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Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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wirklich nachgedacht.«
    Debbie wandte sich wieder Jason zu. Vermutlich hatte er recht. Normalerweise hörte sie Capital oder Heart FM. Die DJs mochte sie nicht sonderlich, aber die Musik gefiel ihr, und Jason schien sie auch zu mögen. Manchmal ertappte sie ihn dabei, wie er tanzte, auch wenn nur wenige es so bezeichnen würden. Aber wenn ein Hörspiel lief, versuchte sie immer zuzuhören. Sie kochte sich dann Kaffee und aß dazu ein Päckchen Kekse, während Jason vor seinem Video saß. Selbst bei dem alten Zeug, das in Indien oder im Irak oder sonst wo spielte, kam sie relativ schnell rein, und eine Stunde verging wie im Flug.
    Weil die Bilder besser sind.
    Auf alle Fälle waren sie besser als die, die sie in letzter Zeit beschäftigten. Der Mann, der es auf sie abgesehen hatte. Eher unpassend für ein gemütliches Hörspiel am Nachmittag …

    Sie hörte die Schritte auf dem Teppich und drehte sich in dem Moment um, als der Detective sich neben sie kauerte. Seine Knie knackten laut, und er lachte kopfschüttelnd.
    »Wahnsinn, haben Sie das gehört?«, sagte er.
    Er roch nach Schweiß und Zigarettenrauch.
    »Wer ist denn das?«
    »Das ist Jason«, sagte Debbie.
    Etwa eine halbe Minute sahen sie Jason dabei zu, wie er mit den Fingern über die Bilder in seinem Buch strich.
    »Wie alt ist er?«
    »Er ist acht.«
    Wenn der Detective überrascht war, zeigte er es nicht. Er sah Jason schweigend zu, nickte und stand wieder auf. In diesem Augenblick sah Jason von seinem Buch auf und lächelte ihn an.
    Der Detective lächelte zurück.

Neununddreißigstes Kapitel
    Bis Thorne und Holland in Euston ankamen, war die Straße bereits hinten und vorn abgesperrt, und die ersten Schaulustigen hatten sich versammelt. Anwohner und Passanten bildeten ein interessiertes Publikum. Sie bombardierten die Polizisten, die sie auf Abstand hielten, mit Fragen, und die Gerüchteküche begann zu brodeln, als sie keine Antworten erhielten. Thorne stellte sich dumm. Er stieg mit gesenktem Kopf aus dem Auto und zückte seinen Dienstausweis, bevor er die Straße hinauf Richtung Petz-Palais lief.
    Ein Dutzend oder mehr Einsatzwagen waren planlos entlang der Straße abgestellt: Vans und Autos, Zivilfahrzeuge und solche mit Polizeikennzeichen, ein Krankenwagen. Jemand hatte einen Imbisswagen bestellt, nie ein gutes Zeichen. Als Thorne näher kam, liefen ihm mehrere bewaffnete Polizisten entgegen, unheilvoll langsam, während andere an den offenen Türen eines Vans standen, ihre Waffen und die Ausrüstung abgaben.
    Sie waren nicht mehr notwendig.
    Thorne war kein großer Fan von CO19, der Spezialeinheit der Londoner Polizei - seiner Meinung nach waren einfach zu viele waffentragende Polizisten eingebildete Idioten. Allerdings waren sie nicht mehr ganz so von sich überzeugt seit der Sache mit Jean Charles de Menezes. Und an den Blicken, die ausgetauscht wurden, dem schweren Gang und den hängenden Schultern sah er, dass übertriebenes
Selbstbewusstsein heute nicht das Problem sein würde.
    Ein untersetzter, mürrischer CO19-Officer warf seinen Helm ins Gras und begann sich die Panzerweste vom Leib zu reißen. Als Thorne näher kam, zog er ein Päckchen Zigaretten hinten aus der Hosentasche und sagte: »Fuck me!« Er war bleich wie Kerzenwachs.
    »So schlimm?«, fragte Thorne.
    »Schlimmer geht’s nicht.«
    Sie drehten sich beide um, als eine Trage durch die offene Tür zum Krankenwagen gebracht wurde. Die Gestalt darauf war mit einer Decke zugedeckt, und auf das Gesicht wurde eine Sauerstoffmaske gedrückt, aber Thorne erkannte DS Rob Gibbons. In den grimmigen Gesichtern der Sanitäter fand er keinen Hinweis auf dessen Chancen. Dann machte er sich auf den Weg ins Gebäude.
    In der Lobby wimmelte es nur vor Leuten. Der Imbisswagen würde noch eine Weile warten müssen. Das CSI-Team war bereits am Werke, das Rascheln ihrer Overalls konkurrierte mit dem Krächzen der Funkgeräte und den gebrüllten Befehlen der Vorgesetzten, die sich bemühten, die Panik unter Kontrolle zu halten.
    Thorne ging zu einer Gruppe Sanitäter an der Treppe, die ihre Sachen einsammelten. Holland war ein paar Schritte hinter ihm, und sie sahen eine Weile schweigend zu. Starrten auf das Messer mit der langen Klinge, das auf der untersten Stufe lag, und auf die glänzende Blutlache auf dem Marmorboden.
    »Was zum Teufel ist passiert?«, fragte Holland.
    »Wir hatten ihn«, sagte Thorne. »Wir hatten ihn die ganze Zeit.«
    »Hatten wen?«

    »Anthony Garvey.«
    »Ja, das weiß

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