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Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Persönlichkeit verändert haben könnte.«
    »Was der Sohn auch ständig behauptete?«
    »Deshalb rufe ich auch an«, sagte Kambar. »Er behauptete, er habe das vom Sohn erfahren.«
    »Er stand mit ihm in Kontakt?«
    »Das hat er behauptet. Es hörte sich an, als sei er beauftragt, Raymond Garveys offizielle Biographie zu schreiben oder so.«
    Thorne unterstrich den Namen immer wieder. »Sie haben sich also geweigert, mit ihm zu sprechen?«
    »Natürlich.« Paveshs Antwort klang, als handle es sich um eine ganz besonders dämliche Frage. »Nachdem ich wusste, was er wollte, weigerte ich mich natürlich. Er bot eine ganze Menge, aber ich hab ihm gesagt, wo er sich sein Geld hinstecken kann. Er war sich sicher, mich am Ende überreden zu können. Das glauben diese Typen immer. Er ließ seine Karte zurück. Brauchen Sie die Adresse?«
    Thorne notierte sich die Telefonnummer und die E-Mail-Adresse und bedankte sich dann bei Kambar für den Anruf.

    »Kein Problem«, sagte Kambar. »Bei unserem Gespräch hatte ich den Eindruck, dass Sie denken, dieser Mann, der sich als Sohn ausgab, sei sehr wichtig. Vielleicht ist er sogar der Mann, den Sie suchen.«
    »Es sieht ganz so aus.«
    »In diesem Fall sollten Sie definitiv mit diesem Schriftsteller reden.«
    »Maier hatte Ihnen gesagt, dass er ihn kennt?«, fragte Thorne. »Dass er mit ihm gesprochen hat?«
    »O ja, definitiv. So, wie Mr Maier es mir schilderte, ist er mehr oder weniger Anthony Garveys bester Freund.«

    MEINE AUFZEICHNUNGEN
    3. Oktober
     
    Es ist nicht immer einfach, ganz gewiss nicht in einer Stadt wie London, wo praktisch jeder in der Versenkung verschwinden und anonym leben kann, ohne dass es ihm bewusst wird, wo aber die meisten Menschen Kontakt mit anderen haben möchten. Sie verzehren sich nach Nähe. Bei mir ist das wahrscheinlich nicht anders, aber ich hab das alles schon vor langer Zeit aufgegeben. Die Tatsache, dass die anderen so auf Nähe angewiesen zu sein scheinen, macht meinen Job einfacher, mehr sag ich nicht. Es ist leicht, in das Leben anderer einzudringen. Man braucht sie nur zu beobachten und die beste Methode herauszufinden, um an sie ranzukommen. Bei einer Krankenschwester kann man zum Beispiel von einem gewissen Mitgefühl ausgehen. Man ist vielleicht ein Junkie und möchte clean werden, das kommt an. Sie erkennt einen, vertraut einem, bis sie der Stein oder was immer trifft. Man beobachtet. Lernt die Abläufe, Verhaltensmuster kennen. Wann der Göttergatte zum Mittagessen aus der Schule heimkommt. Wenn die Zeit reif ist, bei der Gattin zu klingeln, dann ist man ganz
einfach der Typ, mit dem sie schon ein paarmal im Supermarkt geplaudert hat. Sie schöpft keinen Verdacht. Man ist das Gesicht aus der Studentenkneipe oder ein Mann, der einmal die Woche das Familienauto wäscht. Bis man schließlich auf einen Kaffee eingeladen wird und sich besser kennenlernt. Man lernt die Zeitabläufe, Gewohnheiten und die Ehe kennen und weiß, dass der Mann, hinter dem man her ist, sich mit seiner Frau bis aufs Blut streitet.
    Man findet den Punkt, an dem man einhaken kann.
    Es wird allmählich schwieriger, aber das war mir von Anfang an klar. Ich suchte mir die einfachen Fälle und räumte sie zuerst weg. Brachte mich in Fahrt. Die Polizei hat die Puzzleteile inzwischen bestimmt zusammengefügt (was ich durchaus wörtlich meine) und weiß jetzt, was läuft. Das ist gut so. Jetzt können sie die schwere Arbeit für mich erledigen und diejenigen finden, denen ich bisher nicht auf die Spur gekommen bin. Was ihnen hoffentlich noch nicht klar geworden ist.

    Hab wieder mein Erspartes geplündert und bin umgezogen, in eine einigermaßen ordentliche Einzimmerwohnung, die nicht weit weg ist von einem Bahnhof, so wie die anderen. Das macht es einfacher zu reisen. Diesmal King’s Cross. Obwohl es immer nur ein paar Wochen sind, lauf ich gern durch die Gegend, um sie ein bisschen kennenzulernen. King’s Cross soll eine ziemlich
üble Gegend sein, Nutten und Drogen und so, aber bisher gefällt’s mir gut. Niemand schaut genau hin, was mir ganz lieb ist. Hier gilt, was ich vorher übers anonyme Leben sagte. Hier leben alle so. Noch etwas, was mein Leben einfacher macht.

    Der Mann im Zeitungskiosk wurde heute Morgen, als ich mir Zigaretten kaufte, gar nicht fertig mit den Macken-Morden. Die Zeitungen sind auch voll davon. Familienschnappschüsse und so Zeug. Aber nichts, was sie mit den anderen in Verbindung bringt. Da steckt wahrscheinlich die Polizei

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