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Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Ein Buch von Anfang bis Schluss zu lesen, ein Kreuzworträtsel zu lösen, egal was. In Anbetracht seiner Lage waren das natürlich Kleinigkeiten, normale Dinge für den Rest der Welt, aber ihm bedeuteten sie damals irrsinnig viel. Die Ziele, die ich mir gesetzt habe, sind schon größer, klar. Nicht so leicht zu setzen und nicht so leicht durchzuziehen. Aber dieses Gefühl, wenn alles passt, ist unvergleichlich. Wenn es erledigt ist - und obwohl ich natürlich im Kopf schon
wieder an einem anderen Ort bin und bei den Leuten dort -, stehe ich absolut unter Strom und bin richtig high und so versessen darauf, nach Hause zu kommen, zu schreiben und zu erzählen, wie es gelaufen ist, dass ich drauflosschreibe, bevor ich mir das Blut runterwasche.

    »Aufzeichnungen«, nicht »Tagebuch«, und dabei hab ich mir durchaus was gedacht. Eine Sammlung meiner Gedanken über diese verrückte und verdammte Welt. Wie wir werden, was wir sind. Zum Nachlesen und Genießen - das hoffe ich zumindest. Nicht bloß eine Aufzählung, was ich zum Frühstück gegessen oder im Fernsehen gesehen habe.

    Die Bruder-und-Schwester-Nummer hätte nicht viel besser laufen können. Studenten schieben eine ruhige Kugel, wenn Sie mich fragen. Ich weiß, sie jammern wegen dem Studentendarlehen, das sie zurückzahlen müssen, und dem ganzen Kram, aber die meisten lassen sich deshalb nicht davon abhalten, sich jeden Abend in einer Bar volllaufen zu lassen. Und das ist wohl ein angenehmeres Leben, als die meisten von uns haben, vermute ich mal. Der Bruder war nicht gerade ein Partytier, nicht in dem Maß wie andere, aber ihm ging es ohnehin weniger um den Alkohol.
    Er war nicht schwer in Versuchung zu führen! Mir war sofort klar, worauf er stand. Es genügte, ihm ein paar Sekunden länger in die Augen
zu schauen. Er mochte es gern etwas härter. Als er schließlich den Mut aufbrachte, rüberzukommen und etwas zu sagen, war die Sache gelaufen, und es dauerte nicht lange, bis wir auf dem Weg in seine Wohnung waren.
    Die Schwester hatte für uns beide Frühstück gemacht. Ich fand das Tablett später vor der Tür. Das war nett, muss ich zugeben. Sie klopfte zuerst, dann hörte ich die Tür aufgehen und wie sie barfuß über die Dielen lief.
    Er lag mit dem Gesicht nach unten und ich quer über dem Bett, nackt, aber mit der Decke über allem, was sie nicht zu sehen brauchte. Ich weiß, sie blieb stehen und starrte auf das Bett. Versuchte zu verstehen, was sie sah, was da passiert war. Es fiel mir wirklich schwer, mich ruhig zu halten und meinen Atem zu kontrollieren.
    Ich hörte, wie sie den Namen ihres Bruders rief und ein paarmal »O mein Gott!« flüsterte.
    Erst ging sie zu ihrem Bruder und berührte ihn an der Schulter oder am Arm. Ich hörte sie nach Luft ringen, als sie zu weinen anfing, und als ich mir sicher war, dass sie mich ansah, schlug ich die Augen auf.
    Bang! Wie ein Toter, der zum Leben erwacht.
    Ich schaute ihr direkt in ihre babyblauen Augen. Da öffnete sie den Mund, um zu schreien, holte noch einmal ordentlich Luft, und schon war meine Hand an ihrem Hals, um zuzudrücken, damit Schluss ist.
    Als ich das Schlafzimmer verließ, war der Tee
kalt, und ich biss nur ein-, zweimal vom Toast ab. Mich freute die Vorstellung, wie sie sich an der DNA abarbeiten würden, die sie im Speichel der Bissspuren am Toast finden würden.
    Was am Ende alles keine Rolle spielen wird.

Siebtes Kapitel
    Wie alle anderen hier wusste Thorne, dass er keine wichtigen Unterlagen offen auf dem Schreibtisch liegen lassen sollte, wenn er das Büro verließ. Reinigungskräfte hatten die Anweisung, sich nicht am Arbeitsplatz zu schaffen zu machen, wenn sie putzten. Da sich aber alle über diese Regeln gerne hinwegsetzten, verbrachte Thorne am Montagvormittag die erste halbe Stunde im Becke House damit, nach ein paar Zetteln mit kaum lesbarem Gekrakel zu suchen und anschließend seinen Schreibtisch aufzuräumen, auch wenn das, was er Ablagesystem nannte, sogleich umfiel, wenn jemand aus Versehen das Fenster öffnete.
    Oder zu schnell die Tür zumachte.
    »Scheiße!«
    »Sorry«, entschuldigte sich Kitson. Sie ging zu ihrem Schreibtisch und lachte, als Thorne sich nach den Blättern bückte, die auf den Boden geflogen waren. »Ich weiß nicht, aber vielleicht solltest du es mit Heftern oder Büroklammern probieren.« Sie zog die Jacke aus, stellte ihre Handtasche ab und fuhr fort, auf ihn einzureden, als habe sie es mit einem kleinen Kind oder einem sehr begriffsstutzigen

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