Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer
unter Russell Brigstockes Aufforderung, schneller zu arbeiten, untergegangen war.
Brooks stand mit einer Handvoll Leute am Ende der Straße und sah dem Kommen und Gehen zu.
Als er die Bullen gesehen hatte, die Autos umleiteten, und das Absperrband zwischen dem Laternenpfahl und dem Umleitungsschild, wusste er, dass etwas im Busch war. Er hatte ein paar Straßen weiter unten geparkt und war zu Fuß hierhergelaufen, um zu sehen, was passierte.
»Sind jede Menge Bullen da«, meinte der Mann neben ihm. »Muss was Ernstes sein.«
Eine Frau hinter ihm beugte sich vor. »Jemand hat mir erzählt, sie hätten Bullen mit Maschinengewehren gesehen.«
Um sechs Uhr war er wieder in die Wohnung gekommen, hatte sich rasiert und umgezogen und war gleich wieder gegangen. Jede Hoffnung auf Schlaf war sinnlos. Und da er auf der anderen Seite der Themse zu tun hatte, wollte er sich vor dem großen Verkehrschaos auf den Weg machen.
Wie hatten sie ihn gefunden? Wie nahe waren sie daran gewesen, alldem ein Ende zu setzen? Er sah hinauf zum Wohnungsfenster und fragte sich, ob wohl Tom Thorne da drin war.
Dachte an die Textnachrichten gestern.
Dass die Wohnung jetzt weg war, war blöd. Aber es war nicht das Ende der Welt.
Es gab Leute, auf die er setzen konnte, bei denen er schlafen konnte, bis das alles vorbei war. Das war kein Problem. Auch das Geld nicht: Noch eine Menge Leute schuldeten ihm einen Gefallen. Er konnte sich neue Klamotten kaufen, ein paar neue Handys, was immer er brauchte.
Das warf ihn nicht zurück.
Er wandte sich um und lief zum Auto. Ließ die Frau stehen, die jammerte, wie sie nun in ihre Wohnung kommen und ihren Kindern was zu essen machen sollte.
Das Einzige, was ihm wirklich was ausmachte, waren die Briefe. Logisch. Aber nur die paar Zettel waren weg. Das ganze Gekrakel.
Die Worte selbst hatte er im Kopf.
Zwanzigstes Kapitel
Er fühlte sich, als wäre er stocknüchtern, während alle um ihn herum ordentlich einen in der Krone hatten.
Der Durchbruch, dass sie Brooks’ Wohnung entdeckt hatten, hatte allgemein die Laune gehoben. Als sie wieder im Becke House waren, gingen Brigstocke und die anderen aus dem Team mit einem Enthusiasmus an die Arbeit, als stünde eine Verhaftung unmittelbar bevor. Thorne jedoch hatte das Gefühl, als beobachtete er alles von außen und habe keinen Anteil an dieser freudigen Erregung. Natürlich war es seine Schuld, dass er außen vor blieb.
Nicht dass er noch nie zuvor Mist gebaut hätte, aber er konnte sich nicht erinnern, dass ihm das Wasser je so bis zum Hals gestanden hätte und ihm dabei keine andere Wahl blieb, als sich vom Ufer fernzuhalten.
Brigstocke hatte für vier Uhr eine Besprechung anberaumt.
Während der Großteil des Teams in Hammersmith dabei gewesen war, hatten andere weiter an der Cowans-Ermittlung gearbeitet. Die Befragung der Bewohner der Uferwohnungen hatte bislang nichts erbracht. Und das Spannendste, was die Überwachungskameras aufgenommen hatten, war die Szene, wie spätnachts ein Betrunkener den Uferweg entlangtorkelte. Was zu der Schlussfolgerung führte, dass Cowans’ Leiche an einer anderen Kanalstelle, nicht weit entfernt von der Stelle, wo sie später seinen Van fanden, ins Wasser geworfen worden war. Dass die Leiche abgetrieben und länger als vierundzwanzig Stunden an dem schmalen Kanalboot hängen geblieben war, bis sie schließlich entdeckt wurde. Ein vorläufiger Autopsiebericht legte nahe, dass Cowans durch mehrere Schläge auf den Kopf getötet wurde, so wie Tucker und Skinner.
Der Stillstand an dieser Front machte die Entdeckung in Hammersmith umso bedeutender.
»Natürlich müssen wir zunächst sämtliche Beweismittel, die wir in der Wohnung gefunden haben, genau untersuchen«, sagte Brigstocke. »Doch spätestens morgen haben wir meiner Meinung nach ein paar gute Spuren, die wir verfolgen können. Wir haben ziemlich viel Zeug aus der Wohnung rausgeholt.« Thorne stand abseits. Es war möglich, dass Brigstocke jeden Grund hatte, so optimistisch zu sein, dass sie Marcus Brooks zu fassen bekamen, bevor Thorne weitere Nachrichten erhielt. Thorne müsste sich dann zwar noch immer einigen unangenehmen Fragen stellen, aber wahrscheinlich wäre das die beste Lösung für alle, inklusive ihn.
Ob der zweite Bulle - der Mann, der indirekt für den Tod von Angela Georgious und ihrem Sohn verantwortlich war, der Mann, der wahrscheinlich Tipper und Skinner umgebracht hatte - je gefasst würde, war eine andere Frage.
Eine, die Thorne
Weitere Kostenlose Bücher