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Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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ließ die Gedanken schweifen. Die Musik trat in den Hintergrund und vermischte sich mit den nicht ganz so melodischen Stimmen von Russell Brigstocke und Yvonne Kitson, dem einschüchternden Krächzen von Nina Collins und Martin Mackens Aufschrei, die sich wie eine Rückkopplung über die zuckersüßen Streicher und sanften Klängen der Pedal-steel-Gitarre legten.
    Thorne dachte über Jason Mitchell nach, wie konzentriert er wirkte und dieses leise »Tsch-tsch«, wenn er seinen Zug hin und her schob. Dieses Lächeln, das so unvermittelt kam wie eine Ohrfeige. Er war sich nicht einmal sicher, ob der Junge sich bewusst war, dass er lächelte, und fragte sich, wo wohl das Problem lag.
    Weiß, rosa oder blau?
    Ob jemand wie Pavesh Kambar auf sein praktisches buntes Plastikmodell deuten und sagen konnte: Da, hier liegt das Problem, da ist der Fehler in der Hardware. Oder würde er vielleicht sagen, es sei gar kein Fehler, sondern einfach
eine andere Hardware-Version, für die er nicht ausgebildet sei, die er einfach nicht verstand. Ein kurzes Gefühl der Nutzlosigkeit vielleicht. Zeit, diesen selten gebrauchten Fachausdruck hervorzuholen.
    Weiß, rosa oder blau.
    Briefkastenrot auf schwarz-weißen Quadraten. Braune Flecken auf dem Teppich, und die Tapete neben dem Fenster gelb und fettig wie die klebrige Seite eines Heftpflasters.
    Die CD war zu Ende, also stand Thorne auf, nahm sie aus dem CD-Player und räumte sie weg. Das Telefon stand an seinem Platz neben der Wohnungstür. Er nahm seine Brieftasche vom Tisch, zog eine Karte heraus und wählte die Nummer, die darauf notiert war.
    »Hallo?« Die Stimme klang müde.
    Er sah auf die Uhr: Kurz nach neun, noch nicht zu spät für einen Anruf. Ob sie wohl allein war? »Hallo, hier ist Tom Thorne.«
    »Was wollen Sie?«
    Sie hörte sich an, als koste sie jedes Wort Mühe, als sei sie gerade aufgewacht oder als habe sie getrunken. Er sah auf die Dose Bier in seiner Hand und schob den Gedanken weg. »Ich wollte Sie nicht erschrecken«, sagte er. »Mit den Fotos.«
    »Haben Sie aber.«
    »Okay, aber nur so weit, damit Sie ausziehen.«
    »Nur so weit? Können Sie das messen?«
    »Tut mir leid.«
    »Mir wurde übel. Und wenn Jason sie gesehen hätte? Haben Sie eine Vorstellung …?«
    »Ich wusste nicht, was ich sonst hätte tun sollen«, sagte Thorne. »Ich bekam Schwierigkeiten deshalb, wenn Ihnen das hilft.«
    Eine kurze Pause entstand. »Ein bisschen hilft es.«

    Thorne lachte. Er dachte, sie würde einstimmen, was sie aber nicht tat. »Wann ziehen Sie zu Nina?«
    »Gleich morgen früh«, sagte Mitchell. »Ich versuche gerade zu packen.«
    »Das ist ein Albtraum, oder?«
    »Hier geht’s nicht um zwei Wochen Mallorca, ja?«
    Thorne wünschte sich bereits, er hätte nicht angerufen. Was zum Teufel hatte ihn da geritten? Nicht dass er davon ausgegangen war, dass Debbie Mitchell ihm die Sache leicht machen würde. »Sind Sie allein?«
    »Ja. Nina … arbeitet.«
    »Er wird kommen, klar?« Thorne trank einen Schluck. »Falls wir ihn nicht zuvor fassen. Sie haben sich richtig entschieden.« Er hörte ein Feuerzeug klicken, die Pause, als sie inhalierte.
    »Ich denke, ja.«
    »Hören Sie, Sie können jederzeit anrufen, wenn …«
    »Werden Sie ihn fassen?« Nun klang ihre Stimme nicht mehr müde. »›Falls wir ihn nicht zuvor fassen‹ haben Sie gesagt. Wie wahrscheinlich, glauben Sie, ist das, dass dieser Kerl damit davonkommt?«
    »Wir tun, was wir können.«
    »Auf einer Skala von eins bis zehn?«
    Thorne dachte darüber nach. Fünf? Mehr? Und sagte: »Was macht Ihre Hand?«
    »Wie bitte?«
    »Sie haben geblutet.« Thorne blickte auf, als er hörte, wie der Schlüssel in der Tür umgedreht wurde. »Ich glaube, Sie haben sie sich an Jasons Zähnen verletzt.«
    »Die Hand ist in Ordnung.«
    »Ich wollte Ihnen sagen, dass Sie anrufen können, wenn Sie beunruhigt sind.«

    »Was? Sie oder den Notruf?«
    »Mich. Wenn Sie … Angst haben oder was auch immer.« Er hörte, wie die Wohnungstür geöffnet wurde, während er Debbie Mitchell seine Handynummer gab. Und wie sie wieder geschlossen wurde, während er darauf wartete, dass sie sich die Nummer notierte und ihm noch mal vorlas.
    »Also …«
    »Ist gut. Ich lass Sie in Ruhe packen«, sagte Thorne.
    »Okay.«
    Louise kam durch die Tür. Thorne hob einen Finger und bedeutete ihr stumm: »Eine Minute«, als sie an ihm vorbei zur Küche ging. Er überlegte, ob er etwas wie: »Schöne Grüße an Jason« sagen sollte, fand das dann aber

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