Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders
Miss Hanley ermordet wurde. Ironischerweise so wie heute Morgen.«
»Ist das richtig, Grant?«
»In welchem Park waren Sie?«
»Kommen Sie, Grant. Wenn Sie dort waren, warum hat Sie dann niemand gesehen?«
Donovan setzte sich plötzlich auf und sprach, als sei er soeben aufgewacht. Thorne war sich nicht ganz sicher, ob es nicht tatsächlich so war.
»Nett, hier zu sitzen und Ihnen beiden zuzuhören, aber allmählich wird es etwas albern.« Er klopfte auf das Zifferblatt seiner Uhr. »Die Zeit scheint hier vielleicht stillzustehen, aber Ihre Zeit läuft ab …«
Thorne sah hoch zu der Digitaluhr über der Tür. Freestone hatte heute Morgen um halb zehn Uhr eingecheckt. Drei von ihren vierundzwanzig Stunden waren schon vorbei.
»Danke, dass Sie uns daran erinnern, Mr Donovan«, sagte Porter.
»War mir ein Vergnügen.«
Porters Lächeln wurde ganz schmal vor Sarkasmus. »Und da heißt es immer, man solle einen Polizisten fragen, wenn man wissen möchte, wie spät es ist.«
»Warum wollen Sie nicht mit mir sprechen, Grant?«, fragte Thorne.
Thorne hörte höflich zu, während Donovan ihm erklärte, er verschwende seine Zeit. Der Ausdruck auf Freestones Gesicht sagte mehr oder weniger dasselbe. Thorne beugte sich zu ihm. Ganz freundlich.
»Warum reden wir nicht über Luke Mullens Entführung?«
Weder Thorne noch Porter hatten während des ersten, abgewürgten Gesprächs die Gelegenheit gehabt, Luke Mullens Namen zu erwähnen. Nachdem der Name nun aber gefallen war, war die Reaktion augenscheinlich. Freestones Kinn klappte kurz nach unten, bevor er sich wieder fing.
Allerdings wirkte er nun etwas angespannter. In seinen Augen war etwas zu sehen, was zuvor nicht da gewesen war. Vielleicht hatte er auch nur den Mund auf- und zugemacht, doch Thorne kam es vor, als habe der Mann ihm gegenüber den ersten Teil des Nachnamens gesagt, bevor er auch nur darüber nachdenken konnte.
»Dieser Name bedeutet Ihnen offensichtlich etwas.«
Freestone sah zu Donovan, der langsam den Kopf schüttelte. Zum ersten Mal wirklich verwirrt, ja erschreckt, wandte Freestone sich wieder ihnen zu.
»Was ist mit Conrad Allen?«, fragte Porter.
Freestone schluckte.
»Amanda Tickell?« Thorne fixierte Freestone, hielt ihn mit den Augen fest, selbst als Freestone den Blick senkte und die Tischplatte studierte. »Ich glaube nicht, dass man den Namen schnell vergisst. Um genau zu sein, ist das eine Frau, die einem nicht mehr aus dem Kopf geht. Also versuchen Sie, sich zu erinnern. Blond, blaue Augen. Sexy, wenn man auf kaputte Frauen steht.«
»Und natürlich tot«, setzte Porter hinzu. »Das wollen wir nicht vergessen.«
Freestone lehnte sich langsam zurück, bis er den Stuhl auf zwei Beinen balancierte, und hielt sich dabei an der Tischkante fest. Er sah von Porter zu Thorne und setzte sich mit einem Schlag wieder aufrecht hin. »Kein Kommentar«, sagte er.
»Es spricht!«, rief Porter.
Thorne sah zu Donovan. »Jetzt kommt Bewegung in die Sache.«
Donovan lachte, legte jedoch die Hand auf Freestones Arm und sah ihn streng an.
»Ich bin sicher, Ihr gesetzlicher Vertreter hat Sie ausgezeichnet beraten«, sagte Thorne. »Sie sind gewiss in besten Händen bei ihm. In erfahrenen Händen. Aber das hier ist vielleicht der geeignete Moment, Sie daran zu erinnern, dass Sie nicht auf der sicheren Seite sind, wenn Sie den Mund halten. Die Zeiten haben sich geändert. Falls der Moment kommt, wo Sie vor Gericht stehen, könnte der Richter die Geschworenen dazu bringen, Ihr Schweigen ganz anders auszulegen. Etwas hineinzulesen, das vielleicht gar nicht da war. Dieses Risiko gehen Sie ein, wenn Sie hier sitzen wie Mr Bean. Jetzt haben Sie die Gelegenheit, die Sachlage aus Ihrer Sicht zu schildern, Grant, alles von Anfang an richtigzustellen.« Er wartete ein paar Sekunden, als sich Freestone zu Donovan beugte und ihm hinter vorgehaltener Hand etwas zuflüsterte. »Also in Anbetracht der Tatsache, dass wir zeitlich unter Druck stehen, wäre jetzt ein ausgezeichneter Zeitpunkt, uns alles über Luke Mullen zu erzählen, was Sie wissen. Alles, was uns helfen könnte, ihn zu finden. Ich kann Ihnen nichts versprechen, aber wenn Sie uns jetzt alles sagen, was Sie wissen, schadet das sicher später nicht, wenn es darum geht, über Ihre Zukunft zu entscheiden.« Er sah zu, wie wieder geflüstert wurde. »Für das Band: Der Verdächtige berät sich mit seinem gesetzlichen Vertreter …«
»Oder lutscht an seinem Ohr«, flüsterte Porter, »so genau
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