Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes
natürlich
mit den Jungs in Leicestershire kooperieren, wo immer dies nötig ist.«
Thornes Mund wurde trocken. Zweimal in drei Wochen, so weit bekannt war.
»… und falls sich herausstellt, dass zwischen den beiden Morden, wie es den Anschein hat, ein Zusammenhang besteht, klären wir die weitere Vorgehensweise.«
Ab da ging es in der Besprechung hauptsächlich um die weitere Vorgehensweise. Schließlich wollte kein Team, wie Brigstocke betonte, riskieren, dass ihm das andere in die Ermittlung pfuschte. Daher sollte jedes nur »read only«-Zugang zu den HOLMES-Daten haben. Der Teammanager des hiesigen Teams, DS Sam Karim, war verantwortlich dafür, dass die Ermittlungsergebnisse auf dem neuesten Stand waren, und er sollte sich zudem täglich mit seinem Kollegen in Leicester kurzschließen.
»Kein Problem«, meinte Karim.
»Vor allem nicht, wenn sein Kollege eine ›sie‹ ist«, lästerte jemand.
Es handle sich um eine »delikate« Situation, erklärte Brigstocke, die durchaus »zu Spannungen führen könne«, aber er hege keine Zweifel daran, dass sein Team damit umgehen könne.
Falls sein Team noch nicht Grund genug hatte, sich reinzuhängen, nannte ihnen Brigstocke schließlich den besten Grund von allen. Mit einem Nicken drehte er sich zu der Leinwand in seinem Rücken um, das Licht wurde ausgeschaltet. Viele im Raum hatten das Foto von Emily Walker gesehen, aber niemand außer Brigstocke und seinen DIs hatte das Foto von Catherine Burke gesehen, das vor ein paar Stunden per E-Mail-Anhang hier eingegangen war.
Die Fotos waren aus verschiedenen Blickwinkeln gemacht
worden, aber so nebeneinander projiziert war die Ähnlichkeit verblüffend … und erschreckend. Die Körperstellung war unterschiedlich, und in einer Tüte befand sich mehr Blut, doch letztlich würden es die Gesichter sein, die sämtliche Blicke auf sich zogen, vermutete Thorne. Der in die kalkweiße Haut der Frauen gebrannte Schock und die Verzweiflung, die in den mit dem Atem der Sterbenden beschlagenen Tüten gerade noch sichtbar waren.
Als er mit seinem Vortrag fertig war, schaltete Brigstocke das Licht nicht ein, sondern wartete, bis seine Leute im Dunklen an den Fotos vorbei hinausgegangen waren.
Thorne war der Letzte in der Reihe.
»Sie sehen sich überhaupt nicht ähnlich«, sagte er. Brigstocke drehte sich um, und die beiden standen im Halbdunkel und starrten auf die Leinwand. »Das kann also nicht die Verbindung sein, nach der wir suchen. Dass er einen bestimmten Typ hat oder so.«
»Falls es sich um denselben Mörder handelt«, warf Brigstocke ein.
»Sie halten das für nicht sicher?«
»Ich sage nur, wir können das nicht mit letzter Sicherheit behaupten.«
»Mensch, Russell, schauen Sie sich die beiden an …«
Brigstocke zögerte kurz, bevor er zu den Lichtschaltern ging und das Licht wieder einschaltete. »Der gerichtsmedizinische Bericht kam vorhin rein. Ich hatte noch nicht die Zeit, ihn mir genauer anzusehen, aber sie bestätigen, dass das Zelluloidstück Teil einer Röntgenaufnahme ist.« Er fuhr fort, bevor Thorne dazu kam, die offensichtliche Frage zu stellen. »Nein, was es ist, wissen Sie auch nicht. Aber sie fanden ziemlich gute Fingerabdrücke, die nicht von Emily stammen. Und wir haben auch DNA. Haare auf ihrem
Pulli. Müssen natürlich nicht vom Mörder stammen, aber ihren Mann können wir ausschließen. Falls die Probe also mit der übereinstimmt, die bei Catherine Burke gefunden wurde …«
»Und ob die übereinstimmen«, meinte Thorne.
»Sie scheinen sich da ja ganz sicher zu sein.«
»Der Typ plant Größeres«, sagte Thorne. »Wahrscheinlich ist das die einzige Möglichkeit, ihn zu fassen.«
»Wenn überhaupt.«
Thorne lehnte sich an die Wand und ließ die Augen über die leeren Stuhlreihen schweifen. Die Frauen und Männer, die gerade noch hier gesessen hatten, saßen bereits wieder an ihrem Computer oder telefonierten, taten alles, was im Bereich ihrer Möglichkeiten lag. Aber Thorne beschlich das Gefühl, dass sie, um wirklich weiterzukommen, darauf angewiesen waren, dass der Mann, hinter dem sie her waren, ihnen noch mehr zu tun gab.
»Vielleicht irre ich mich ja«, sagte Thorne. »Vielleicht ist es supereinfach. Ein Blick auf das, was die Jungs in Leicester rausgefunden haben, und der Fall ist gelöst.«
»Mein Gott, und wie ich das hoffe«, sagte Brigstocke.
Thorne hoffte es auch, aber er wurde das Gefühl nicht los, dass das hier ein Fall war, bei dem es zu einem Durchbruch einen
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