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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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ihrem jeweiligen Chief Superintendent in Verbindung setzen, der wiederum die endgültige Entscheidung dem Commander überlassen würde. Dieser würde abwägen, welches Team besser geeignet war - oder eine Münze werfen. Je nachdem, wie viele Meetings er an diesem Tag hatte. Und den Fall einem SIO, kurz für Senior Investigating Officer - also dem leitenden Ermittlungsbeamten -, übertragen.
    Sie alle arbeiteten zusammen für ein sichereres London...
    Die Leichenhalle befand sich zwei Etagen unter dem Gerichtssaal von Hornsey. Als wäre der Ort nicht ohnehin schon gruselig genug, wurde die Arbeit auch regelmäßig von dem gutturalen Grollen der Piccadilly Line unterbrochen. Bei seiner Ankunft merkte Thorne schnell, dass das Team von Homicide East sich nicht um den Fall reißen würde. Er hörte, wie sein Gegenpart sich darüber ausließ, wie überlastet er sei. Er sah, wie er nur einige Züge brauchte, um seine Zigarette bis auf den Filter zu rauchen, und wusste, diese Jungs waren nicht gerade scharf darauf, Raymond Tuckers Mörder dingfest zu machen.
    »Nur zu«, sagte DI Steve Brimson. »Ich weiß nicht mal mehr, wie meine Frau aussieht.«
    Der Teil Tom Thornes, der eine kleine Hakelei durchaus zu schätzen wusste, war eher enttäuscht.
    So kompliziert es bei der Übertragung von Zuständigkeiten in der Homicide Squad zuweilen auch zugehen mochte, es gab immerhin entsprechende Dienstwege und Maßgaben. Dafür, wem die Ehre zustand, eine Leiche aufzuschneiden, gab es das nicht. So rasch Thorne durchschaut hatte, wie der Hase lief, so schnell war Hendricks klar gewesen, dass der vom Richter ernannte Pathologe sich nicht gerade durch Entgegenkommen auszeichnete. Er hatte es an seinem Händedruck gemerkt, den sich weitenden Pupillen, als er das Piercing in Hendricks’ Augenbraue und den Stecker in der Zunge sah. Also fand sich auch Hendricks in der Beobachterrolle wieder, als Raymond Tuckers Körper - oder was davon übrig war - geöffnet und so leidenschaftslos durchsucht wurde wie das Gepäck am Zoll.
    Thorne war bei unzähligen Autopsien dabei gewesen, viele davon von Hendricks selbst durchgeführt. Aber er war noch nie mit Hendricks gemeinsam als Zuschauer bei einer Autopsie gewesen. Er sah hinüber zu Hendricks, der zwischen ihm und Steve Brimson stand, und fragte sich, ob sich sein Freund wohl von der Obduktion distanzieren konnte. Ihm war nicht entgangen, dass es Hendricks in den Fingern zuckte und er immer wieder mal das Gesicht verzog. Nur zu gerne hätte er gewusst, wie weit Hendricks im Geiste die Arbeit seines Kollegen zerlegte, daran herummäkelte, wie dieser die Leber wog oder die Knochen zersägte.
    »Er war gar nicht so schlecht«, meinte Hendricks. »Aber er kann absolut nicht mit mir mithalten, was das Aussehen angeht. Kein Sexappeal, verstehst du.«
    Sie saßen ein paar Gehminuten von der Leichenhalle entfernt in einem Imbiss. Einer dieser Buden, die den ganzen Tag lang Frühstück anboten. Doch obwohl er hungrig war, schaffte Thorne so bald nach einer Autopsie noch kein komplettes englisches Frühstück und beschränkte sich auf Rührei und Toast, während Hendricks einen Hotdog bestellte.
    »Was meinst du zur Todesursache?«, fragte Thorne.
    »Arschklare Sache. Schädeltrauma nach Gewalteinwirkung, massive Gehirnblutung … Die Occipitalarterie ist praktisch Matsch. Wahrscheinlich war er schnell tot, die ersten paar Schläge reichten. Sag ruhig Sherlock Holmes zu mir, aber ich vermute, dass der blutverschmierte Fäustelhammer, den sie in Tuckers Wohnung gefunden haben, etwas damit zu tun haben könnte.«
    »Werd ich drüber nachdenken«, sagte Thorne.
    Die Bedienung kam, um die Teller abzuräumen. Sie hatte vermutlich mitgehört, als sie am Nebentisch bediente, was Hendricks bemerkt hatte. »Wir schreiben eine neue Fernsehserie«, sagte er. »Über einen schwulen Pathologen, einen irren Typen. Sie wissen schon, das Übliche: verrauschte Schwarz-Weiß-Aufnahmen zwischendurch und eine Handvoll Serienmörder pro Folge.«
    Die Bedienung schnitt eine Grimasse, als wäre ihr ein Geruch in die Nase gestiegen und nun unklar, ob sie diesen ekelhaft fände oder nicht. »Nehmt aber nicht den Typen aus den East Enders , den kann ich nicht ausstehen.«
    Sie sahen ihr nach, als sie ging, wobei einer von ihnen ihren Hüftschwung wesentlich mehr zu schätzen wusste.
    »Schon merkwürdig, dieser Fall«, sagte Hendricks.
    »Fälle sind immer merkwürdig.«
    Hendricks knurrte zustimmend. Er stopfte sich in den Mund,

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