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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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was von seinem Sandwich noch übrig war, und genehmigte sich einen kräftigen Schluck Tee. Thorne war immer wieder aufs Neue überrascht, dass jemand, dessen Hände bei der Arbeit so geschickt und elegant wirkten, sich bei Tisch wie ein halbverhungerter Hafenarbeiter aufführte.
    »Schieß schon los, was ist an dem hier so merkwürdig?«
    »Der Mörder kann sich nicht entscheiden.«
    Thorne wischte mit dem Finger um den Tassenrand. Wartete.
    »Fünf, sechs Schläge mit dem Hammer. Heftige Schläge, ja? Nicht dass die Leute an sich zimperlich wären, wenn es darum geht, jemanden totzuprügeln …«
    »Zumindest nicht in der Regel.«
    »Vor Gericht würde ich das als ›Raserei‹ bezeichnen.«
    »Aber …?«
    »Aber da ist diese Sache mit dem Foto. Er schlägt Tucker den Schädel ein, und dann zieht er, von oben bis unten blutbespritzt - und er war blutbespritzt -, in aller Ruhe sein Handy raus und macht Fotos. Absolut cool.«
    »Vielleicht hat er sich Zeit gelassen«, sagte Thorne. »Ist gegangen und hat sich sauber gemacht. Sich erst mal beruhigt.«
    »Vielleicht. Auf alle Fälle ließ er sich Zeit damit, dir das Foto zu schicken. Wenn du mich fragst, war Tucker neun oder zehn Tage tot, als seine arme alte Mum reinmarschierte und sich den Schock ihres Lebens abholte. Wer immer ihn also umgebracht hat, wartete über eine Woche, bevor er dir die Nachricht schickte. Ganz schön lässig, würd ich sagen.«
    Thorne hatte sich das auch bereits überlegt und war zu demselben Schluss gelangt, als er von Brigstocke erfuhr, Tuckers Leiche habe bereits eine Weile herumgelegen, als sie entdeckt wurde.
    »Also, was ist dieser Typ?« Hendricks trank seinen Tee aus. »Gestört oder die Disziplin in Person?«
    Thorne hatte Typen kennengelernt, auf die beides zutraf. Er wusste, das waren die Schlimmsten. Und sie waren am schwersten zu fassen. »Du kannst für den Fraß zahlen«, sagte er. »Nachdem du mich so aufgebaut hast.«
    »Ich sag dir noch was, ganz ohne Zeilenhonorar.«
    »Muss das sein?«
    »Ich glaube, unser Opfer hatte es faustdick hinter den Ohren.«
    »Du bist echt in Form heute«, sagte Thorne.
    »Hör auf meine Worte.«
    »Du solltest weniger selbst schneiden und mehr dabei zuschauen . Dir entgeht auch gar nichts.« Aber nachdem ihm Hendricks erklärt hatte, was er meinte, musste Thorne seinem Freund recht geben.
    Sie brachen auf, hinaus in den grauen Nachmittag oder was davon noch übrig war. Während ein, zwei Minuten fühlte sich Thorne auf dem Weg zum Auto in die Leichenhalle zurückversetzt. Sah den Pathologen an dem Seziertisch arbeiten. Hörte ihn in seinem monotonen Großlondoner Akzent seine Arbeit kommentieren, laut, um den Lärm der U-Bahn zu übertönen. Wobei seine Stimme in dem gekachelten Raum widerhallte.
    Thorne sah die Leiche vor sich, seine Augen wanderten über die eingefallenen Wangen und die getrockneten Blutspritzer auf den Wimpern und den Bartstoppeln. Er sah die blau und grün und rot gemusterten Hautflächen. Die mit Tinte auf die Brust gestochenen Bilder, die aus dem Blickfeld verschwanden, als die Hautlappen über dem Brustkorb zur Seite geschlagen wurden. Hendricks hatte gemeint, er habe ähnliche Motive schon einmal bei einem anderen Toten gesehen, allerdings bei weitem nicht so beeindruckend wie diese hier: die Umrisse eines knurrenden Hundekopfes auf einer Schulter, ein Panther, der sich über einen Arm streckte, das geschmückte Kreuz und der grinsende Totenschädel.
    Man konnte Hendricks nur zustimmen.
    Raymond Tucker hatte ein paar Tattoos mehr, als man bei einem normalen Gebrauchtwagenhändler vermutet hätte.
     
    Sobald der Tote vom Tatort entfernt worden war, veränderte sich die Atmosphäre. Acht Stunden nach der Entdeckung Raymond Tuckers, und es roch schon beträchtlich besser im ersten Stock, die Leute von der Spurensuche waren mit ihrer Arbeit fürs Erste fertig. Jetzt waren nur noch ein paar Nachzügler zugange und räumten auf: der Kameramann und der Fotograf; die für die Sicherung des Beweismaterials zuständigen Beamten, ein paar Jungs, die nach Fingerabdrücken suchten. Die Leute von der Spurensicherung hießen früher einfach nur SOCOs, die Abkürzung für Scenes of Crime Officers. Neuerdings bestanden sie darauf, Crime Scene Examiners genannt zu werden. Das fanden sie schicker.
    »Schick« war nach Thornes Auffassung bei diesen Umständen ein eher relativer Begriff.
    Ein Tag genügte, und das Team, wie immer es sich nun nannte, war wie ein perfekt gedrillter Schwarm

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