Hanley am siebten April 2001?«
    »Wann sahen Sie Sarah Hanley zum letzten Mal lebend?«
    Fünfzehn Minuten lang stellten Thorne und Porter Fragen, und fünfzehn Minuten lang starrte Grant Freestone auf die Tischplatte, als seien die Kratzer auf der Metallfläche die Linien einer Schatzkarte. Dazwischen gab es immer wieder lange Pausen, nur gelegentlich unterbrochen von einem tiefen Seufzer oder einem Räuspern des Ekelpakets Donovan.
    Mit diesem anklagenden Ansatz erreichten sie nur trappistische Reaktionen, aber auch Fragen zu Freestones Alibi brachten sie nicht weiter.
    »Ihre Schwester behauptet, Sie seien mit ihr und ihren Kindern im Park gewesen, als

Weitere Kostenlose Bücher