Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer
Elektroheizung, eine Toilettenschüssel mit Scheißestreifen und eine rosa Duschkabine aus Plastik, die dem Ganzen die Krone aufsetzte.
»Du lieber Gott.«
»Ein Wunder, dass er sich nicht selbst umbringt.«
»Können wir, wenn wir Zeit haben, noch mal zurückkommen und das Schwein hochnehmen, das dieses Loch hier vermietet …?«
Thorne ging langsam vom Bett zur Kommode. Er hatte keine Eile, klar, und wollte nichts übersehen. Aber er hätte sich nicht schneller bewegen können, auch wenn sein Leben davon abhinge. Er hatte in der letzten Nacht nicht mehr als drei Stunden geschlafen. Drei Stunden auf dem Sofa. Nachdem er, das eine Handy fest gegen die Brust gedrückt, eingedöst war und bevor ihn das andere Handy mit der Nachricht weckte, der Gesuchte sei hier in Hammersmith gesehen worden.
Louise war, kurz bevor er fuhr, ins Wohnzimmer gekommen und hatte sich gewundert, ihn angezogen vorzufinden. Er hatte ihr von dem Toten erzählt, der in der letzten Nacht aufgefunden worden war, und dass er jetzt schnell losfahren müsse.
»Ich versuch wirklich nicht, dir aus dem Weg zu gehen«, hatte er ihr lachend erklärt.
Was sie nicht lustig gefunden hatte. »Hat ja auch niemand gesagt.«
Als Thorne die oberste Schublade aufziehen wollte, wurde er ans andere Ende des Zimmers gerufen. Ein DC, der sich noch in der Ausbildung befand und dessen Namen er sich nicht merken konnte, hatte unter einem Tisch eine Tupperwarebox mit Bargeld entdeckt. Thorne spürte die abgegriffenen Kanten durch die dünnen Handschuhe hindurch. Er blätterte in den Geldscheinbündeln, bevor er die Box an den für Beweismittel zuständigen Beamten weitergab. Der war gerade damit beschäftigt, sämtliche Kugelschreiber, Zettel und ein Zigarettenpapier, das auf dem Resopaltisch lag, einzutüten. Der Tisch sah aus wie eine Leihgabe aus einem Billigimbiss.
»Eine ganz schöne Menge Kohle«, sagte der TDC. »Lauter Fünfziger und Zwanziger, wie’s aussieht.«
Thorne rief Brigstocke aus dem Badezimmer. Dort lagen überall Klamotten herum und auf der Ablage über der Spüle einige Toilettenartikel. Als er das Geld sah, nickte Brigstocke, als bestätigte dieser Fund, was er sich bereits dachte. »Entweder ist er überstürzt aufgebrochen, oder er kommt zurück«, sagte er. »Wir sollten so schnell wie möglich von hier verschwinden. Und auf der Straße einen Beobachtungsposten lassen, nur für den Fall.«
Die Spurensicherung verschwand nie so schnell von einem Tatort, wie sie dort auftauchte. Trotzdem vermutete Thorne, dass sie hier ohnehin nur ihre Zeit verschwendeten. »Ja, einen Versuch ist es wert«, sagte er. Er ging zurück zur Kommode, trat kurz ans schmutzige Fenster und schaute hinaus. Dachte zurück an das, was passiert war, wie er sich in Skinners Garten gefühlt hatte, sah instinktiv die Straße hinunter und zu den Häusern auf der anderen Straßenseite, als ob Marcus Brooks sie von dort beobachtete.
Die Schubladen gingen nicht einfach auf, Thorne musste sich hinknien und sie mit Gewalt herausziehen. Der TDC bot ihm seine Hilfe an und schnaubte verächtlich, als er sah, was sich in der Schublade befand. »Mann, der könnte seinen eigenen Laden aufmachen.«
Mindestens ein Dutzend Handys samt Zubehör lagen darin. Batterien, Ladegeräte, SIM-Karten, verpackt und offen.
»Ihm ist nichts geblieben«, sagte Thorne. »Das ist alles, was er noch hat.« Er schob die Hardware mit einem behandschuhten Finger zur Seite. »Damit hier verbringt er seine Zeit.«
»Ich hoffe nur, er hat nicht pro Nachricht ein Handy geplant.«
Der junge TDC machte nur einen Witz, das war Thorne klar, dennoch stockte ihm kurz der Atem. Er schob die Nokias und Samsungs herum, als handelte es sich dabei um Messer oder Maschinengewehre, und dachte daran, was Kitson im Pub gesagt hatte.
»Wie viel Rache braucht der Mensch?«
Er griff nach hinten in die Schublade und zog ein Bündel Papier heraus, Blätter, die von Gummibändern zusammengehalten wurden. Er las die erste Seite, drehte die Ecke um, um das Blatt dahinter zu sehen.
Der TDC spähte über Thornes Schulter. »Was haben Sie da, alte Liebesbriefe?«
»Keine alten«, antwortete Thorne. Und jetzt wusste er, dass Brooks nicht weggegangen war. Wenn sie ihn verpasst hatten, dann nur knapp. Er winkte den Verantwortlichen für die Beweismittel herüber und gab ihm die Briefe. »Ich brauche Kopien davon, so schnell wie möglich«, sagte er.
»Sie brauchen - was?«
Thorne wiederholte seine Bitte, die das erste Mal
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