Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes
Hebel in Bewegung gesetzt hatten, um die drei Männer auf konventionellem Weg zu finden - über Kreditkarten, Handydaten, gute altmodische Fußarbeit. »Dowd ist unterwegs, um sich selbst zu finden, wenn man seiner Frau Glauben
schenken darf. Die anderen beiden sind vollkommen vom Radar verschwunden. Vielleicht obdachlos, auf alle Fälle ohne festen Wohnsitz. Sie haben alle … Probleme.«
»Klingt, als hätten sie alle ein sehr großes Problem.«
Thorne nickte und sah zu, wie ein Kontaktbereichsbeamter versuchte, den dünnen Jungen dazu zu bewegen, von hier zu verschwinden. »Es ist ja nicht wirklich überraschend, dass sie alle auf die eine oder andere Weise gestört sind.«
»Wir tragen alle unsere Vergangenheit mit uns herum«, sagte Chamberlain.
»Ja, genau, vielleicht hat dieser Hypnotherapeut nicht ganz unrecht.«
»Tragen sie mit uns herum wie den Krimskrams in unseren Taschen.« Sie saß ganz ruhig da und schlug auf die Handtasche auf ihrem Schoß. »Das wissen wir besser als die meisten anderen, stimmt’s?«
Thorne sah sie nicht an. Der dürre Teenager ging, wobei er laut schimpfend mit den Armen fuchtelte. Der Kontaktbereichsbeamte lachte und wechselte ein paar Worte mit einem Mann auf der Wiese. »Wie geht’s Jack?«, fragte Thorne.
»Wir hatten Krebsalarm«, sagte Chamberlain. »Scheint aber ein blinder Alarm gewesen zu sein.« Sie sah zu Thorne, der offensichtlich nach einer passenden Antwort suchte, und fuhr fort: »Wie geht’s Louise? Sie haben mich ja, wie Sie wissen, noch immer nicht ganz davon überzeugt, dass sie wirklich existiert.«
Chamberlain und Louise hatten sich bis jetzt noch nicht kennengelernt. Thorne hatte Chamberlain seit mehr als einem Jahr nicht mehr gesehen, obwohl er sich vorgenommen hatte, sie so oft wie möglich anzurufen. Irgendwie hatte er ein schlechtes Gewissen.
»Sie hat viel zu tun«, sagte Thorne. »Sie kennen das ja.«
»Zwei Bullen zusammen. Immer ein Riesenfehler.«
Plötzlich fiel Thorne auf, dass er keine Ahnung hatte, was Chamberlains Mann machte oder gemacht hatte, bevor er in Rente ging. Und nun konnte er schlecht fragen, ohne sich zu verraten. »Wahrscheinlich haben Sie recht«, sagte er.
Sie saßen noch ein, zwei Minuten so da, bevor sie sich zunickten und aufstanden. Sie gingen über den Platz Richtung Greek Street und ins Herz von Soho.
»Später schicke ich alles rüber«, sagte Thorne. »Mit einer Kopie der Garvey-Unterlagen.«
»Eine nette Bettlektüre.«
»Was lesen Sie denn sonst so? Catherine Cookson?«
Sie grinste sarkastisch und ging dann langsamer, um sich die Auslage eines schicken Juweliers anzusehen. Sie beugte sich vor, um die Preise besser lesen zu können. Dann drehte sie sich zu Thorne um und sagte: »Übrigens, danke.«
»Keine Ursache.«
»Mir ist klar, Sie hätten dafür jemanden finden können, der näher an der Sache dran ist.«
»Ich wüsste niemanden, der besser dafür geeignet wäre.«
»Ich geh davon aus, dass Sie das nett meinen.«
»Möchten Sie, dass ich Sie zurückbegleite?«
»Seien Sie nicht albern.«
Chamberlain wohnte in einem kleinen Hotel in Bloomsbury, in dem die Met ein Kontingent von fünf Zimmern hatte. Es diente als Unterkunft für auswärtige Kollegen auf Dienstreise, Verwandte von Opfern, die keine andere Bleibe hatten, und gelegentlich für einen der oberen Ränge, der aus dem einen oder anderen Grund lieber nicht nach Hause ging.
»Ist sicher angenehm, eine Weile in einem Hotel zu wohnen«, sagte Chamberlain.
»Machen Sie das Beste daraus.« Thorne merkte, wie er errötete, als ihm seine Nacht im Hotel einfiel, das Missverständnis an der Bar.
»So komm ich wenigstens zum Schlafen«, sagte Chamberlain.
»Wer weiß, vielleicht lernen Sie jemanden kennen.«
»Jack treibt mich mit seinem Schnarchen in den Wahnsinn.«
»Wenn Sie Glück haben, finden Sie Ovomaltine in der Minibar.«
»Klappe.«
Oben im Grafton Arms, am Pooltisch, hieß es »Verlierer raus, Gewinner bleibt«, und es dauerte fast eine Stunde, bis Thorne und Hendricks gegeneinander spielen konnten. Der Tisch wurde von einem Typ im Rugbyhemd beherrscht, der sie beide mit links schlug, bevor er gegen Hendricks verlor, der bereits nach der Hälfte des Spiels die schwarze Kugel versenkte. Hendricks schlug den Kumpel des Rugbypielers und zeigte einer jugendlichen Goth-Fanatikerin gegenüber keine Gnade, die bewundernd die Piercings des Pathologen anstarrte und den Eindruck erweckte, als könne sie ein Ende des Pool-Queues
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