Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes
Welt gekommen wäre, vorbei ist. Das wäre, wie wenn man einen Schalter umlegt. Dann … ist man drüber hinweg.«
Thorne nickte und rechnete, während er die Unterhose auszog.
»Einunddreißig Wochen, und ich bin wieder auf dem Damm.«
Thorne entging nicht, dass in ihrem Lachen etwas mitschwang. Er ging zu ihr. »Komm …«
Sie stand auf und ließ sich in die Arme nehmen, drückte das Gesicht an seinen Hals. Er spürte ihre Anspannung, die Kraft, die es sie kostete, sich zusammenzureißen.
»Es ist meine Schuld«, sagte sie. Ihr Mund glitt über seine Brust. »Sie wollte nur helfen.«
»Das hat sie doch?«
»Nein, eher nicht.« Wieder dieses halbe Lachen, und dann war ihr Gesichtsausdruck offen, und ihr Blick suchte den seinen. Bis sie auf dem Bett landeten, hatte sie schon ihr T-Shirt halb über den Kopf gezogen.
»Da unten … ist alles noch ein bisschen empfindlich«, sagte sie. »Wir müssen uns was einfallen lassen.«
Thorne grinste.
»Nicht das«, sagte Louise.
Ihr Liebesspiel war weder zu sanft noch zu zurückhaltend, und trotz der knisternden Gefühle zwischen ihnen war es eher Sex als Liebemachen.
Etwas, was sie beide brauchten.
Das Schrillen des Handys riss Thorne aus einem Traum, in dem er sich schnell über eine sehr blaue Wasseroberfläche bewegte. Er sah auf die Uhr - 6:12. Auf dem Display stand Russell Brigstockes Name.
»Sie sind schon früh wach.«
»Für manche Dinge lohnt sich das frühe Aufstehen«, sagte Brigstocke. »Ich bin in so guter Stimmung, dass ich vielleicht noch mal zwischen die Laken hüpfe und Mrs Brigstockes Tag mit einem Kracher starte.«
Thorne dachte an die vergangene Nacht und merkte, wie er erstarrte. Er hatte gehofft, das Schuldgefühl könnte weg sein, aber es war noch immer da, festgekeilt in seiner Brust.
»Also los, raus damit.«
»Graham Fowler marschierte gestern Nacht um elf Uhr mit einer Ausgabe des Standard , auf der er schlafen wollte, in die Polizeiwache Charing Cross.«
»Wahnsinn.«
»Es kommt noch besser«, sagte Brigstocke. »Vor einer halben Stunde kam in der Ermittlungszentrale ein Anruf von Andrew Dowd rein. Sieht aus, als habe er endlich wieder sein Handy eingeschaltet und unsere Nachricht gelesen.«
»Wo steckt er?«
»In Kendal«, sagte Brigstocke »Der Heimat des gefüllten Pfefferminzschokokekses. Es ist schon jemand auf dem Weg, ihn zu holen.«
Thorne schob sachte die Decke weg, um Louise nicht aufzuwecken, und stand nackt neben dem Bett im Dunklen. »Dann kommen Jesmond und Freunde vielleicht doch noch davon.«
»Oder wir alle.«
»Was für Glückspilze.«
Brigstocke lachte. »Wir oder die?«
»Ich meinte Fowler und Dowd«, sagte Thorne.
Dritter Teil
Ein Spiel der Geschicklichkeit und Strategie
DANACH
NINA
In den schlimmsten Momenten, wenn ihr nach Zuschlagen ist, weiß sie durchaus, dass nur ein Mann Schuld daran hat, was passiert ist, aber es fällt ihr schwer, nicht die zwei Freunde und Helfer draußen in dem Auto dafür verantwortlich zu machen. Oder diesen Wichser Thorne und seine Kumpel, die hier vierundzwanzig Stunden am Tag rumhängen, seit Debbie und Jason eingezogen waren.
Wenn man, wie sie, zu Hause arbeitet oder besser: arbeitete, ist ein Polizeiwagen vor der Tür nicht gerade geschäftsfördernd.
Sie hatte es stets vorgezogen, in ihren eigenen vier Wänden zu arbeiten. Die meisten Mädchen, die sie kannte, sahen es genauso. Man fühlte sich sicherer. Aber sie konnte schlecht von ihren Stammkunden erwarten, dass sie an den Jungs in Blau vorbei zu ihr spazierten. Und das Geld wollte verdient werden. Es blieb ihr daher nichts anderes übrig, als öfter in diesen schäbigen Hotels und heruntergekommen Wohnungen vorbeizuschauen. Und in hinter dem Fußballplatz geparkten Autos Hand anzulegen. Ein paar Risiken mehr einzugehen.
Und sie arbeitete praktisch nie nachmittags, wie dumm von ihr! Ihr stand einfach selten der Sinn danach, nach einer kurzen Nacht schlief sie gerne lange. Sie hatte die Tage
lieber für sich und bereitete sich auf den nächsten Abend vor, um möglichst viele Kunden unterzubringen.
Ein glatzköpfiger, schwabbliger Manager aus Manchester, der wegen einer Konferenz in London war, war der Grund, warum sie nicht hier war, als es passierte. Nicht dass es einen großen Unterschied gemacht hätte, wenn sie zu Hause gewesen wäre. Denn an den zwei Bullen war er auch problemlos vorbeigekommen.
Das kranke Arschloch war einfach zu schlau für sie alle.
Das Schlimmste daran war, was sie eine
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