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Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten

Titel: Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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er musste mit niemandem reden und nicht so tun, als wäre alles in bester Ordnung, und einen auf fröhlich machen, während er sich fühlte, als wache er aus einem Traum auf.
    Als stehe ihm das Schlimmste noch bevor.
    Er öffnete die Tür zur Wohnung seiner Mutter und ging hinein, ohne das Licht anzumachen. Er ließ sich aufs Sofa fallen, ließ den Kopf zurücksinken und schloss die Augen.

    Helen hatte nicht wirklich geschlafen. Ein-, zweimal wäre sie beinahe eingedöst, aber sie war sich bewusst gewesen, dass sie das Licht nicht ausgeschaltet hatte, dass das Telefon erneut klingelte und dass sie nie wirklich ganz abtauchte. Schließlich gab sie auf.
    Es war fast drei Uhr morgens. Sie kochte sich Tee, schaltete das Radio ein und hörte zu, wie andere Schlaflose sich mit einem wütenden Moderator stritten. Sie schnappte sich die Plastiktüten mit den Sachen aus Pauls Auto und leerte sie auf dem Teppich aus. Sie warf die Dosen weg, die Schokoriegelhüllen und die Zigarettenschachteln und sah den Rest durch.
    Sonnenbrille, Navi, diverse Kassetten und CDs, Straßenkarten und Werkzeug aus dem Kofferraum, ein Packen Zettel.
    Ich glaub, er hatte gerade etwas mehr um die Ohren als der Rest der Welt, das ist alles.
    Sie legte die Zettel sorgfältig auf den Tisch, zunächst einzeln, um sie dann gruppenweise zu ordnen: Benzin- und Supermarktquittungen, Parkquittungen, Notizzettel mit Namen und Telefonnummern.
    Dann fiel ihr ein, dass das Telefon geklingelt hatte, während sie vergeblich versucht hatte einzuschlafen. Sie sah nach.

    »Ich hoffe, ich störe Sie nicht, ich wollte nur sagen, dass ich mich gefreut habe, Sie heute kennenzulernen.« Der Akzent klang leicht nach Nordosten. »Tut mir leid … hier ist Roger Deering. Das hätte ich sagen sollen. Egal, ich ruf eigentlich nur an, um Ihnen zu sagen, wenn Sie irgendwas brauchen … haben Sie bitte keine Hemmung, mich anzurufen. Wenn Ihnen alles über den Kopf wächst oder so. Ich bin mir sicher, das ist nicht einfach … Auch wenn Sie nur jemand zum Quatschen brauchen.«
    Er hinterließ seine Nummer, sagte ihr, sie könne ihn jederzeit anrufen, und »Gott segne Sie«.
    Helen ging zurück zum Tisch. Anscheinend war ihr Eindruck von dem CSM im Großen und Ganzen richtig – dass er ein anständiger Kerl war -, aber gleichzeitig erkannte sie, dass ihre Menschenkenntnis genauso gelitten hatte wie sie selbst. Sie hatte Deering nett gefunden, dann ein bisschen unheimlich, dann wieder nett, und das alles in den ersten fünf Minuten, nachdem sie ihn kennengelernt hatte.
    Sie trank den Tee aus und schaute auf die Zettel vor ihr, rückte sie zurecht, ließ den Blick darüberschweifen und dachte dabei an das, was Gary Kelly gesagt hatte.
    An das über Frank Linnell. Den Schluss …
    Er war einfach ein wenig … zerstreut.
    Dass Paul sich zurückzog: nicht im Büro war, wenn er hätte dort sein sollen, sich nicht äußerte, wenn es darum ging, was er genau machte. Auf merkwürdige Weise fühlte sie sich erleichtert, dass sie nicht die Einzige war, die mit Schweigen bestraft worden war.
    Die angelogen worden war.
    … in den letzten Monaten hatte ich keine Ahnung, was er vorhatte.
    Ja, sie waren einander nicht mehr so nah gewesen, nachdem Paul das mit ihrer Affäre herausgefunden hatte. Seitdem hatte
die Frage zwischen ihnen gestanden, wer wohl der Vater des Babys war. Aber wenn sie ehrlich war, hatte Helen gespürt, dass es um mehr ging als nur um Wut und Eifersucht. Jetzt brauchte sie sich nichts mehr vorzumachen.
    Offensichtlich hatte ihr Paul einiges verschwiegen. Nicht weil er ihr nicht alles sagen wollte, sondern weil er ihr nicht alles sagen konnte.
    Im Radio sprach eine Frau über die globale Erwärmung, und der Moderator gab zu bedenken, ob es sich dabei nicht um eine gigantische Verschwörungstheorie handeln könnte. Helen überlegte, ob sie sich morgen früh nicht sofort ans Telefon hängen und die Nummern anrufen sollte, die Paul notiert hatte.
    Hi, das klingt vielleicht zunächst etwas merkwürdig, aber mein Freund ist gerade gestorben und ich weiß, ich sollte mich jetzt eigentlich um andere Dinge kümmern, aber ich fand Ihre Telefonnummer auf einem Notizzettel in seinem Auto … und, nun ja, ich bin nun mal ein neugieriges Miststück …
    Ihr fiel auf, dass zwei Parkhausquittungen vom selben Parkhaus stammten: einem NCP in der Brewer Street in Soho. Sie legte die Quittungen nebeneinander und versuchte herauszufinden, was Paul im West End gesucht haben könnte.
    Ein

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