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Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten

Titel: Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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fesselte und sie sich mit etwas weniger Düsterem beschäftigte.
    Sie sah Teile eines Programms über Comedians beim Edinburgh Festival und dachte daran, wie sie und Paul immer davon gesprochen hatten, hinzufahren. Manchmal waren sie runter nach Brixton gegangen, ins Hobgoblin, und es hatte ihnen immer gefallen. Und sie hatten beide gemeint, es wäre doch klasse, mal wegzukommen, nach Edinburgh zum Fringe zu fahren und sich ein paar ihrer Lieblingscomedians anzusehen. Sie könnten auch das Schloss besichtigen, hatte Paul gemeint, und den anderen Touristenkram. Irgendwie glaube er, in seinen Adern fließe schottisches Blut und er würde bestimmt herausfinden, ob es einen Hopwood-Tartan gebe und er sich einen Schottenrock mit seinem eigenen Karo zulegen könne.
    »Du bist so schottisch wie ich, du Blödmann …« Während sie sich die Sendung ansah, beschloss Helen, hinzufahren, sobald sich die Gelegenheit dazu bot. Ein, zwei alberne Sekunden überlegte sie sogar, an diesem Abend im
Hobgoblin vorbeizuschauen und Jenny anzurufen und zu fragen, ob sie mitkommen wolle. Ein bisschen Lachen wär nicht schlecht, und die Comedians hätten bestimmt ihren Spaß mit ihr, wenn sie alle zwanzig Minuten auf die Toilette watschelte.
    Natürlich war die Idee Blödsinn, in letzter Zeit hatte sie ständig solche Ideen.
    Abgesehen davon und der Zeit, die sie faul bei Countdown mitfieberte, lag sie nur wie ein Zombie herum. Schon merkwürdig, fand sie, dass dieser Ausdruck für Leute verwendet wurde, die weggetreten und unkoordiniert waren. Merkwürdig deshalb, weil die Zombies in diesen Horrorfilmen, die Paul ihr aufgenötigt hatte, alles andere als unkoordiniert waren. Sie waren absolut koordiniert und hatten, während sie die Gegend unsicher machten und mit blutigen Händen die Fenster der Leute verschmierten, nur eines im Kopf, nur eine fixe, schreckliche Idee, die alles andere ausblendete. Eine ähnlich brutale Idee erstickte jetzt jeden ihrer anderen Gedanken, während sie dalag und der Sound und die Bilder auf sie einfluteten.
    Sie dachte an Gary Kelly und wie sie sich an ihm rächen könnte.
    Wie sie sich mit ihrem Dienstausweis und einer aus den Fingern gesogenen Story in den Verhörraum oder seine Zelle in der Untersuchungshaft schleichen würde. Sie malte sich aus, was sie zu ihm sagen würde, bevor sie das tat, weshalb sie gekommen war. Und wie viel Schaden sie anrichten konnte, ohne ihr Baby zu gefährden.
    Vielleicht sollte sie ihn auffordern, dieses Gedicht noch einmal zu lesen.
    Mal sehen, wie viele verschiedene Betonungen er draufhatte.
    Bittere, widerwärtige Phantasien, für die Helen sich hasste
und für die sie Kelly noch mehr hasste – weil er der Grund dafür war, dass sie so wurde. Sie döste immer wieder ein und litt unter den Stimmen und der absurd hektischen Musik, war aber außerstande, aufzustehen und den Kasten auszuschalten.

    Es war kurz nach sechs Uhr, als das Telefon klingelte. Sie erinnerte sich später daran, weil sie gerade noch die Erkennungsmelodie der Sechs-Uhr-Nachrichten mitbekam, als das Telefon schrillte.
    Es war der DCI von der Mordkommission. Anscheinend Stachelarschs Boss. »Helen, wir haben einen Anruf aufgenommen. Können Sie das einigermaßen hören?«
    Es klickte ein paarmal, dann ein leichtes Zischen, bevor die Stimme der Polizeitelefonistin zu hören war. Nach fünf Sekunden Schweigen forderte die Telefonistin den Anrufer auf zu sprechen, und fragte ihn noch mal nach dem Grund seines Anrufs. Anfangs, als der Anrufer mit der Telefonistin sprach, war seine Stimme kaum zu verstehen. Dann sprach er deutlicher, als er sagte, er wolle eine Nachricht hinterlassen, und die Telefonistin ihn aufforderte loszulegen.
    »Das ist für die Frau, deren Typ an der Bushaltestelle gestorben ist, ja?«
    Eine kurze Pause, bis die Telefonistin sagte, sie sei noch dran.
    »Die Schwangere.« Wieder ein paar Sekunden Schweigen und Gemurmel, als spreche er mit sich selbst. Endlich ging’s deutlich weiter. »Der im Auto geschossen hat, das war ich, okay? Es tut mir leid, alles, was dann passiert ist … das war nicht so geplant. Macht für Sie wahrscheinlich keinen Unterschied, aber es war echt nicht geplant.« Er schniefte und räusperte sich. »Das wär’s. Ich pack’s jetzt … ich wollte nur, dass Sie das wissen, bevor ich gehe.« Wieder Zischen und Klicken,
ein Brummen, das entfernter Verkehrslärm sein konnte. »Tut mir leid …«
    Ein paar Sekunden nicht klar auszumachende Geräusche und ein tiefes

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