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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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gemacht. »Von wem sonst.«
    »Toll.« Der Lehrer, wegen dem sie ihn verlassen hatte.
    »Er ist zu Hause. Korrigiert.«
    Warum fühlte sie sich genötigt zu erklären, wo ihr Freund war? Falls er noch ihr Freund war. Vielleicht hatten sie ja geheiratet. Er sah das dürre, rotblonde Klappergestell vor sich, samt Hühnerbrust und Flaumbart, wie er an dem Nachmittag wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett sprang, an dem Thorne die beiden in flagranti erwischt hatte.
    Zum dritten oder vierten Mal glitten Jans Augen zu Louise, ein Blick so flüchtig wie das Lächeln, das ihn begleitete.
    »Entschuldige, das ist Louise«, sagte Thorne. »Jan …« Louise beugte sich vor, um ihr die Hand zu geben. »Und wann ist es so weit?«
    »In sechs Wochen.« Sie trat einen Schritt vor. »Ich kann es kaum noch erwarten. Ich bin ja jetzt schon so dick. Weihnachten kann ich bloß noch watscheln.«
    »Immer noch besser als im Sommer, nehme ich an.«
    »Das stimmt.«
    »Schön, wenn das neue Jahr mit einem Baby beginnt«, sagte Louise.
    Die drei traten ein paar Schritte auf die Straße zu, als die nächste Gruppe aus dem Restaurant kam.
    Jan wandte sich zu Thorne. »Und du, geht’s dir gut?«
    »Ja, mir geht’s gut.«
    »Noch immer die gleiche Wohnung?«
    »Wir wollten … gerade heimgehen.« Thorne sah zu Louise, die ihm mit einem Nicken beipflichtete.
    Jans Augen wanderten über ihre Schultern hinweg zu ihren Freundinnen, die dreißig Meter entfernt vor einem Schaufenster stehen geblieben waren.
    »Du hast gesagt, du wolltest anrufen«, sagte Thorne. Er deutete mit einem Kopfnicken auf Jans Bäuchlein. »Wolltest du mir sagen, du weißt schon …?«
    »Eigentlich wollte ich dich einfach wieder mal sprechen. Also hat das hier gut gepasst.«
    »Gut.«
    Gerade als die Gesprächspause unangenehm zu werden begann, beugte sich Louise zu Thorne. »Mich friert«, sagte sie und lächelte Jan zu. »Ich bin sicher, Sie möchten nicht hier rumstehen.«
    Einige Abschiedsgeräusche und Jan, die noch einmal betonte, wie gut es sei, dass sie sich hier getroffen hatten. Wie seltsam und wie klein doch die Welt sei. Sie küsste Thorne auf die Wange und Louise ebenfalls und ging zu ihren Freundinnen.
    Thorne und Louise liefen weiter die Chalk Farm Road hinauf und unter den Bahngleisen durch nach Kentish Town. Sie gingen schnell, ohne viel zu reden. Und wenn sie redeten, ging es von Louise aus. Sie sagte Thorne, sie habe sich seine Exfrau anders vorgestellt. Und dass Jan gut aussehe und freundlich wirke. Thorne beschränkte sich darauf, zustimmend zu brummen, und versuchte krampfhaft, über den Film zu reden.
    Louise, die ihr Handy im Kino ausgeschaltet hatte, checkte, ob sie einen Anruf bekommen hatte. Sie hörte die Mailbox ab und rief Hendricks an. Als sie und Thorne einen Meter entfernt voneinander weitergingen, erzählte sie Hendricks, der Film sei ganz nett gewesen, und fragte ihn, was er so mache. Sie lachte über etwas und meinte, sie rufe ihn morgen wieder an.
    »Es geht ihm gut«, war alles, was sie sagte, als sie das Handy wegsteckte.
    In Thornes Straße erklärte Louise, sie wolle zur U-Bahn-Station weiterlaufen und nach Hause fahren. Sie sei müde und müsse morgen früh raus.
    »Damit wären wir zwei«, meinte Thorne.
    »Also, dann.«
    »Nein, ich habe damit gemeint, dass du genauso gut hierbleiben kannst.«
    Sie zog die Tasche etwas höher auf die Schulter und schien etwas sagen zu wollen. Dann trat sie zu Thorne und küsste ihn mehr oder weniger so wie Jan zuvor.
    Und sagte: »Reden wir morgen.«
     
    Zum dritten oder vierten Mal bremste ein Auto und hupte, wenn klar war, dass der Mann am Straßenrand nicht vorhatte, den Zebrastreifen zu benutzen.
    Brooks sah nicht einmal auf.
    Er hatte überlegt, Blumen mitzubringen, aber die hätten nicht lange gehalten. Das war noch so was, was sich geändert hatte in der Zeit, in der er gesessen hatte: Blumensträuße und Teddys an Straßenlampen und Bänken, wohin man sah. In den letzten Wochen war er an ein paar vorbeigelaufen. Ob sie auch für Tucker oder Hodson so eine kleine Gedenkstätte eingerichtet hatten? Ein hübscher Kranz in Form eines Bikes neben dem Kanal für Martin Cowans.
    Plötzlich fiel ihm auf, dass er gar nicht wusste, zu welcher Tageszeit es passiert war. Da Angie und Robbie zusammen waren, waren sie wahrscheinlich von der Schule heimgelaufen. Vielleicht waren sie auf dem Weg zum Süßwarenladen. Dann wäre es noch hell gewesen. Praktisch für den Fahrer, wenn er sie beide gut

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