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Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten

Titel: Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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an.
    Jeder weint, nur ich nicht, dachte Helen.
    »Es ist meine Schuld«, sagte er.
    »Ist es nicht.«
    »Ich hab ihn gebeten zu bleiben, weil ich nicht allein heimgehen wollte. Ich hätte schneller reagiert, wenn ich nicht so betrunken gewesen wäre.«
    »Paul war auch betrunken«, sagte Helen. »Das war nicht zu überhören, als er anrief. Er klang glücklich, Gary. Okay?«
    »Er hat mich weggeschubst, hast du das gewusst?«
    »Ja, ich weiß.« Man hatte Helen erzählt, was ein Zeuge von der Bushaltestelle ausgesagt hatte. Die zwei Männer hätten dicht nebeneinandergestanden, und der Mann, der bei dem Unfall ums Leben gekommen war, hätte seinen Freund kurz vor dem Aufprall weggestoßen. Helen hörte zu, wie Pauls Freund schluchzte, und konnte nicht anders – sie wünschte sich, es hätte ihn erwischt.
    Als Kelly aufhörte zu weinen, sprachen sie über das, was konkret anstand. Sie fragte ihn, ob er bei der Beerdigung eine Rede halten wolle, und er sagte, er fühle sich geehrt. Sie erzählte ihm von der Spendenaktion unter den Kollegen und dass sie beschlossen habe, das Geld einer Wohltätigkeitsorganisation der Polizei zu übergeben. Kelly versprach ihr, das für sie zu klären.
    »Was immer du brauchst«, sagte er, »ruf mich an. Du hast doch alle Nummern, unter denen ich erreichbar bin? Ruf einfach an, wenn dir was einfällt. Egal, um welche Zeit.«
    Helen bedankte sich. »Ach, eine Frage hätte ich. Sagt dir der Name Frank Linnell etwas?«

    Das gestrige Telefongespräch war ihr den ganzen Tag nicht aus dem Kopf gegangen. Sie spürte, wie sie sich jedes Mal verspannte, wenn sie daran dachte, und verstand nicht, warum. Sie hatte keine Ahnung, wer Linnell war, noch woher er Paul kannte. Aber ein Freund und Arbeitskollege wie Gary Kelly wusste vielleicht mehr darüber.
    Und beides war sie für Paul in den letzten Wochen vor seinem Tod nicht gewesen, so viel war ihr klar.
    »Warum fragst du mich wegen Frank Linnell?«
    Etwas in Kellys Stimme gefiel ihr nicht, und die Lüge kam ihr leicht über die Lippen. »Du weißt doch, wie das ist, plötzlich geht dir ein Name nicht mehr aus dem Kopf, und du hast keine Ahnung, wo du ihn aufgeschnappt hast.«
    »Wahrscheinlich bist du besser dran, wenn er in deinem Kopf bleibt«, sagte Kelly. »Frank Linnell ist nicht unbedingt jemand, mit dem man zu tun haben möchte.«
    »Jetzt bin ich aber wirklich neugierig.«
    Kelly hatte zwar nie aktiv in einem Team gegen das organisierte Verbrechen mitgearbeitet, wusste aber genug, um Helen in aller Kürze eine Einführung zu geben: die Gegend Südostlondons, die Linnells Organisation kontrollierte; die Anklagen, aus denen nie was geworden war; die Methoden, mit denen er sich Verträge für seine Baufirmen verschaffte. »Nicht gerade der netteste Kerl der Welt, weißt du?«
    »Okay, danke …«
    »Dann arbeitest du im Augenblick undercover für die Kollegen von Organised Crime?« Er lachte. »Das ist ein verdammt gutes Inkognito.«
    »Was ist ein verdammt gutes Inkognito?«
    »Die Sache mit der Schwangerschaft. Also, ich bin darauf reingefallen.«
    Helen stimmte in sein Lachen ein, doch das kostete sie einiges an Anstrengung. »Das ist nur ein Name, den irgendwer
erwähnt hat, denk ich. Kann eigentlich nur Paul gewesen sein. Dabei hat er nie mit so was zu tun gehabt, oder?«
    »Nicht, soweit ich weiß. Aber um dir die Wahrheit zu sagen, in den letzten Monaten hatte ich keine Ahnung, was er vorhatte.«
    »Wie bitte?«
    »Er war einfach ein wenig … zerstreut, denk ich. Muss wohl mit dem Baby und alldem zu tun gehabt haben.«
    »Was meinst du mit ›was er vorhatte‹?«
    Zunächst wollte Kelly nicht recht mit der Sprache herausrücken, aber Helen ließ nicht locker, bis er ihr erzählte, dass Paul viel unterwegs war und nur ausweichend antwortete, wenn man ihn danach fragte, und was er über einen alten Fall geäußert hatte, der ihm im Magen lag. Obwohl Kelly nichts dergleichen sagte, entnahm Helen seiner Stimme, dass er kein Wort davon geglaubt hatte.
    »Da hast du ganz sicher recht«, sagte Helen. »Wahrscheinlich war er zerstreut.«
    »Paul war nicht einer, der sich gerne in die Karten schauen ließ«, sagte Kelly. »Durchaus verständlich. Ich glaub einfach, er hatte gerade etwas mehr um die Ohren als der Rest der Welt, das ist alles.«
    Danach gab es nicht mehr viel zu sagen, und sie legten auf. Helen ging ins Bad. Sie duschte und setzte sich, um sich die Beine zu rasieren. Sie versuchte, bei einem von Pauls REM-Alben mitzusingen,

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