Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes
Hinweisen kaum noch retten könnten, richtig? Der Walsh-Mord hat uns kein Stückchen weitergebracht, und ich hab nicht das Gefühl, als ob Ihre Freundin Carol den Durchbruch bringt.«
Chamberlain hatte vor einer Stunde angerufen. Thorne hatte ihr von dem neuen Toten berichtete, und sie hatte ihr Treffen mit Ray Garveys Exfrau beschrieben und ihm von Malcolm Reece erzählt, dem alten Freund, den sie bereits suchte. Thorne hatte gesagt, er wolle sie im Hotel besuchen und sich persönlich auf den neuesten Stand der Dinge bringen, sobald er die Zeit dazu finde. Er hatte ihr möglichst sanft nahezubringen versucht, dass es gut wäre, wenn sie etwas schneller arbeitete.
»Vielleicht solltet ihr mir etwas mehr zahlen.« Chamberlain hatte beleidigt geklungen. »Oder mir einen Assistenten geben.«
»Wir können finanziell keine großen Sprünge machen«, hatte Thorne entgegnet. »Entweder Sie oder der Hypnotherapeut …«
Brigstocke stand auf und kam um den Schreibtisch herum. Er deutete auf den Zeitungsstapel. »Die Telefone werden heute Nachmittag nicht mehr stillstehen.«
»Hoffentlich rufen nicht nur Irre an.«
»Wir sollten was Ordentliches zu Mittag essen«, sagte Brigstocke. »Könnte ein langer Tag werden.«
Thorne nickte. Er hatte nicht gefrühstückt und brauchte
etwas im Magen, um den Kaffee aufzusaugen, den er die ganze Zeit in sich hineinschüttete.
»Wenn wir Glück haben, gibt’s heute im Oak diesen Lammeintopf.« Brigstocke öffnete die Tür. »Den Sie mir neulich weggeschnappt haben.«
Thorne sagte, das klinge gut. Aber vielleicht wäre etwas weniger Handfestes besser, etwas, das man mit der Pinzette direkt in den Hals stecken könne.
Am Nachmittag kamen viele Anrufe herein. Thornes Befürchtungen bestätigten sich nicht, denn ein paar klangen durchaus vielversprechend. Graham Fowler war mehr als einmal gesehen worden, zwei dieser Sichtungen waren aus einem Umkreis von einem Kilometer zwischen Piccadilly und Covent Garden gemeldet worden. Eine Frau, die ein Bed and Breakfast in Ambleside betrieb, einem Ort fünfzehn Kilometer südlich von Keswick im Lake District, gab an, ein Mann, der Andrew Dowd gewesen sein könnte, sei Anfang der Woche ein paar Tage bei ihr abgestiegen, bevor er plötzlich weiterzog. Am meisten schien sie sich für die nicht beglichene Rechnung zu interessieren.
An Arbeit herrschte kein Mangel. Die Stimmung im Büro war etwas positiver, dennoch schaffte es Thorne, vor sieben Uhr zurück in Kentish Town zu sein, und Louise hatte es zu seiner Freude auch geschafft. Sie war fröhlicher und gesprächiger als die ganze Woche über und erzählte ihm von den neuesten Entwicklungen in dem Fall, an dem sie arbeitete, während er Eier pochierte und die Weinflasche öffnete, die er auf dem Heimweg gekauft hatte.
Während sie aßen, schauten sie sich eine halbe Folge von »Die Profis« auf G. O. L. D. -TV an. Danach hörten sie sich The Essential George Jones an - ihre Wahl -, und Thorne
räumte auf. Louise blätterte ein paar Berichte durch. Falls sie noch angegriffen war, war ihr davon nichts mehr anzumerken. Bei »Why Baby Why« und »White Lightning« summte sie mit, und auch »The Door« machte ihr nicht zu schaffen - einer von George Jones’ Songs, bei denen Thorne meist einen Kloß im Hals hatte.
Als es Zeit zum Schlafen wurde, sagte sie: »Ich hab mich heute lange mit Lucy Freeman unterhalten.«
Die Schwangere in Louises Büro. Thorne warf sein schmutziges Hemd in den Wäschekorb und setzte sich aufs Bett, um die Hose auszuziehen.
»Ich erzählte ihr, eine Freundin von mir hätte einen Abgang gehabt.«
»Warum hast du ihr das erzählt?«
Louise zuckte die Achseln. Sie konnte es nicht sagen, oder es tat nichts zur Sache. Sie saß in Schlüpfer und T-Shirt vor dem kleinen Spiegel auf der Frisierkommode. »Lucy war echt … nett, wirklich.«
»Das ist gut.« Gut, dass die andere Frau nett war. Gut, dass Louise mit ihr darüber sprach und dass es gut lief.
»Nach so was spielen die Hormone verrückt, deshalb war ich so übel drauf.«
»Du hast jedes Recht, durcheinander zu sein.«
»Ich sag dir das nur. Lucy hat das erzählt. Sie hat auch eine Freundin, die einen Abgang hatte …«
»Eine von vier Schwangerschaften, steht in der Broschüre.«
»Und die fühlte sich erst wieder normal, als der ursprüngliche Geburtstermin vorbei war.«
»Was?«
»Nicht richtig normal zumindest. Lucy sagt, das wird erst wieder anders, wenn der errechnete Termin, an dem
das Baby zur
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