Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes
Dave.«
Siebenunddreißigstes Kapitel
Her Majesty’s Gefängnis Whitemoore
»Alles erledigt für morgen?«
»Sie sind die Liste mit mir durchgegangen, was alles schieflaufen kann.«
»Das müssen sie tun, um sich abzusichern.«
»Ich weiß, aber man macht sich trotzdem seine Gedanken, oder.«
»Dieser Typ Kambar macht den Eindruck, als ob er weiß, was er tut.«
»Ja, wirkt so. Ich hab ja keine große Wahl.«
»Wie sind die Kopfschmerzen?«
»Typisch, oder. Die letzten Tage war absolut nichts. Vielleicht, weil ich über was anderes nachdachte.«
»Du solltest nur darüber nachdenken, dass es dir wieder besser geht und dass du noch länger lebst.«
»Genau, ich habe ja so vieles, wofür es sich zu leben lohnt.«
»Hör mal, ich habe ein bisschen rumgelesen, online geschaut und so, es gibt Unmengen über diese Persönlichkeitsveränderungssache.«
»Gott, Tony.«
»Dokumentierte Fälle.«
»Ich hab dir doch gesagt …«
»Mann, freu dich doch darüber. Ich könnte dich rauskriegen.«
»Das wird nicht passieren.«
»Lass das meine Sorge sein, okay? Du wirst einfach gesund, und dann zeige ich dir die Sachen, die ich gefunden habe.«
»Ich will nicht, dass du deine Zeit verschwendest.«
»Das tu ich nicht, ich schwör’s. Nach der OP rede ich mit Leuten und starte eine Kampagne.«
»Was für Leuten?«
»Autoren, Journalisten, allen möglichen Leuten. Nach der Operation rede ich auch mit Doktor Kambar.«
»Was ist mit den Frauen, die starben?«
»Das warst nicht du . Wir können es beweisen.«
»Was ist mit ihren Ehemännern und ihren Eltern? Ihren Kindern? Denkst du nicht, dass die dann ihre eigene Kampagne starten?«
»Davon dürfen wir uns nicht … beirren lassen. Unschuldig ist unschuldig.«
»Nicht zu reden von …«
»Lass das.«
»Deiner eigenen Mutter, Tony.«
»Sie hat es verdient.«
»Keine hat es verdient.«
»Es war nicht deine Schuld. Es war der Tumor. Er erklärt die Ermordung der anderen Frauen, verstehst du das nicht? Du hattest keine Kontrolle. Auch nicht bei ihr .«
»Mir ist das alles zu viel.«
»Mir nicht, okay? Du brauchst dich um nichts zu kümmern. Mach dir keine Sorgen.«
»Ich muss mir nur den Schädel aufschneiden lassen.«
»Ich bin dabei, wenn du die Narkose bekommst, okay? Und ich bin dabei, wenn du aufwachst.«
» Falls …«
»Sag so was nicht.«
»Tut mir leid, es ist nur …«
»Ist schon gut.«
»Ich bin dir dankbar, ich bin dir wirklich dankbar.«
»Sei nicht albern, dafür sind Familien da.«
Achtunddreißigstes Kapitel
Debbie trat von der Tür zurück, bevor der Polizist seinen Dienstausweis ganz ziehen konnte. Instinktiv griff sie hinter sich und fuchtelte mit der Hand, damit Jason von der Treppe verschwand, wo sie ihn zurückgelassen hatte. Ihr Herz klopfte heftig, aus Angst, Aufregung oder beidem.
»Haben Sie ihn?«
Der Detective schüttelte den Kopf und wich kurz ihrem Blick aus, während er nach den geeigneten Worten suchte. »Es gab … neue Entwicklungen, das ist alles.«
Ohne sich umzuwenden, rief sie nach ihrem Sohn.
»Kein Grund zur Panik, Miss Mitchell.«
»Was?«
»Wir halten es einfach für besser, wenn jemand eine Weile bei Ihnen bleibt. Ist das okay?«
Zögernd trat Debbie ein paar Schritte vor und renkte sich fast den Hals aus, um an ihm vorbei auf die Straße zu sehen. Die neugierige Kuh gegenüber beobachtete alles durch einen Spalt zwischen den Vorhängen. Wahrscheinlich hielt sie den Bullen für einen von Ninas Kunden. Debbie zeigte ihr den Stinkefinger.
»Ist das okay, Debbie?« Er steckte den Polizeiausweis zurück in die Innentasche seiner Jacke. »Kann ich hereinkommen?«
Debbie überlegte, nickte und drehte sich um, um nach Jason zu sehen. Sie hörte die Haustür zufallen, als sie rasch
ins Wohnzimmer ging, wo ihr Sohn auf dem Boden neben dem Sofa über einem Bilderbuch kauerte. Sie kniete sich neben ihn, ihr Pulsschlag normalisierte sich, als sie ihm beim Umblättern zusah und ihn vor sich hin brummeln hörte.
»Ist noch jemand im Haus?«
Sie sah auf zu dem Mann in der Tür. Er deutete mit dem Kopf zu der offenen Tür, die in Ninas Küche führte.
»Das Radio«, sagte sie. »Ein Hörspiel.«
Der Detective nickte und hörte zu. Es klang nach einem Streit. »Die Bilder sind besser, oder?«
»Wie bitte?«
»So heißt es doch.«
»Was?«
»Hörspiele und so. Dass sie deshalb so gut sind.« Er tippte sich mit dem Finger an die Schläfe. »Weil diese Bilder besser sind.«
»Darüber hab ich nie
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