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Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten

Titel: Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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sah hinaus, konnte aber nichts entdecken. Manchmal war nichts zu sehen. Manchmal war nur eine Spinne über einen Sensor gekrochen. Trotzdem wartete Frank und schaute hinaus.

    Theo war länger als normal in der Wohnung geblieben. Er hielt sich im Schlafzimmer auf, als einer der Pakis für die Abendschicht gekommen war, und wechselte eine Stunde oder so zwischen dem Schlafzimmer und der Toilette hin und her, bis es draußen dunkler und ruhiger wurde, bis Schluss war mit dem Zittern und dem Durchfall.
    Er zog die Kapuze über den Kopf und lief rasch die Lee High Road hinunter zum Dirty South. Bevor er nach Kent gezogen war, hieß die Bar »Rose of Lee«, eine nette kleine Musikkneipe, die, als er weg war, renoviert worden war. Ein paar der Live-Bands waren nicht gerade der Hammer, aber meist legte ein DJ ordentliche Break Beats oder Grime auf,
und man konnte Typen aus der Gang treffen, die hier auf dem Heimweg noch kurz auf einen letzten Drink abhingen oder, falls die Nacht länger werden sollte, die Tour hier begannen.
    Das hier war ihre Stammkneipe, auch wenn immer wieder mal ein Blödmann von den Ghetto Boys oder eine Dumpfbacke von Kidbrooke, der Sozialbausiedlung drüben, reinkam, als hätten sie keinen blassen Schimmer, und rumstänkerten. Da musste man immer aufpassen.
    Theo saß auf einem der alten, abgenutzten Sofas am Eingang. Neben ihm saßen Ollie und ein vierzehnjähriges Mädchen namens Gospel, das ebenfalls als Bote arbeitete und auf das Ollie es abgesehen hatte. Sie redeten kaum, starrten die meiste Zeit rüber auf den großen Fernsehschirm oder zum Pooltisch. Nach ein paar Drinks brachen sie auf und gingen zu Ollie, wo sie etwas rauchten. Als die Ersten einschliefen, wusste Theo, es war Zeit, nach Hause zu gehen.
    Er lief hinüber zu seiner Wohnung.
    Als er bei den Kids an der Garage vorbeikam, reckte einer der Kleinen das Kinn vor und sagte: »Alles okay, T?« Die anderen nickten ihm zu, Theo nickte zurück und lief weiter, vorbei an den flüsternden Kids. In der Ferne waren Sirenen zu hören, und er hatte das Gefühl, da sei was in seinem Bauch, das hin und her flöge.
    Jetzt bist du einer von den Playern, T. Jetzt bist du ein Bullenkiller.
    Easy hatte nicht viel gesagt, nachdem SnapZ reingekommen war. Er war voll von der Neuigkeit und begeistert. Theo entging nicht, dass sogar er etwas nervös war. SnapZ und Mikey bekamen es wahrscheinlich nicht mit, aber Theo kannte Easy gut genug, um zu merken, dass er es zu überspielen suchte, den Ball niedrig halten wollte. Er saugte an seinen Zähnen und sah ständig auf die Uhr, blickte hinüber zur Zeitung.

    Fuck, wenn es Easy zu schaffen machte …
    Theo stieg die Steintreppe hinauf in den dritten Stock. Seine Schritte hallten im Treppenhaus, das Metall des Handlaufs fühlte sich kalt an.
    »Gott!« Im Gang stieß er beinahe mit jemandem zusammen, der nach unten wollte. Sie traten jeder einen Schritt zurück, und Theo erkannte den alten Herrn, der zwei Türen neben der Wohnung seiner Mutter wohnte. Er öffnete die Faust und zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht.
    »Theodore! Hast du mir einen Schreck eingejagt.«
    Theo brummte eine Entschuldigung und sah, dass der alte Herr seinen Abfall runtertrug. Die Tüten sahen in dem Halbdunkel fast wie Flügel aus, was Theo einen mindestens ebenso großen Schreck eingejagt hatte.
    »Soll ich Ihnen die runtertragen?«
    Der alte Herr ließ sich nicht zweimal bitten und meinte, als er die Treppe wieder hinaufschlurfte, Theo mache seiner Mutter alle Ehre.
    Auf dem Weg nach unten fluchte Theo leise vor sich hin. Normalerweise schlug Theo einen großen Bogen um die großen Abfallcontainer unten. Nichts hasste er so sehr wie diesen Geruch und das Geräusch, wenn dahinter etwas vorbeihuschte. Aber der arme Teufel hatte ausgesehen, als schleppe er Steine in seinen Tüten.
    Drei Meter von den Tonnen entfernt blieb Theo stehen und warf die Tüten hinein. Die zweite Tüte schepperte noch, da hatte Theo bereits kehrtgemacht und sprintete die Treppe nach oben, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Vor seiner Wohnungstür wartete er und hielt die Schlüssel fest in der Hand, damit sie keinen Lärm machten. Er lehnte sich gegen die Tür und lauschte. Das Schreien des Kleinen hörte sich durch die Gipskartonplatte heiser an.
    Er ertrug es nicht.

    Er griff nach einem anderen Schlüsselbund und lief zwei Stockwerke hinunter. Seine Mutter und seine Schwester waren natürlich schon vor ewigen Zeiten ins Bett gegangen. Und das hieß,

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