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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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beachteten ihn nicht wirklich. Vielleicht sah man es ihm an.
    Früher war es so gewesen.
    Er gewöhnte sich daran herumzulaufen, statt zu schlafen. Er ging gern . Das Gehen half ihm, Dinge durchzudenken. Und auch wenn er sich tagsüber oft genug absolut kaputt fühlte, schien sich sein Körper daran zu gewöhnen, das Schlafdefizit zu kompensieren oder wie man das nannte. Er glaubte sich daran zu erinnern, irgendwo gelesen zu haben, dass Napoleon und Churchill und Margaret Thatcher nur mit ein paar Stunden Schlaf pro Nacht ausgekommen waren. Offensichtlich kam es nur darauf an, wie man die Dinge anpackte, wenn man wach war. Vielleicht kam man damit durch, solange man ein Ziel hatte.
    Er machte sich auf den Heimweg. Lief die Goldhawk Road hinunter zur Stamford-Brook-U-Bahn-Station.
    Er würde ihr schreiben, sobald er daheim war.
    Er würde sich einen Kaffee machen und das Radio einschalten, sich an sein mistiges winziges Tischchen in der Ecke setzen und noch einen Brief raushauen. Ihr erzählen, wie es lief, zwei, vielleicht drei Seiten schaffte er, wenn es ihm locker von der Hand ging, und den Brief dann zu den anderen stecken, die in Gummibänder gewickelt in der Schublade mit den Handys und den SIM-Karten lagen.
    Dann würde er sich ein neues Handy schnappen und hier sitzen und darauf warten, dass die Sonne aufging.

Viertes Kapitel
    Dawson war vielleicht ein kleiner Arschkriecher, aber was schnelles Arbeiten anging, konnte man ihm und seinen Kollegen nichts vorwerfen. Noch bevor die erste Tasse Kaffee am Morgen kalt geworden war, saß Thorne bereits an einem Computer in der Einsatzzentrale und betrachtete ein hochaufgelöstes JPEG des Fotos, das er auf seinem Handy erhalten hatte.
    Das unter dem Kopf des Toten war ein Teppich.
    »Die Sauerei kriegt er nie mehr aus dem Flokati raus«, hatte Stone gemeint und seinen Ausdruck geschwenkt. »Für Blut gibt es doch keinen Fleckenteufel, oder?«
    Kitson nahm ihm das Foto aus der Hand und sah es sich kurz an, bevor sie es weglegte. »Fleckenteufel Nummer vier. Aber wenn der Teppich dem armen Teufel gehört, spielt das wohl keine Rolle mehr …«
    Thorne bewegte mit einer Hand den Cursor über das Bild, zeichnete den unregelmäßigen Umriss eines roten Flecks nach, während er sich mit der anderen Hand den Hörer ans Ohr hielt. Er hatte das Foto sofort hinüber an das St. George’s Hospital gemailt, an dem sich Phil Hendricks etwas zu dem Hungerlohn dazuverdiente, den ihm die Met bezahlte, indem er an drei Tagen die Woche unterrichtete.
    Hendricks hatte ihn sofort zurückgerufen. »Ist immer noch nur ein Foto.«
    Thorne wartete ein paar Sekunden. »Und?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, was du willst.«
    »Vielleicht eine Meinung hören. Eine Fachmeinung . Wahrscheinlich verschwende ich nur meine Zeit …«
    »Auch wenn das eine hohe Auflösung ist, hat das Foto selbst nicht die beste Qualität. Zu wenig Pixel, mein Freund.«
    »Du klingst wie der Kerl im Handyladen.«
    Aber Hendricks hatte recht. Das Bild war unscharf, und sogar die Cracks in Newlands Park hatten wenig herausgefunden, was sie wirklich weiterbrachte: Der Tote lag auf einem Teppich; die Haare waren womöglich grauer, als es zunächst den Anschein hatte; was auf dem winzigen Display des Handys wie ein Schatten am Nacken ausgesehen hatte, war wahrscheinlich der Rand eines Tattoos, das unter dem Kragen des Toten herauslugte.
    »Also nichts, was mir weiterhilft?«, fragte Thorne und ließ den Cursor auf dem einen sichtbaren Auge liegen. »Verrät dir das Blut was? Handelt es sich um eine Schusswunde, oder war das eine stumpfe Waffe?«
    »Ich bin doch kein Hellseher«, sagte Hendricks. »Arterielles Blut ist heller, und dafür ist es auch zu wenig. Aber von dem Foto her kann man das nicht sagen. Ich wiederhole mich …«
    »Megapixel, schon gut.«
    »Ich sag dir, mit wie viel Zucker er seinen Tee getrunken hat, wenn ich ihn sehe. Oder was von ihm übrig ist.«
    Was danach kam, war mehr oder weniger Small Talk. Dass Arsenal in letzter Zeit formschwach war; dass man sich später auf einen Drink treffen könnte. Auf das Foto und die Fragen dazu kamen sie nur noch einmal zurück. Hendricks klang so ernst wie in Thornes Diele am Abend zuvor und stellte noch einmal fest, dass, Megapixel hin oder her, nur eine Sache bei diesem Foto klar war. »Wenn es dir hilft, ich verstehe vollkommen, warum du alles darüber wissen willst«, sagte er.
    Nach dem Telefongespräch saß Thorne eine Weile nur herum und sah der Uhr beim

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