Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht
erzählt.«
»Ich werde Ihnen die ganze Geschichte erzählen«, sagte Thorne. »Dann können wir beide aufhören, unsere Zeit zu verschwenden.«
Thorne hatte in den letzten sechs Monaten an Fällen gearbeitet, an die er sich weniger deutlich erinnern konnte als an diesen, obwohl seit dem Mord an Alan Langford mehr als ein Jahrzehnt vergangen war.
Im Büro hatten sie ihn das »Epping-Forest-Barbecue« genannt.
Langford war immer ein Mann gewesen, der für Schlagzeilen sorgte. Im Lauf der Jahre hatte er etliche Journalisten auf Trab gehalten, sowohl Kriminalberichterstatter als auch Wirtschaftskorrespondenten; sein Immobilienimperium wuchs ebenso schnell an, wie seine Konkurrenten sich plötzlich zur Ruhe setzten, verschwanden oder tragische Unfälle hatten. Als seine verkohlten Überreste im Epping Forest in seinem ausgebrannten Jaguar entdeckt wurden, schaffte er es endgültig auf die Titelseiten. Nachdem dann auch noch ans Tageslicht kam, dass seine Frau seine Ermordung arrangiert hatte, wurden aus wenigen Absätzen ganze Spalten oder sogar Seiten.
Donna Langford, die makellos gekleidete Gattin eines Geschäftsmanns, Schirmherrin mehrerer örtlicher Wohltätigkeitsorganisationen und Dame der Gesellschaft, hatte jemanden dafür bezahlt, ihren Ehemann zu töten.
»Sie hat sich der Kontakte ihres Mackers bedient«, sagte Thorne. »Vielleicht stand der Typ, den sie engagiert hat, sogar in Langfords Adressbuch … unter › K ‹ für ›Killer‹.«
»Sehen Sie sich das Foto noch mal an«, forderte Anna ihn auf. »Das ist er. Sie müssen sich in Erinnerung rufen, wie er damals ausgesehen hat. Sie sehen doch, dass er gealtert ist, oder?«
Thorne warf abermals einen Blick auf das Foto. »Na ja, er sieht auf jeden Fall viel besser aus als beim letzten Mal, als ich ihn gesehen habe.«
»Wenn Sie von der Leiche im Auto sprechen, das war nicht er.«
»Donna hat ihn identifiziert .« Thorne bemühte sich, nicht herablassend zu klingen, was ihn jedoch einige Anstrengung kostete. »Es war sein Wagen und sein Schmuck. Recht viel mehr ist nämlich nicht von ihm übrig geblieben …«
»Sie hat nicht gewusst, dass er es auf die Art und Weise erledigen würde«, sagte Anna. »Der Mann, den sie engagiert hat.«
»Sie hat nie nachgefragt.« Thorne lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Sie hat in aller Ruhe einem Iren namens Paul Monahan fünfundzwanzigtausend Pfund bezahlt, der dann ein paar Scheine davon benutzt hat, um etwas Benzin und ein Paar Handschellen zu kaufen.«
»Wann wurde Ihnen klar, dass sie beteiligt war?«
»Ungefähr dreißig Sekunden, nachdem ich sie kennengelernt hatte«, sagte Thorne. »Als sie kam, um den Leichnam zu identifizieren. Ich habe Hinterbliebene auf unterschiedlichste Weise reagieren sehen, aber sie stand einfach nur da und … zitterte. Ich habe sie gefragt, ob alles in Ordnung ist, und sie hat mehr oder weniger an Ort und Stelle ein Geständnis abgelegt, während ihr Macker in der Ecke wie verkochtes Fleisch gestunken hat.«
»Wie haben Sie Monahan geschnappt?«
»Donna gab uns seinen Namen, und wir haben seine DNA einer Zigarettenkippe zugeordnet, die am Tatort gefunden wurde. Alles in allem hätte es nicht unkomplizierter sein können.« Thorne schob Anna das Foto auf dem Tisch hinüber. »Glauben Sie mir, so kinderleichte Fälle wie diesen hat man nicht alle Tage.«
Anna nickte und räusperte sich. »Donna saß zehn Jahre im Gefängnis, Inspector.«
Thorne schwieg für ein paar Sekunden und sammelte einige Unterlagen auf seinem Schreibtisch zusammen. Er setzte dabei dieselbe gelassene Miene auf, hinter der er sich den ganzen Vormittag bei Gericht verschanzt hatte, doch er konnte sich noch immer an den Geruch des Jaguar erinnern, an den Geschmack des Rauchs und der Asche, die nicht nur Asche war, und an die blassen Fetttropfen, die an den Sitzen klebten.
»Wenn Sie mich fragen, ist sie ziemlich glimpflich davongekommen«, sagte er. »Sie hat sich schuldig bekannt, womit man sich immer einen Gefallen tut, und es hat ihr sicher nicht geschadet, dass ihr Macker ein Mistkerl war, der sie vermutlich verprügelt hat, wenn er gerade nicht damit beschäftigt war, anderen Leuten die Beine brechen zu lassen. Ja, irgendwann musste es mit Alan Langford so enden, aber es war trotzdem ein verdammt scheußlicher Abgang.«
»Sehen Sie sich das Datum an«, sagte Anna. Sie schob Thorne das Foto wieder hinüber. »Unten rechts …«
Thorne nahm das Foto in die Hand. Das Datum war von der Kamera
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