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Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten

Titel: Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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dachte. »Haben Sie etwas gefunden?«
    »Nicht das, was ich erwartet hatte. Die Kugeln, natürlich, ein wenig Blut von Mrs Ruston auf dem Fahrersitz.« Er musterte sie über seine Tasse hinweg. »Sie fuhr den Wagen.«
    Helen nickte. Auch diesen Namen hatte sie sich aus dem Notizbuch notiert.
    »Ich glaube nicht, dass der Airbag aufging, bevor der Wagen gegen die Mauer fuhr. Sie brach sich die Nase … beim ersten Aufprall.«
    »Als sie Paul überfuhr, meinen Sie?«
    »Korrekt.«
    Helen trank von ihrem Tee, und Deering tat es ihr nach.

    »Ich hab noch nicht alles aufgeschrieben«, sagte er. »Ich hab’s nicht so mit dem Papierkram, um ehrlich zu sein.«
    »Geht uns allen so.«
    »Genau.«
    Zehn, fünfzehn Sekunden saßen sie da und schwiegen. Deering nahm das Käppi ab und Helen sah, dass er oben auf dem Kopf so gut wie kahl war. Sie war überrascht, denn auf den Seiten hatte er mehr als genug Haare, und er war nicht älter als vierzig Jahre. Er trank aus und sagte: »Irgendwie ist es komisch.«
    »Warum?«
    »Als ob Sie glauben, ich könnte Ihnen was sagen. Etwas, das Ihnen hilft, dass es Ihnen besser geht. Die Wahrheit ist, ich weiß nicht mal, wie schnell das Auto fuhr.«
    »Deshalb bin ich nicht gekommen.«
    »Wie gesagt, es ist besser, Sie reden mit dem Kollisionsexperten.«
    »Ist kein Problem, ehrlich.«
    Es ging ihr nicht nur darum, die Situation für ihn erträglicher zu machen. Sie verstand tatsächlich, wovon er sprach. Aber es gab Dinge, die sie nicht wissen musste.
    Sie hatte den Obduktionsbericht nicht gelesen und hatte auch nicht vor, ihn zu lesen. Sie wusste nicht, ob Paul sofort tot gewesen war. Sie wusste, dass er tot gewesen war, als er im Krankenhaus eingetroffen war. Dass er bereits eine Weile tot gewesen war, als sie den Anruf erhalten hatte. Das war genug.
    Leiden und Kampf. Letzte Worte. Diese Art von Wissen half niemandem, das stand fest. Andererseits brannte sie vielleicht später darauf, das alles zu erfahren. Aber sie hatte wirklich nicht das Gefühl, sich so zu verhalten, wie man das von ihr erwartete. Zumindest nicht in der konventionellen Reihenfolge. Und ganz bestimmt konnte sie nicht erklären, warum sie das Auto sehen wollte.

    Warum sie nicht zu Hause war und sich die Augen aus dem Kopf weinte.
    Das Telefon klingelte, und obwohl Deering ein paar Sekunden lang nicht darauf reagierte, errötete er. Er fuhr mit dem Daumen und dem Zeigefinger den Rand der Kappe entlang. »Ich arbeite jetzt besser weiter«, sagte er. Der DI hatte mehr oder weniger das Gleiche gesagt. Anscheinend waren hochschwangere Witwen keine allzu angenehme Gesellschaft.
    »Ich auch.«
    »Haben Sie eine Karte oder etwas in der Richtung?«
    Sie reichte ihm eine, und Deering ging wieder nach unten. Auf dem Weg nach draußen deutete sie auf die zwei demolierten Saabs. »Was ist denn mit denen passiert?«
    »Die haben mit Drogen zugedröhnte Teenager durch halb Essex verfolgt«, sagte Deering. »Der Fahrer hat’s nicht überlebt. Ein junger Polizist mit kleinen Kindern zu Hause.«
    Als Helen in Pauls Wagen stieg, fragte sie sich, wo sie wohl die weißen Handschuhe für all die Sargträger aufbewahrten.

    Easy kam ins Lager und verkündete, er habe Lunch mitgebracht. Theo warf einen Blick in die Tüte und verzog das Gesicht.
    »Fuck you, Jamie Oliver«, sagte Easy. »Das ist Qualität, Mann, echtes Fleisch, ja? Ich bring doch keinen Dönerschrott. Das ist ja nur Schweineschnauze und Mägen und Scheiße.«
    Sie ließen Mikey auf dem Sofa liegen und gingen in die Küche, um zu essen. Easy trug einen roten Jogginganzug und ein paar neue Ketten, richtig schwere Dinger. Theo fand sie gut. Er beschloss, sich nächste Woche selbst so was zuzulegen.
    »Mach das, Alter«, sagte Easy. »Warum reißt du dir sonst hier den Arsch auf? Ich bring dich zu diesem Typen und sorg dafür, dass er dir einen guten Preis macht.«

    Als sie fertig gegessen hatten, räumte Theo die Teller und das Papier weg und schaltete den Wasserkocher ein. Easy blieb am Tisch sitzen und rollte sich einen Spliff.
    »Bist du absolut sicher, dass Wave die Knarre entsorgt hat?«, fragte Theo.
    Easy ließ die Zunge über das Papier gleiten. »Was soll das denn?«
    »Was denkst du?«
    »Immer noch die Sache mit der Bushaltestelle, ja?«
    »Fuck, Alter, hast du nicht mitgekriegt, wie viele Bullen seit Neuestem hier unterwegs sind?«
    »Ruhig durchatmen, T. Immer schön cool bleiben.« Easy öffnete den Mund weit, um den stechenden Rauch nach oben treiben zu lassen.

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