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Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten

Titel: Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Luftholen vor dem Auflegen.
    So schlecht die Qualität über das Telefon war, hatte Helen sowohl die Stimme erkannt als auch das, was derjenige gesagt hatte. Sie erinnerte sich an das Gesicht des Jungen und das Gespräch, als er ihre Taschen in das Auto hob.
    Wenn Sie mich fragen, ist das wahrscheinlich eine gute Zeit, um Urlaub zu machen.
    Das ist nicht drin. Das pack ich noch lange nicht.
    Sie hatte ihm geraten, den Kopf niedrig zu halten ….
    »Helen?«
    »Ich kenne ihn. Ich hab den Jungen in Lewisham getroffen.«
    »Wie bitte? Sie kennen ihn?«
    »Wir sind uns über den Weg gelaufen.«
    »Wo?«
    »Einfach so … auf der Straße. Mein Gott …«
    »Können Sie uns irgendetwas sagen, das uns helfen könnte? Etwas, das er gesagt hat? Eine Beschreibung?«
    Nichts, was nicht absolut lächerlich geklungen hätte. Er hat meine Einkäufe getragen. Er klang nett. Er erkundigte sich nach meinem Baby. »Nicht wirklich«, sagte Helen. »Wir haben nicht länger als eine Minute miteinander gesprochen.«
    »Sollte Ihnen dazu noch etwas einfallen …«
    Sie legte auf, ging hinüber zum Sofa und stellte den Fernseher wieder laut. Ein Bericht über Hypothekenzinsen. Ein Wohnungsbrand mit tödlichem Ausgang. Zu viel Salz in Fertignahrung.
    Er rief an, um zu sagen, dass es ihm leidtäte, dass es seine Schuld sei. Was bedeutete, dass er nicht eingeweiht war. Zum ersten Mal stellte sie sich die Frage, wie viele in dem Auto wohl eingeweiht gewesen waren.

    Wie viele der toten Jungs?
    Macht für Sie wahrscheinlich keinen Unterschied …
    Er hatte es nicht gewusst.

    Es würde erst in ein paar Stunden dunkel werden, doch sie wollte heute früher schlafen. Sie hatte gedacht, sie und Roger Deering hätten das Badezimmer nach dem Einbruch ordentlich aufgeräumt, als sie aber einen Schritt vom Waschbecken zurückmachte, trat sie auf einen Glassplitter.
    Sie setzte sich auf den Badewannenrand und bearbeitete ihre Fußsohle mit einer Pinzette. Als sie aufblickte, sah sie sich im Spiegel. Ihr Bademantel klaffte auf. Ihre Brüste hingen schwer nach unten, die Adern traten blau hervor. Der Bund der Jogginghose war umgeknickt und platt gedrückt von ihrem Bauch. Die Knöchel waren geschwollen.
    Sie wickelte den Splitter in das blutgetränkte Papiertuch und warf es in die Toilette, strich sich mit der Hand über das blasse, haarige Schienbein.
    Eine Mummy, die niemand ficken wollte.
    Und dabei schoss ihr durch den Kopf, ob wohl ihre Schwester wusste, was eine MILF war. Helen erinnerte sich an das Gespräch zwischen dem Jungen und einem seiner Kumpel auf dem Weg zum Parkhaus. An seine Verlegenheit, als sein Freund sich in Positur warf und mit eindeutigen Gesten seine schmutzigen Anspielungen anbrachte.
    Du bist ja ein ganz übler Knochen …
    Sie erinnerte sich, wie der andere ihn genannt hatte.
    Es war nicht viel, was sie in der Hand hatte. Wahrscheinlich so gut wie gar nichts. Bestimmt nicht genug, um DI Stachelarsch oder seinen Boss um neun Uhr abends aufzuschrecken.
    Helen stöhnte, als sie den Fuß belastete, aber als sie im Schlafzimmer war und sich anzog, spürte sie nichts mehr.

39
    Freitagabend war schlecht, wenn man schnell irgendwohin wollte. Der Verkehr begann sich den Hügel hinunter nach Brixton zu stauen, und auf der Coldharbour Lane stand praktisch alles vom Ritzy bis zur Loughborough Junction. Helen schlug frustriert auf das Lenkrad. Die Zeit war nicht auf ihrer Seite oder auf der des Jungen, der angerufen hatte.
    Linnell hatte die anderen schließlich auch problemlos gefunden.
    Es war klar, die Jungs, die in der fraglichen Nacht in dem Cavalier saßen, waren umgebracht worden, um Pauls Ermordung zu rächen. Dabei hatten sie – einige davon unwissentlich - nur als Rauchkerzen gedient, um den Mord zu verschleiern. Kellys Plan hatte besser funktioniert, als er sich das zu erträumen gewagt hatte. Die Ahnungslosen im Wagen waren genauso seine Opfer wie Paul, und der Junge, der die Waffe gehalten hatte und glaubte , er hätte geschossen, war vielleicht der Letzte von ihnen, der noch am Leben war.
    Richtung Camberwell wurde der Verkehr nicht besser, weshalb sie nach Süden abbog, um von hinten zu kommen.
    Er war benutzt worden, das war alles. Aber Frank Linnell wusste das nicht. Und selbst wenn sie es ihm sagte, war sie sich nicht sicher, ob sich dadurch etwas ändern würde.
    Sie dachte noch immer über Linnell nach, als sie East Dulwich erreichte und der Verkehr ein wenig nachgelassen hatte. Und über das Mädchen auf diesen

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