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Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten

Titel: Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Gespräch wohl verlaufen würde.
    »Wie klein die Welt ist …«
    »Was machen Sie denn hier?«
    »Ich vertrete mir nur etwas die Beine. Spazierengehen ist gut fürs Baby.«

    »In Lewisham ?«
    »Lewisham wird sehr unterschätzt.«
    Helen war klar, dass Lewisham selten überschätzt wurde, ein kurzer Bummel durch die Haupteinkaufsgegend reichte dafür aus. Zugegeben, zwei Morde innerhalb einer Woche wären in jedem Viertel ein Stimmungsdämpfer, aber trotzdem. Die Gegend machte den Eindruck, als kämen die Leute nur zum Einkaufen hierher, wenn’s gar nicht anders ging, und das Leben in ihren eigenen vier Wänden nahezu unerträglich war. Als käme man nur hierher, um gleich wieder zu verschwinden. Es gab ein Freizeitzentrum, einen ganz ordentlichen Park und eine Bücherei. Natürlich würde sie, wenn sie sich die Zeit nähme, ein paar kleinere, von der Spannung und der Gewalt unberührte Straßen finden. Aber um das DLR und die Bushaltestellen, vor den Pubs und den Läden schienen der Lärm und die Geschäftigkeit die Anspannung nur zu verschärfen.
    Das Herz des Viertels schien verstopft und kurz vor dem Kollaps.
    Helen lief die Haupteinkaufsstraße entlang. Die üblichen Kaufhausketten: Boots, Argos und das unvermeidbare Starbucks. Und unzählige Schnellrestaurants – McDonald’s, Kentucky Fried Chicken, Jenny’s Burgers, Nando’s, Chicken Cottage -, dazwischen jede Menge Ramschläden und Discounter. Sie malte sich den entsetzten Blick Jennys aus.
    »Was, kein Marks and Spencer? Und wie weit ist es bis zum nächsten ordentlichen Restaurant?«
    Keine Stunde war vergangen, und Helen hatte bereits mit mehr als einem Dutzend Leuten gesprochen, an Orten, wo man leicht mit Menschen ins Gespräch kam: Sie hatte vor einem Geldautomaten gewartet, an einer Bushaltestelle und in einer kleinen Bäckerei. Ihren Dienstausweis hatte sie nicht vorgezeigt. Sie fand, dass sie ohne diesen mehr erfahren würde.
Und sie wollte nicht riskieren, von einem der Beamten entdeckt zu werden, die hier offiziell ermittelten.
    Die Menschen hatten allerhand zu sagen. Sie waren mehr als erpicht darauf, ihre Meinung zu äußern.
    »Das Leben ist hier zurzeit keinen Pfifferling wert, das ist die Wahrheit.«
    »Diese kleinen Dreckskerle haben nichts Besseres verdient.«
    »Und woher glauben Sie, dass die diese Waffen haben? Denken Sie mal darüber nach. Wer gibt sie ihnen denn? Die Regierung, wer sonst. Die wollen doch, dass wir uns gegenseitig umbringen.«
    Helen verließ die Haupteinkaufsstraße und lief über die Lee Bridge in die ruhigere Gegend hinter dem Bahnhof. Hinüber zu den Sozialbauten: Lee Marsh, Kidbrooke, Downton, Orchard und wie sie alle hießen. Wohin man sah, standen Jugendliche herum und genossen die Sonne. Und uniformierte Polizisten, die wild entschlossen waren, sie nicht aus den Augen zu lassen.
    An einer Kreuzung, an der zwei Polizeiautos parkten, stand ein Grüppchen vor einem Wandbild. Die Leute machten Fotos, und eine Filmcrew hatte eine Kamera aufgebaut, um die Stimme des kleinen Mannes einzufangen. Aus einer tragbaren Beatbox auf dem Bürgersteig dröhnte Rap.
    Sie las die Widmung: »Michael Williamson. 1992-2008«.
    Auf einer Seite war eine Spalte mit Tags vor weißem Hintergrund, die wie eine Schriftrolle gemalt war. Die Unterschriften sollten den Toten ehren. Helen starrte auf das bunte Durcheinander von Schnörkeln und Symbolen auf dem Mauerwerk. Die meisten Namen konnte sie nicht entziffern, bei ein paar gelang es ihr jedoch.
    Wave. Mit drei blauen Linien darunter. Sollten wohl das Meer darstellen.

    Sugar Boy.
    Easy. Mit einem »S&S« in einem Kreis neben dem Namen. Die Buchstaben waren wie zischende Schlangen gemalt.
    Weiter unten in der Straße, beim Eingang zum Lee Marsh, lungerten ein paar Jungs bei den Garagen herum. Als sie zu ihnen hinüberging, tauschten sie verdutzte Blicke aus. Es waren sechs, sieben Jungs, und Helen bezweifelte, dass auch nur einer von ihnen bereits ein Teenager war. Die Frage, ob sie in der Schule wären, falls nicht gerade Ferien wären, erübrigte sich. Genauso wie die Vorstellung, sie wären zu jung, um etwas mit den Gangs hier zu tun zu haben. Nicht zum ersten Mal fragte sich Helen, warum CP-Einheiten wie die ihre nicht viel mehr Zeit darauf verwendeten, Kinder zu schützen, bevor der Schaden angerichtet war.
    Sie deutete mit einem Kopfnicken auf die Mauer, auf den Mann mit der Kamera und seinen Kollegen, der den Passanten ein Mikrofon vors Gesicht hielt. »Die reden über einen

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