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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Ihnen.«
    »Okay.«
    »Deshalb hab ich Ihnen diese Nummer gegeben.«
    Thorne hörte die Erschöpfung in der Pause und in Brooks’ Antwort. Während ihres kurzen Gesprächs war seine Stimme zunehmend langsamer, undeutlicher geworden, als begänne ein Betäubungsmittel zu wirken.
    »Ich nehm Ihnen das tatsächlich ab«, sagte er.
    »Das ist gut.«
    »Und … ich weiß es nicht.«
    »Was?«
    »Wohin das führen soll …«
    »Marcus?«
    Aber Brooks hatte bereits aufgelegt.
     
    Es hatte aufgehört zu regnen, und sie warteten vor dem Club, als Thornes Taxi vorfuhr. Er hatte dem Fahrer auf der Waterloo Bridge einen Zehner in die Hand gedrückt und sprang aus dem Auto, sobald es am Randstein vorfuhr.
    Louise, Parsons, der etwas Abstand hielt, und Hendricks traten weg von den Leuten, die vor dem Eingang anstanden, als Thorne mit ausgestreckten Armen und fragendem Blick auf sie zukam.
    »Warum hab ihr den Jungen laufen lassen?«
    Louise schüttelte wütend den Kopf. »Was?«
    Thorne entging Hendricks’ finsterer Blick nicht, der sich verärgert abwandte.
    »Mensch, ich war froh, dass er mich nicht wegen Körperverletzung drankriegen wollte.«
    »Er war auf Hendricks angesetzt.« Thorne sah zu Parsons und trat zu Louise.
    »Kenny ist okay«, fuhr sie ihn an.
    Thorne nickte zwar, senkte nichtsdestotrotz die Stimme. »Das war ein abgekartetes Spiel. Er wollte Phil später an Brooks ausliefern.«
    Hendricks musterte den Boden, schabte mit dem Turnschuh über das nasse Pflaster. Er trug ein dünnes schwarzes Hemd über der Jeans. Hatte wohl die Jacke im Club gelassen, vermutete Thorne. Und das war wahrscheinlich nicht der einzige Grund, warum er zitterte.
    »Woher weißt du das alles?«, fragte Louise.
    Ihr kaltes Lächeln sagte Thorne, sie wusste es bereits. Noch leiser antwortete er: »Brooks hat mich auf dem Weg hierher angerufen.« Er wollte noch mehr sagen, aber die Sirene eines Krankenwagens ließ ihn verstummen. Sie drehten sich um zur Brücke. Der Krankenwagen fuhr bei Rot über die Ampel und brauste nach Süden.
    »Weiß er, wo ich wohne?«, fragte Hendricks.
    Thorne war bei ihrem ersten Gespräch sparsam mit Details gewesen, jetzt aber wäre es sinnlos, noch irgendetwas zurückzuhalten. »Das Video, das er geschickt hat, wurde vor deiner Wohnung aufgenommen.«
    »Ist ja prima.«
    »Schon gut, Phil …«
    »Schlaf ich dann heute Nacht bei dir, oder was?«
    »Wo ich wohne, weiß er mit Sicherheit«, antwortete Thorne. »Es ist wahrscheinlich am besten, wenn wir alle zu Lou gehen.« Er suchte ihre Augen. »Ist das okay?«
    Louise nickte Parsons zu, der seine Jacke auszog und sie ihr reichte. Als sie sich wieder umdrehte, war ihr Lächeln noch eine Spur kälter. »Kein Problem.« Sie trat zu Hendricks und legte ihm die Jacke um die Schultern. »Ich nehme an, dein Freund hat nicht erwähnt, ob ich in seinem Adressbuch stehe?«
    Thorne war sich ziemlich sicher, dass Brooks diese Infos hatte, aber er war sich beinahe ebenso sicher, dass er nicht darauf zurückgreifen würde. »Ich glaube, das ist okay.« Er sah zu Hendricks. »Ich hab ihm gesagt, er soll dich in Ruhe lassen.« Hendricks erwiderte den Blick. »Als er angerufen hat, verstehst du? Ich glaub, er hat es kapiert.«
    »Du glaubst es?«, fragte Louise.
    »Ich glaube, wir verstehen uns.«
    »Hast du eigentlich eine Ahnung, wie absolut lächerlich das klingt?«
    »Louise …«
    »Wie lächerlich du klingst?«
    Thorne stand da und wünschte sich, er hätte Holland nicht allein im Auto zurückgelassen. Sosehr er sich vorhin noch in selbstgerechtem Zorn geaalt hatte, so isoliert fühlte er sich nun - und so betroffen. So lächerlich, wie er Louise’ Aussage nach war. Sobald der Sturm sich gelegt hatte, würde er um ihre Fragen nicht herumkommen. Er hatte nur keine Ahnung, wie er das überstehen würde.
    Das nasse Pflaster roch wie ein neuer Teppich.
    »Okay, dann auf nach Pimlico«, sagte er. »Kenny, nehmen Sie uns mit zu sich, und wir fahren dann mit dem Taxi weiter.«
    Parsons sah zu Louise.
    »Ich hab noch meine Sachen drinnen«, sagte Hendricks. »Und außerdem fahr ich ohne einen anständigen Drink nirgendwohin.« Er machte sich auf den Weg in den Club, und nach ein paar Sekunden folgte ihm Louise mit Parsons im Schlepptau.
    Thorne sah ihnen nach, während er der leiser werdenden Sirene lauschte. Und dann merkte er, dass er sich mit den Händen in das warme Futter der Jackentasche krallte. Hendricks war nicht der Einzige, der fröstelte.

Dritter

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