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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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ohnehin verloren. »Ich denke, wir haben gestern Glück gehabt«, sagte er. »Wir sollten … dankbar sein.«
    »Das bin ich«, entgegnete Louise. »Bei ein paar anderen Dingen bin ich mir nicht so sicher.« Sie erwiderte seinen Blick und sah kurz zu Hendricks. »Ich nehme an, darüber möchtest du lieber später reden.«
    Thorne schüttelte den Kopf und legte Messer und Gabel weg. »Das ist alles nicht so superklar, verstehst du, bei diesem Fall.«
    »Das ist es bei dir nie.«
    »Wie bitte?«
    »Du kannst nie den einfachen Weg gehen, oder? Du musst immer kämpfen. Wenn es nicht wehtut, ist es nichts wert. Wenn du unbedingt leiden willst, bitte, aber zieh uns nicht alle mit rein.«
    Thorne deutete auf Hendricks. »Mann Gottes, ohne mich …«
    Hendricks sah ihn an. »Ja?«
    »Wenn du nicht solche Scheiße gebaut hättest, hätten Sie diesen Dreckskerl vielleicht längst geschnappt«, sagte Louise. »Die Sache gestern wäre nie passiert. Wäre zu einfach gewesen, oder?« Sie stach auf etwas vor ihr ein, die Gabel kratzte über ihren Teller.
    »Du findest, das ist meine Schuld?«, fragte Hendricks.
    »Das habe ich nicht gesagt«, antwortete Thorne.
    »Du findest, ich hätte daran denken müssen?«
    »Ich war nur überrascht, das ist alles …«
    »Den Toten sah ich vor sechs Jahren, okay? Ich habe bei der Autopsie nur assistiert. Hast du eine Vorstellung, wie viele Tote ich pro Woche auf dem Seziertisch habe? Falls ich den Namen je gewusst habe, habe ich ihn garantiert vergessen, und den Namen des Typen, den man deshalb vor Gericht stellte, habe ich nie gehört.« Hendricks redete sich in Rage, und Louise legte ihm die Hand auf den Arm. »Es ist nun mal so, dass man, wenn man bis über die Ellbogen in dem Gedärm eines Toten wühlt, die meiste Zeit versucht, ihn nicht als Menschen zu sehen. Das hilft nämlich, verstehst du? Wenn man vergisst, dass die mal John oder Anne oder was weiß ich wie hießen. Das macht es so viel leichter, sich hinterher das, was von ihnen übrig ist, unter den Nägeln rauszukratzen, weil schon der Nächste reingeschoben wird …«
    Thorne hob die Hände. »Phil …«
    »Kannst du dich an alle erinnern?« Hendricks hatte Tränen in den Augen, die er wütend wegwischte. »An die Namen jedes einzelnen Toten und die Namen der Typen, die sie auf dem Gewissen hatten?«
    Thorne dachte daran, was Louise gesagt hatte. Dass er das alles vergessen müsse, um den einfachen Weg einzuschlagen. Er nahm seinen Teller und trug ihn in die Küche.
     
    Später, als sich Hendricks vor den Fernseher setzte, redeten Thorne und Louise im Schlafzimmer. Jetzt war Schluss mit dem Theater. Louise war ruhig, vernünftig. Womit Thorne mehr Probleme hatte als mit dem Gebrüll.
    »Glaubst du wirklich, Phil braucht sich keine Sorgen mehr zu machen?«
    »Der macht sich so oder so Sorgen«, antwortete Thorne. »Aber Brooks hat mir gesagt, das wäre kein Thema mehr.«
    »Schön, wie sehr du ihm vertraust.«
    »Das habe ich nie behauptet.«
    »Okay, drücken wir es anders aus: dass du ihm mehr vertraust als mir.« Sie lächelte sarkastisch, als sie Thornes Reaktion sah, und zählte an den Fingern ab: »Du hast gedacht, das sei besser so, du wolltest mich nicht hineinziehen, und du hast versucht, mich zu beschützen. Damit das schon mal erledigt ist.«
    »Das stimmt alles.«
    »Aber klar doch.«
    »Ich habe nicht wirklich gelogen .«
    Louise schlug mit der Hand auf die Bettkante, als wäre sie frustriert. »Scheiße, ich wusste , ich habe was vergessen.«
    Thorne fühlte sich in die Enge getrieben, und das war er auch. Er konnte sich hinter nichts mehr verstecken. »Ich wollte gestern zu Brigstocke gehen«, sagte er. »Da warst du dagegen.«
    »Du meinst, als ich dir deinen Arbeitsplatz gerettet hab? Ja, das war ziemlich egoistisch von mir.«
    »Was willst du von mir hören?«
    »Tu dir keinen Zwang an.«
    »›Tut mir leid‹? ›Danke‹? Was? «
    Louise drehte sich weg und setzte sich auf die Bettkante. Sie griff nach der Dose Handcreme auf dem Nachttisch und cremte sich die Hände ein. Thorne lehnte sich gegen die Wand. Der Fernseher nebenan war deutlich zu hören. Von oben ertönte klassische Musik. Er dachte daran, wie sehr er sich auf einen freien Tag gefreut hatte.
    »Hat dir Brooks gesagt, wer jetzt ein Thema ist?«
    Thorne stürzte sich geradezu auf diese Frage. Scheiße, genau, dachte er, reden wir als Bullen. »Ich nehme an, der Typ, der ihm gemeinsam mit Paul Skinner die Falle stellte. ›Squire‹.«
    »Darum

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