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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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steht, damit Sie keine Angst zu haben brauchen.«
    »Ich hab niemanden angerufen.«
    »Harika, Sie sagten, Sie wüssten, wer Deniz umgebracht hat. Wir haben dieses Anrufe aufgezeichnet.«
    »Die sind nicht von mir.«
    »Ich habe Ihre Stimme erkannt.«
    »Da haben Sie sich geirrt.«
    »Wir können den Anruf zurückverfolgen«, sagte Stone.
    Kitson sah ihr an, in welchem Zwiespalt sie steckte. Sie sah an ihren Augen, wie gern sie Stone gesagt hätte, er könne sich den Unsinn schenken. Doch das ging nicht. Sie hatte die Nummer beide Male unterdrückt, was sie aber nicht zuzugeben wagte. Stattdessen blickte sie auf die Tischplatte und nestelte mit ihrem pflaumenfarben lackierten Fingernagel an der Ecke.
    »Wir können das durchaus, wenn es sein muss«, sagte Kitson. »Es ist eine Heidenarbeit, wenn die Nummer unterdrückt wurde. Die würden wir uns logischerweise gerne ersparen, aber es ist machbar.«
    Stone probierte es mit Charme. »Jetzt kommen Sie schon, helfen Sie uns, Harika. Wenn Sie etwas wissen, wenn Sie wissen, wer Deniz umgebracht hat, sind Sie es ihm dann nicht schuldig, es uns zu sagen?«
    »Es ist nicht einfach, ich weiß«, sagte Kitson. »Aber Sie brauchen keine Angst zu haben. Wir kümmern uns um alles.«
    Als das Mädchen den Blick wieder hob, waren seine Augen groß und feucht. »Ich hab gedacht, ich wüsste was. Aber ich hab mich geirrt.« Sie brachte ein unsicheres Lächeln zustande. »Das ist alles. Dumm …«
    »In Ordnung, aber warum lassen Sie uns das nicht einfach überprüfen?«, sagte Kitson. »Wenn Sie sich geirrt haben, schaden wir damit ja niemandem.«
    Harika schüttelte den Kopf und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare.
    »Es gibt zwei Anrufertypen«, schlug Stone plötzlich eine härtere Gangart ein. »Die einen wollen helfen. Sie sagen uns, was sie wissen, und wir gehen den Hinweisen nach. Wenn nichts dabei rauskommt, macht das nichts, das gehört zum Job.« Das Mädchen schüttelte den Kopf und hob die Hand. »Aber dann gibt es immer ein paar, die uns verarschen wollen. Uns einen Scheiß erzählen und nur so tun, als wüssten sie was. Und wenn man einen Mörder zu fassen versucht, kann das Leben kosten. Ich hoffe also wirklich, dass Sie hier nicht unsere Zeit verschwenden.«
    Stones Aggression brachte nichts außer einer ähnlichen Reaktion auf Seiten des Mädchens. Sie blinzelte die Tränen weg und erwiderte seinen Blick. »Dann hören wir doch auf, hier die Zeit zu verschwenden. Ich bin ja nicht verpflichtet hierzubleiben, oder?«
    Sie schob ihren Stuhl zurück, aber Kitson beugte sich über den Tisch und legte ihr die Hand auf den Arm. »Es war einfacher am Telefon«, sagte sie. »Ich versteh das, die Anonymität. Aber das hier ist genauso vertraulich, Harika, wirklich . Wenn Sie etwas wissen, auch wenn Sie nur glauben , etwas zu wissen, sagen Sie es uns.« Kitson sah ihr tief in die Augen, versuchte, an das ranzukommen, was die junge Frau bewogen hatte, überhaupt zum Telefon zu greifen. »Geben Sie uns einen Namen …«
    Fünfzehn Sekunden lang war nur das leise Summen des Aufnahmegeräts zu hören und das Knarzen der kurzen Lederjacke, als das Mädchen auf dem Stuhl hin und her rutschte. Dann schüttelte es den Kopf, hörte nicht auf, ihn zu schütteln, und flüsterte: »Ich kann nicht.«
    Sie blieben eine weitere Minute schweigend sitzen, aber es war klar, im Augenblick bekamen sie nichts mehr aus dem Mädchen heraus. Stone machte den Eindruck, als hätte er nichts dagegen, noch länger sitzen zu bleiben und Harika Kemal anzustarren, aber Kitson hatte etwas Besseres zu tun.
     
    Billige Wohnungen waren in London Mangelware, dennoch verstand Thorne sofort, warum Wohnungssuchende dem Besitzer dieser Wohnung nicht unbedingt die Bude stürmten. Warum er froh gewesen war, das Bargeld einzustecken und nicht zu viele Fragen zu stellen.
    In Rufweite der Talgarth-Überführung gelegen, befand sich das Haus am schäbigeren Ende einer Reihe unauffälliger Reihenhäuser. Von der Dachgeschosswohnung aus - einem Mansardenzimmer und einer winzigen Toilette - hatte man vom vorderen Fenster aus den Blick auf das Dach des Charing Cross Hospital und vom hinteren einen etwas ansprechenderen Ausblick auf die grüne Fläche des Friedhofs von Hammersmith.
    »Kein Wunder, dass Brooks so übel drauf ist«, meinte Holland.
    Keine Ausgabe wurde gescheut, um diese einzigartig verzweifelte Atmosphäre zu schaffen: drei verschiedene Teppichmuster in einem Zimmer, eine billige, an die Wand montierte

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