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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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gekannt.
    Gleichzeitig hatte Thorne gespürt, dass Skinner Angst hatte. Dass Brooks zu den Leuten gehörte, die er schon beinahe vergessen hatte.
    Als Holland ausstieg, brummte der DS etwas darüber, was er mittags im Burger King gesagt habe und dass er nicht so aggressiv klingen wollte. Thorne brummte etwas in der Art, das sei nicht so wichtig, zurück.
     
    Es war nach drei, als Thorne in der Wohnung in Pimlico ankam. Louise schlief tief und fest, aber Thorne war trotz der späten Stunde und des anstrengenden Tags, den er hinter sich hatte, hellwach. Louises Laptop lag offen auf dem Tisch in der Wohnzimmerecke. Er spielte kurz mit dem Gedanken, sich einzuloggen und Poker zu spielen, entschied sich dann aber doch dafür, noch eine Tasse Tee zu trinken und Hank Williams zu hören. Vor ein paar Wochen hatte er eine Auswahl seiner CDs herübergebracht, Williams, Cash und ein paar von den neueren Bands, und sie in einem extra Regalfach alphabetisch geordnet. Eine kleine Alternative zu den CDs von David Gray und Diana Krall in Louises Sammlung.
    Während Hank sich über eine Welt beklagte, aus der er nicht mehr lebend herauskam, blätterte Thorne in einer von Louises Zeitschriften. Er ging noch einmal ihr Gespräch gestern Nacht im Bett durch. Das nervöse Geflüster. Er dachte an Kitson, wie sie früher aus dem Pub verschwand, um ihren Kindern noch eine gute Nacht wünschen zu können. Und an Brigstocke, der sich jeden Morgen abmühte, seine drei für die Schule fertig zu machen. Dabei gelangte er zu dem Schluss, dass er wahrscheinlich nicht dafür geschaffen war, Vater zu sein.
    Als er ein Kind war, war seine Mum fürs Schimpfen zuständig gewesen. Sie war es, die ihm mit schmerzhafter Akkuratesse die Haarbürste nachwarf, als er schneller laufen konnte als sie. Soweit er sich erinnern konnte, war sein Vater immer der Ruhige gewesen. Obwohl er seinem Vater immer ähnlicher wurde, was ihm in vielerlei Hinsicht unangenehm war, hatte er seine Geduld nicht geerbt.
    Er sah junge Kerle mit Milchbart, mit Kapuzenjacken und Kettchen, die wie Rapstars daherredeten und Verkäuferinnen blöd anmachten. Er sah präpubertäre Mädchen, die mürrisch in bauchfreien Tops rumhingen. Er sah Kids, die ihren Müll auf die Straße warfen, vor dem Bus ihre Ellbogen einsetzten und im Kino telefonierten. Und er hätte am liebsten eine Bürste gepackt und sie nach ihnen geworfen.
    Definitiv nicht dafür geschaffen …
    Als sein Prepaid-Handy auf dem Tisch zu läuten und zu vibrieren begann, sprang Thorne auf, um es zum Verstummen zu bringen, bevor Louise aufwachte.
    Es war eine Textnachricht von Marcus Brooks. falls Sie wach sind, sind Sie vielleicht genau so kaputt wie ich. oder wenn ich sie störe, dann sorry. denken sie einfach, es sind überstunden.
    Thorne drückte auf Antworten und tippte: Ich bin da.
    Schickte die Nachricht ab und wartete.

Neunzehntes Kapitel
    Was die öffentliche Wahrnehmung anging, war alles schrecklich einfach, so viel war Thorne klar. Für die Opfer und die Angehörigen der Toten lag es auf der Hand. Wenn die Polizei einen Mörder fasste, hatte sie gute Arbeit geleistet. Wenn nicht, hatte sie Mist gebaut. Aber die wenigsten hatten auch nur eine Ahnung, welche Rolle dabei das Glück spielte.
    Glück und Pech. Blind …
    Pech ertrug man, aber das Glück packte man mit beiden Händen und versuchte, es festzuhalten. Es hatte den Ausschlag bei Sutcliffes Festnahme gegeben und auch bei Shipmans Festnahme. Und wenn ein strahlender Chief Constable vor die Kamera trat und etwas von »guter Arbeit« faselte, war die Wahrscheinlichkeit groß, dass er innerlich Gott - oder was immer in seinem Universum Gott am nächsten kam - für die ordentliche Portion Glück dankte, die er ihm hatte zuteilwerden lassen. Und darum betete, bei der nächsten Ermittlung möge es daran nicht fehlen.
    Im Anschluss an die Entdeckung von Skinners Leiche hatte das Pressebüro eine Erklärung herausgegeben, die noch in die Spätausgabe des Standard am Montag aufgenommen werden konnte. Sie war absichtlich zurückhaltend formuliert worden, ohne wild rollende Augen oder blutrünstige Schlagzeilen à la »Polizistenmörder gesucht«. Nur ein paar Spalten auf einer der Innenseiten: ein Foto von Marcus Brooks, ein paar Zeilen, die erklärten, um wen es sich dabei handelte und dass die Polizei diesen Mann »im Zusammenhang mit einer laufenden Ermittlung« suche. Und dass der Gesuchte seine äußere Erscheinung verändert haben konnte, seit die Aufnahme

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