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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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gemacht wurde, sowie eine kursiv gedruckte Warnung, dass der Gesuchte gefährlich sei und man sich ihm nicht nähern sollte.
    Im Verlauf der nächsten zwei Tage waren die Anrufe langsam hereingekommen: Namen, Hinweise, mindestens zwei Anrufer, die behaupteten, sie seien Marcus Brooks. Allen Anrufen wurde nachgegangen, wobei die Hinweise besonders genau verfolgt wurden, die sich auf den Westen Londons bezogen. Nachts kam dann ein Anruf, der sehr vielversprechend wirkte.
    Etwas, das man mit beiden Händen packen konnte.
    Der Anrufer arbeitete in der Nachtschicht bei der Security im London Ark - dem aufsehenerregenden Bürokomplex aus Kupfer und Glas im Zentrum von Hammersmith. Er berichtete, er habe auf dem Heimweg von der Arbeit kurz vor sechs Uhr morgens zweimal einen Mann gesehen, der dem ähnlich sehe, über den er im Standard gelesen habe. Der Mann sei in das Haus gegenüber von seinem gegangen. Beim zweiten Mal hätten sie einander sogar zugenickt.
    Der Securitymann wohnte drei Straßen von einem der Funkmasten entfernt, von dem ein Anruf gesendet worden war.
    In dem von ihm genannten Haus gab es drei Wohnungen, und während es rundum bewacht wurde, wurde der Besitzer von Andy Stone und einem weiteren Kollegen ausfindig gemacht und aufgesucht. Es wurde schnell klar, dass der Mann, der vielleicht Marcus Brooks war, die Wohnung im obersten Stock gemietet hatte. Er war vor zwei Wochen eingezogen und hatte den Namen Robert Georgiou angegeben. Er hatte drei Monatsmieten im Voraus bezahlt, bar. Auf die Nachfrage gestand der Vermieter Stone, dass er, wenn er jetzt so darüber nachdenke, schon finde, sein neuer Mieter sei etwas merkwürdig. »Ruhig, verstehen Sie, und so … konzentriert?« Aber der Mann hatte was von einer Trennung von seiner Frau erzählt, und der Vermieter hatte es darauf zurückgeführt und war nicht weiter in ihn gedrungen.
    »Wir brauchen alle mal unsere Ruhe«, erklärte er Stone.
    Ganz zu schweigen von Bargeld, dachte Thorne, als Stone ihm von dem Gespräch erzählte.
    Sie hatten um sieben Uhr morgens einen Beobachtungsposten gegenüber dem Haus eingerichtet und die Wohnung vier Stunden lang beobachtet. Eine bewaffnete Einheit befand sich einsatzbereit in der Nähe. Die umliegenden Häuser waren so unauffällig und schnell wie möglich evakuiert worden.
    Ohne einen Hinweis auf eine Bewegung und zuverlässige Erkenntnisse, dass der Mann beim Betreten des Gebäudes kurz vor sechs Uhr morgens beobachtet worden war, wurde die Annahme, dass das Zielobjekt sich im Haus befand und wahrscheinlich schlief, erst am späten Vormittag amtlich.
    Brigstocke besprach sich mit seinem Vorgesetzten und gab dann den Befehl hineinzugehen.
     
    Kitson beugte sich vor zu dem Doppelkassettengerät, das in die Mauer des Verhörraums eingelassen war. Das war eigentlich unnötig, die Mikrofone waren sehr empfindlich, aber die Bewegung kam ganz automatisch, so wie man sich unter den Rotorblättern eines Hubschraubers duckt.
    »Miss Kemal lehnte erneut das Angebot ab, einen Rechtsbeistand hinzuzuziehen.«
    Die junge Frau im Stuhl gegenüber runzelte die Stirn und zupfte an ihren Haaren. »Ich brauche keinen Anwalt. Ich steck ja nicht in Schwierigkeiten.« Sie sprach leise, mit der Andeutung eines Londoner Akzents.
    »Ich denke, nein«, sagte Kitson.
    »Also …« Sie zuckte die Schultern.
    »Das ist die übliche Vorgehensweise, Harika. Kein Problem.«
    Das Mädchen war Anfang zwanzig, eine Studentin des Rechnungswesens an der North London University. Sehr attraktiv, das merkte Kitson unter anderem an Stones Reaktion, als sie sie im Foyer der Wache in Colindale abholten. Er hatte sie noch nicht gesehen, war bei der ersten Befragung in der Nacht, als Deniz Sedat erstochen wurde, nicht dabei gewesen. In der Nacht hatte sie auch nicht ganz so gut ausgesehen.
    Sie hatte grüne Augen mit geradezu unglaublich langen Wimpern und braune Haare mit honigbraunen Strähnchen. Wobei dies wohl nicht die Vorzüge waren, die Stone zuerst ins Auge gestochen waren, wie Kitson vermutete.
    »Wir müssen wissen, warum Sie angerufen haben«, sagte Kitson.
    Das Mädchen schwieg.
    »Zweimal« , sagte Stone.
    »Hören Sie, wir wissen, dass Sie Angst haben.« Während sie das sagte, merkte Kitson, dass sie im selben Tonfall mit ihr redete, den sie bei ihren Kindern benutzte, wenn diese nicht zum Zahnarzt gehen oder auf eine Prüfung lernen wollten. »Ich habe es an Ihrer Stimme gemerkt, und ich verspreche Ihnen, wir tun alles, was in unserer Macht

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